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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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vorsetzt.«
    Nora lachte und Richter stimmte ein, dann leerten sie ihre Gläser. Nach einer Weile legte Nora eine Farbkopie auf den Tisch. »Als Polizeipsychologin gehört es auch zu meinen Aufgaben, die Kollegen bei Problemen zu beraten. Also – Tipp Nummer eins: Nehmen Sie sich ein wenig zurück. Fragen Sie andere nach ihrer Meinung und behalten Sie Ihre erst einmal für sich. Lassen Sie sich helfen, wenn Sie nicht weiterwissen, und helfen Sie anderen, statt sich zu produzieren. Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie den Laden vom ersten Tag an schmeißen. Sie werden sehen, dann klappt es auch mit den Kollegen. Polizeipräsident werden Sie noch früh genug.«
    Richter blieb stumm, aber ein Grübchen am Mundwinkel verriet ihn.
    »Ratschlag Nummer zwei«, bei diesen Worten tippte sie auf das Foto auf dem Tisch, »gehen Sie zu Hartmann und sagen Sie ihm, dass Sie es sich anders überlegt haben. Wir ha ben eine neue Spur und brauchen jeden Mann im Kommissariat.«
    Richter studierte das Bild. »Wer ist das?«
    »Martin Kanther, vor zwanzig Jahren Autor eines Bestsellers mit dem Titel Drachentöter. «
    »Und was hat der mit den Pawlenko-Morden zu tun?«
    »Kanthers Roman erschien Anfang der Neunzigerjahre. Darin ging es um einen Serienmörder, der Prostituierte mit ihrem eigenen BH erdrosselte, sich an den Leichen verging und die Mädchen dann so drapierte, dass es wie Selbstmord aussah. Ich hab das Buch zwar noch nicht gelesen, aber so steht es in den Akten. Einige Frankfurter Kollegen staunten damals nicht schlecht, als sie das Buch in die Finger bekamen. Jemand erinnerte sich an ungeklärte Todesfälle im Rotlichtmilieu und die Akten wurden wieder hervorgeholt.«
    »Und gab es einen Zusammenhang?«
    »Der Täter hatte die Frauen nach ihrem Tod vergewaltigt, fragen Sie mich nicht, wie man so etwas feststellen kann. Aber diese Information hatte die Polizei unter Verschluss gehalten.«
    »Vielleicht hatte Kanther einen Informanten bei der Polizei?«, warf Richter ein.
    »Könnte sein. Aber dass die Frauen mit ihrem eigenen BH getötet wurden, wussten bis dahin nicht einmal die Kollegen; man hatte nur ein paar undefinierte Faserreste am Hals der Opfer gefunden. Aufgrund der Hinweise in Kanthers Buch ging man der Sache noch einmal auf den Grund.«
    »Und es stellte sich heraus, dass die Fasern von einem BH stammen konnten?«
    Nora nickte. »Man konnte anhand der Würgemale sogar die Marke feststellen. Die Identische wie im Buch.«
    Richter sah das Foto nachdenklich an, dann holte er sein Handy aus der Jackentasche und wählte. Die Institutssekretärin nahm nach dem zweiten Läuten ab. Sie protestierte, aber letztendlich stellte sie ihn durch.
    »Dr. Chiazza? Hier ist noch einmal Richter von der Mordkommission. Hatten Sie in unserem Gespräch eigent lich gesagt, womit die Frau aus dem Wald erdrosselt wurde?«
    »Im Bericht, den Sie ja sicher aufmerksam studiert haben, steht, dass wir Mikrofaser-Spuren an ihrem Hals gefunden haben. Das bedeutet, sie wurde mit großer Wahrscheinlichkeit mit etwas getötet, das Mikrofasern enthält.« Chiazza klang ungeduldig.
    »Und das wäre zum Beispiel?«
    »Funktionsbekleidung, Bettwäsche, ein großer Putzlappen.«
    »Käme auch ein BH infrage?«
    »Gut möglich. Ich bin kein Spezialist für Büstenhalter, aber es gibt bestimmt Marken, die Mikrofasern enthalten.«
    »Danke und …«, Richter grinste Nora an, »… entschuldigen Sie den Überfall.«
    »Sie lernen schnell«, kommentierte Nora amüsiert.
    Richter stand auf. »Wo finden wir diesen Kanther?«
    Man merkte ihm nicht an, dass er noch vor einer halben Stunde wie ein Häuflein Elend hier gesessen hatte. Erstaunlich, welche Veränderungen ein einziges offenes Gespräch bewirken kann, dachte Nora. Aber eigentlich passte das zu seinem Naturell. Schnell zu begeistern, immer gleich nach vorne und leicht zu frustrieren. Sie hoffte, er würde sich ihre Worte zu Herzen nehmen.
    Später fragte sie sich oft, warum sie an diesem Tag zum Main gefahren war. Wie sich die Dinge entwickelt hätten, wenn sie ihn einfach hätte ziehen lassen. Vielleicht wäre ihr Leben einfacher gewesen.

15. März
    Am Samstagnachmittag hatte Hartmann das Büro bereits verlassen. Also überfielen Nora und Richter ihren Chef am Montagmorgen, kaum dass er hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte. Richter eröffnete Hartmann, dass er sein Versetzungsgesuch zurückziehen wolle. Der Leiter der Mordkommission nahm die vorgebrachte Erklärung schweigend entgegen,

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