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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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drückte sich an der Seitenwand entlang, vorbei an den bogenförmigen Fenstern. Ein Frauenlachen perlte um die Ecke. Paul lehnte Nora an die Wand und beugte sich über sie, um das Bild von zwei innig umschlungenen Liebenden abzugeben. Als das Lachen verklang, setzten sie sich erneut in Bewegung. Dann standen sie vor dem Seiteneingang, einer verwitterten Holztür. Bei Tageslicht konnte man bei genauerem Hinsehen noch die hellgrünen Lackreste in der Maserung erkennen. Auch hier war eine Kette vorgelegt, doch die hatte Paul vor langer Zeit geknackt und heimlich präpariert – ein Passant, der zufällig des Weges kam, bemerkte nichts davon. Paul rüttelte am Schloss und die Kette fiel rasselnd zu Boden. Die Tür kreischte in den Angeln.
    Vor ihnen tat sich Schwärze auf. Was nun passieren sollte, wusste Paul genau, er hatte den Ablauf mit geschlossenen Augen geübt, bis er ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. Nun erkannte er, wie unnötig seine akribische Vorbereitung gewesen war: Durch die Bogenfenster fiel fahles Licht und bereits nach wenigen Sekunden hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Er schloss die Tür und setzte Nora auf dem kalten Betonboden ab. Dann maß er zehn Schritte, mit den Fingerkuppen über Stein und Fugen tastend. Jäh öffnete sich die Mauernische, der er eine Stablampe entnahm. Sie war fast fünfzig Zentimeter lang, vor wenigen Tagen erst hatte er sie dort versteckt. Die Batterie sollte ausreichen, um sich in der Halle zurechtzufinden, bis der Tag anbrach.  
    Bis die Inszenierung begann.
    Paul Krüger ließ den Lichtstrahl durch die Halle wandern. In der Mitte des Saals tauchte ein Klapptisch in der Dunkelheit auf, darauf thronte seine rote Reiseschreibmaschine, eine Olivetti Lettera. Vor dem Tisch ein Campingstuhl.  
    Ich werde aussehen wie ein Polizist am Lügendetektor in einem alten Film aus den Fünfzigerjahren, sinnierte Krüger.
    Nur wenige Meter vor dem Tisch ragte ein Podest empor, errichtet aus Holzpaletten und einer Gipskartonplatte, die er auf dem Gelände gefunden hatte. Mehrere weiße Laken verkleideten die kleine Bühne und verliehen ihr das Aussehen eines Altars. Eines Opfersteins.
    Beim Anblick der Requisiten auf der Bühne spürte Paul ein erregendes Kribbeln in den Lenden.  
    Hinter ihm ertönte ein Stöhnen. Er drehte sich um und richtete den Lichtstrahl auf seine Gefangene. Die Polizistin erwachte offenkundig aus ihrer Ohnmacht. Sie tastete an der Wand entlang, versuchte benommen, sich aufzurichten, aber ihre Beine gaben unter ihr nach. Es wird höchste Zeit, das Opfer vorzubereiten, dachte Paul.
    *
    Es kostete Nora unendlich viel Kraft, aus der zähen Suppe der Bewusstlosigkeit aufzutauchen. Schritt für Schritt arbeitete sie sich in die Wirklichkeit zurück. Zunächst fühlte sie eisige Kälte ihren Unterleib hinaufkriechen.
    Leg dir was unter, wenn du auf dem Boden sitzt, sonst holst du dir eine Blasenentzündung, echote Wilfrieds Stimme in ihrem Kopf – eine Halluzination. Dann der Druck und das unerträgliche Pochen in ihrem Kopf, als bearbeitete ihn jemand mit Hammer und Meißel.
    Sie versuchte aufzustehen. Etwas behinderte sie, schnitt in ihre Hand- und Fußgelenke. Auf einmal rebellierte ihr Magen. Ich muss mich übergeben, wollte sie sagen, doch sie brachte nur ein Aufstöhnen und ein trockenes Würgen hervor. Schritte näherten sich. Ein blechernes Scheppern, jemand hielt ihr ein Gefäß vor. Sie würgte ein paar Mal, dann erbrach sie einen Schwall Flüssigkeit, jeder Muskel in ihrem Körper verkrampfte unter der Anstrengung. Als der Anfall vorüber war, rang sie nach Luft. Der saure Geruch des Erbrochenen löste einen neuen Würgereflex aus, aber ihr Magen war leer. Jemand wischte ihr mit einem Taschentuch über den Mund, wie bei einem Kleinkind. Ein stummer Jemand.
    Langsam setzte ihr Denken wieder ein. Doch damit kam auch die Angst vor demjenigen, der sie hierhergebracht hatte: zu welchem Zweck? Nora lehnte den Kopf an die Wand, suchte Trost in der Kühle der Mauersteine und atmete tief durch. Sie pumpte den Sauerstoff in sich hinein, voller Hoffnung, er möge durch ihren Körper strömen und Kraft spenden.  
    »Trinken«, flüsterte sie, unfähig, ganze Sätze zu artikulieren.
    Der Mann verharrte auf der Stelle, wahrscheinlich dachte er nach. Er war ihr nahe, das spürte sie, er kniete wohl vor ihr, laut hörte sie seinen unruhigen Atem. Nach einer Weile erhob er sich. Kleidung raschelte, Schritte entfernten sich, Schritte kehrten

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