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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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Bundesländern sind die Untersuchungen im Sande verlaufen. Man hätte glauben können, der Autor habe sich einfach an den bekannten Tatsachen entlanggeschrieben. Anfangs hat das Buch auch nicht gerade eingeschlagen.«
    »Und wie wurde es dann ein Bestseller?«
    »Auch Polizeibeamte lesen Krimis, ist das nicht amüsant? Man sollte meinen, wenn die abends nach Hause kommen, hätten sie genug von Mord und Totschlag.«
    »Wenn wir denn mal abends nach Hause kommen …«, kommentierte Nora frustriert.
    »Jemandem bei der Polizei sind bestimmte Details in Kanthers Buch aufgefallen, die nicht in die Medien gelangt und nur der Polizei und dem Mörder bekannt waren.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, dass der Mörder sich an den Leichen der Frauen vergangen hat. Oder dass er Souvenirs mitgenommen hat.«
    Nora legte das Besteck zur Seite. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Für sie waren das entschieden zu viele Zufälle auf einmal.
    »Kanther wurde festgenommen und eine Nacht lang verhört«, fuhr Winter fort. »Entweder haben sie ihm nicht die richtigen Fragen gestellt oder er hatte ein wasserdichtes Alibi, sonst hätten sie ihn nicht wieder freigelassen. Aber die Sache bescherte ihm eine ungeheure Popularität. In den Wochen nach der Festnahme war sein Gesicht in den Feuilletons und sogar im Fernsehen allgegenwärtig. Und er hat die Marketingmaschinerie clever angefeuert, indem er immer nur vage Andeutungen über seine Verstrickung in den Fall gemacht hat. Der Literat als Mörder. Absolut auflagenfördernd. Das Buch schoss in den Bestsellerlisten ganz nach oben und hielt sich monatelang in den Top Ten.«
    »Und man hat ihm nie etwas nachweisen können?«
    »Nein. Den Drachentöter hat man nie gefasst. Ein klassisches Beispiel für die Wechselwirkung zwischen Realität und Fiktion. Ich erinnere mich, dass jemand sogar mal eine Doktorarbeit darüber geschrieben hat.«
    »Und was macht dieser Kanther heute?«
    »Er hat ein paar Jahre lang vergeblich versucht, den Erfolg zu wiederholen. Als das nicht funktionierte, hat er sich mit Schreibkursen und Seminaren über Wasser gehalten, das erzählte mir jedenfalls seine ehemalige Agentin, die ich immer am Neujahrsempfang der Bürgermeisterin treffe. Bis sie sich zerstritten haben; seitdem ist er von der Bildfläche verschwunden. Die Prostituiertenmorde haben übrigens nach seiner Vernehmung aufgehört.«
    »Und wo lebt er jetzt?«
    »Vermutlich immer noch im Nordend.«
    »Warum glaubst du, dass Kanther auch mit unseren Fällen etwas zu tun hat? Ein Serienmörder, der zwanzig Jahre Pause einlegt, ist ziemlich ungewöhnlich. Vielleicht ist es einfach Zufall. Oder es gibt einen Nachahmer.«
    »Ich habe Kanther damals auf der Buchmesse getroffen. Mit dem Typen war etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Er wirkte auf mich, als stünde er unter Drogen. So einer legt unschöne Gewohnheiten nicht einfach ab. Vielleicht hat er sich in den nachfolgenden Jahren einfach schlauer angestellt.«
    Irgendetwas in Wilfrieds Stimme oder der Art wie er sie ansah, verriet Nora, dass er etwas verheimlichte. Er sagte ihr nicht die ganze Wahrheit, aber sie ließ es auf sich beruhen. Seine Sturheit war legendär.
    Maningning stieß die Tür auf und balancierte zwei Teller herein, auf denen etwas angerichtet war, das wie ein asiatisches Rindfleischgericht aussah. Es verbreitete ein köstliches Aroma aus exotischen Gewürzen.
    »Na endlich mal etwas, das nicht zu neunzig Prozent aus Fett besteht.«
    Nora wusste, dass ihr Vater Ma nur aufzog. Seit zwanzig Jahren kochte sie für ihn und ebenso lange aß er vertrauensvoll, was sie ihm servierte. Es war ihm offensichtlich nicht schlecht bekommen.
    »Was ist das, Maningning?«, fragte er.
    Die Filipina zwinkerte Nora zu. »Das ist Buro.« Kaum hatte sie diese mysteriösen Worte gesprochen, verschwand sie wieder nach draußen.  
    Wilfried schnupperte. »Was ist Buro? «
    Nora unterdrückte ein Lachen. Ma hatte es ihr vor vielen Jahren einmal erzählt und sie hatte sich vor Ekel geschüttelt und gleichzeitig vor Vergnügen gequietscht.
    »Buro ist in Salzlake eingelegtes gegartes Gemüse. Man gibt es einem ausgehungerten Hund, der es herunterschlingt. Dann bringt man ihn zum Erbrechen und kocht das hervorgewürgte Gemüse erneut.«
    Wilfried sah seinen Teller skeptisch an. »Und was ist das Dunkelbraune hier? Sagtest du nicht, Buro sei Gemüse?«
    »Ich glaube, das ist der Hund, Papa.«
    Ihr Vater zog mit aristokratischer Geste eine Augenbraue hoch, nur ein

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