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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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Sie ihn festgenommen haben?« Er klang resigniert, nicht wütend.
    Richter starrte trotzig auf die kleine untersetzte Putzfrau mit dem geblümten Kopftuch, die hinter ihnen den Gang wischte. Künstliches Zitronenaroma vermischte sich mit Kantinengerüchen. Richter ließ die Frage unbeantwortet. Hartmann hätte ohnehin nur ein Schuldeingeständnis hören wollen.
    »Lassen Sie ihn laufen«, sagte Hartmann. »Er soll sich zu unserer Verfügung halten. Wir treffen uns in einer halben Stunde in meinem Büro.«
    Nora sah Richter an. Er tat ihr beinahe leid, aber die kleine Spitze musste sein: »Ich hab Ihnen ja gleich gesagt, dass Sie auf dem Holzweg sind.«
    Richter drehte sich wortlos um und stapfte beleidigt davon.
    Die Tür zum Vernehmungsraum ging auf und Dr. Baitz lugte heraus. »Kann mein Mandant jetzt gehen?«
    »Nehmen Sie ihn mit«, sagte Nora, »aber ich würde gerne noch ein Wort mit Herrn Rajecki wechseln, unter vier Augen, wenn er und Sie nichts dagegen haben.«
    Baitz nickte überrascht.
     
    Nora musterte Rajeckis Gesicht. Jetzt erst fiel ihr auf, dass er an einigen Stellen geliftet war: Seine Augenpartie und die Stirn wirkten wesentlich glatter als der faltige Mund. Sie hatte, wie sie sich erinnerte, seinen Namen schon einmal in der Zeitung gelesen. Er war selbst früher Boxer gewesen und hatte nach dem Ende seiner aktiven Phase ins Promoting gewechselt.
    »Sie kannten die Frau, richtig?«, eröffnete sie das Gespräch.
    Rajecki spielte wortlos mit einem seiner schweren Goldringe.
    »Mir ist Ihr … trauriger Blick aufgefallen, als Sie das Foto angesehen haben.«
    Kurylenkos Manager äugte zu dem Bild hinüber, das noch auf dem Tisch lag.
    »Man hat das Sperma einer zweiten Person … in ihr gefunden«, fuhr Nora fort. »Wir wissen noch nicht, von wem es stammt … Vielleicht steht M ja auch gar nicht für Maksym«, fügte sie nach einer Pause vielsagend hinzu.
    Rajecki hatte die Andeutung verstanden. Er wies stumm auf das kleine silberne Aufnahmegerät, das auf dem Tisch lag.
    Nora schaltete es aus. Es handelte sich ohnehin nur um eine Attrappe, von der man sich eine psychologische Wirkung versprach. Die Gespräche wurden in Wirklichkeit mittels hochsensibler Wandmikrofone aufgezeichnet.
    Rajecki beugte sich vor und flüsterte ihr den Namen des Mädchens zu.
     
    Als sie Hartmanns Büro betrat, saß Richter ihm bereits gegenüber. Von seiner stolzen Haltung war allerdings nicht viel übrig. Nora bekam kaum Luft, so schnell war sie vom Vernehmungszimmer hierhergelaufen. Die beiden Männer sahen sie überrascht an.
    »Laden Sie mal Fotos von Elena Pawlenko und unserer Toten aus dem Wald aus der Datenbank herunter«, rief Nora atemlos.
    Hartmann fragte vorerst nicht weiter nach und zog Maus und Tastatur seines Computers heran. Innerhalb weniger Sekunden hatte er ein Porträt von Elena und ein Bild aus dem vorläufigen pathologischen Gutachten auf dem Bildschirm. Er ordnete beide Fotos nebeneinander an.
    Ohne den Vergleich hätte man die Ähnlichkeit der Gesichtszüge auf die osteuropäische Herkunft der beiden Frauen zurückführen können. Doch direkt nebeneinander betrachtet, war sie unverkennbar.
    »Sehen Sie es?«, fragte Nora. »Natalia ist Elenas ältere Schwester.«

12. März
    Eine Woche lang hatte sich Kanther dem Suff überlassen. Erst heute, nach einem Blick in den blauen Himmel, fühlte er sich fähig, ein paar Stunden zu arbeiten. Er strich den Tag im Kalender rot an. So wie jedes Frühjahr, wenn die Sonne die letzten schmutzigen Schneehäufchen in Pfützen verwandelte, das Thermometer sich der Zwanziggradmarke näherte und er zum ersten Mal im Jahr mit einem Buch in den Park aufbrach.
    Bei Giannis am Kiosk würde Kanther sich wie jedes Jahr einen Kaffee und einen Kognak holen und sich dann an einem der wackeligen Gartentische in der Sonne in seine Lektüre vertiefen.  
    Kein Buch dieses Mal. Der Rotstift, mit dem er seit Jahren den Kalender markiert hatte, befand sich in seiner dunkelbraunen Ledertasche, neben dem Computerausdruck. Er hatte sich vorgenommen, die ersten Kapitel des Drachenstich – Manuskripts zu redigieren und sich dabei von der Frühlingssonne aufwärmen zu lassen. Einen Moment lang musste er an jemanden denken, der schon in seiner Jugend ein Faible für wärmere Gefilde gehabt hatte, Südostasien oder Australien. Der nun, Jahrzehnte später, wahrscheinlich in der tropischen Hitze von Bangkok, Kuala Lumpur oder Singapur lebte und für den deutschen Winter nur ein

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