Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung
Halskette passte. Maksym und der Mann mit der Goldrandbrille umarmten sich, küssten sich auf die Wangen und klopften sich auf den Rücken.
Nora hörte, wie Maksym seinen Freund leise Mischa nannte.
Dann bauten sich die Besucher vor Hartmann auf, der unbeeindruckt auf seinem Stuhl in der Ecke saß.
»Mit welchem Recht halten Sie den Mann hier fest?«, polterte der Große. Nora bemerkte einen osteuropäischen Akzent in seiner heiseren Stimme.
Hartmann erhob sich und Dr. Baitz bemühte sich, die Situation zu entschärfen. »Das ist Mikail Rajecki, der Manager von Herrn Kurylenko«, erklärte er und schob Rajecki mit sanfter Gewalt zum Tisch, bevor der etwas Unvernünftiges tat. Man zog Stühle heran und Hartmann und die beiden Männer setzten sich, Rajecki mit erkennbarem Widerwillen.
Der Hauptkommissar ergriff das Wort. Er sprach gefährlich leise. »An einer Beschuldigtenvernehmung nimmt, sofern ich es gestatte, nur der Anwalt teil, Herr Rajecki. Wenn Sie mir dumm kommen, stehen Sie in zehn Sekunden wieder draußen auf dem Gang. Haben wir uns verstanden?«
Dr. Baitz tätschelte Rajecki beruhigend den Arm. Der nickte mit hochrotem Kopf.
»Also: Diese junge Frau wurde tot in einem Waldstück bei Kronberg aufgefunden.« Richter schob auf Hartmanns Aufforderung hin das Bild des Opfers über den Tisch. Rajeckis Blick verweilte einen langen, sehr langen Augenblick auf dem Foto.
»Es besteht Grund zu der Annahme, dass Herr Kurylenko und die Frau sich näher kannten«, übernahm Richter das Gespräch. »Jedenfalls haben wir seine DNA-Spuren an der Frau gefunden.«
»Verdächtigen Sie meinen Mandanten, etwas mit dem Tod der Frau zu tun zu haben?«, fragte Dr. Baitz.
»Sie ist möglicherweise ermordet worden. Jemand, der so kurz vor der Tat Geschlechtsverkehr mit ihr hatte, ist für uns immer potenziell verdächtig«, ließ Hartmann vernehmen.
»Sprechen wir über das Alibi«, sagte Baitz. »Wann ist sie gestorben?«
Hartmann sah im Bericht nach. »Vor drei Tagen, am frühen Abend des achten März.«
Rajecki und Kurylenko grinsten sich an.
Dann holte Rajecki sein iPhone heraus. Seine fleischigen Finger, an denen mehrere goldene Siegelringe prangten, bewegten sich überraschend behände, und einige Sekunden später legte er das Gerät vor die drei Polizisten auf den Tisch. Ein kurzer Film startete, die Auflösung war zwar schlecht, aber man erkannte eine Art Boxkampf, bei dem sich die Gegner mit Fäusten und Füßen traktierten. Am unteren Bildrand flimmerte eine Laufschrift entlang:
-- World Semifinals Kickboxing Heavyweight Class – Connors vs. Kurylenko -- live from the Amsterdam Arena – (c) SPORT1. TV --
Hartmann, Nora Winter und Richter sahen zu, wie Kurylenko den Amerikaner auf die Matte schickte. Rajecki setzte zu einer Erklärung an.
»Maksym kämpfte an genau diesem Tag in Amsterdam und hat Jay Connors mit Punktsieg im Halbfinale geschlagen. Fünftausend Zeugen vor Ort und einige Hunderttausend vor dem Fernseher. Hinflug am Tag davor, Rückflug am Folgetag morgens, nach Frankfurt. Ich kann Ihnen die Tickets zeigen.«
Hartmann atmete tief durch. Dann bedachte er Richter von der Seite mit einem vernichtenden Blick, stand auf und verließ wortlos den Raum.
Zwischen Richters Augenbrauen grub sich eine Zornesfalte tief wie der Marianengraben. Diese Spur konnten sie also zu den Akten legen.
Nora wollte noch nicht aufgeben. »Alibi hin oder her, Kurylenko. Sie haben mit der Frau geschlafen. Jetzt ist sie tot. Helfen Sie uns, indem sie uns wenigstens sagen, wer sie ist.«
Kurylenko sicherte sich mit einem Blick zu Rajecki ab. Dann steckte er die Hände in die Hosentaschen und sah auf die Tischplatte. »Ich habe ein Mal mit ihr gevögelt. Sie war eine Nutte. Keine Ahnung, wie sie heißt.«
»Wo haben Sie sie kennengelernt?«, fragte Nora.
»Kann mich nicht erinnern. In einem Puff, schätze ich.«
Nora sah Rajecki an. Hinter den blauen Gläsern seiner Brille konnte sie seine Augen nur schemenhaft erkennen. Er fixierte das Foto.
»Ist doch kein Verbrechen, mit einer Nutte zu bumsen, oder?«, spottete Kurylenko.
Hier gab es nichts mehr zu holen.
Nora ging mit Richter hinaus auf den Gang, wo Hartmann gerade telefonierte.
»Was machen wir jetzt?«, fragte ihr Kollege. Es widerstrebte ihm, untätig herumzustehen. Die Initiative zu ergreifen, lenkte ihn wenigstens zeitweilig von dem Gefühl ab, versagt zu haben.
Hartmann legte auf. »Warum haben Sie sein Alibi nicht überprüft, bevor
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