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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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Werbeprospekt der Polizeiakademie?
    »Und gelegentlich fangen wir auch noch Verbrecher.«
    »Trotzdem geht das über meinen Horizont. Manchmal denke ich, du hast das nur gemacht, um mich zu ärgern.«
    Er weiß gar nicht, wie recht er hat, dachte Nora. Für ihren Vater waren ihre beruflichen Pläne nie diskussionswürdig gewesen. Seit ihrer Kindheit galt es als selbstverständlich, dass sie nach Journalismusstudium, Volontariat und vorgezeichnetem Aufstieg in der Hierarchie den Verlag übernehmen und Deutschlands jüngste Zeitungsverlegerin sein würde. Alle waren felsenfest davon überzeugt – außer Nora. Wenige Tage nach ihren bestandenen Abiturprüfungen beichtete sie ihrem Vater am Mittagstisch ihren Entschluss, sich an der Verwaltungsfachhochschule der Polizei in Wiesbaden und an der Frankfurter Uni in Psychologie einzuschreiben. Sie wolle zur Kripo gehen. Dass sie es vor allem tat, um sich ihm zu widersetzen und aus seinem für sie festgeschriebenen Karrierepfad auszubrechen, sagte sie ihm freilich nicht.
    »Natürlich habe ich das gemacht, um dir eins auszuwischen.« Es sollte wie ein Scherz klingen.
    Inzwischen hatten sie ihre Runde durch den Grüneburgpark beendet und passierten auf dem Rückweg die U-Bahn-Station Holzhausenstraße. Ein paar muskelbepackte Kerle mit kurz geschorenen Haaren standen vor einem der zahlreichen Wettbüros, die sich inzwischen in den leer stehenden Läden angesiedelt hatten, und rauchten.
    Wenige Minuten später sprinteten Vater und Tochter die Auffahrt zur Villa Winter hinauf. Nora stützte die Hände auf die Oberschenkel und schnappte nach Luft. Wilfried Winter schloss die Augen, atmete tief durch und dehnte seine Muskeln.
    »Essen in fünfzehn Minuten!«, sagte er, als er die Treppe mit federnden Schritten hinaufeilte.
    Unzerstörbar, dachte Nora. Mein Vater ist unzerstörbar.
     
    Maningning servierte Lumpias zur Vorspeise, philippinische frittierte Frühlingsrollen. Sie hatte üblicherweise einen Vorrat davon im Kühlschrank, den sie nach Bedarf in heißem Fett ausbacken konnte. Da ihr Patron solche Kalorienbomben jedoch missbilligte, konsumierte sie sie meistens selbst, was man ihrem Leibesumfang anmerkte. Umso mehr freute sie sich, wenn Nora zu Besuch kam, die Maningnings Lumpias für ihr Leben gerne aß.
    Wilfried beäugte verständnislos die Teigrolle auf seinem Teller und die Ölpfütze, in der sie schwamm. Bevor er seine Haushälterin hereinzitieren konnte, wünschte Nora einen guten Appetit. Sie aßen eine Weile schweigend.
    »Dein Artikel über die Morde an den beiden ukrainischen Frauen war nicht gerade sehr förderlich für unsere Arbeit, Papa.«
    »Ach ja? Hast du damit zu tun?«
    Nora kämpfte gegen den Impuls an, ihm an den Kopf zu werfen, dass er das doch schon längst wusste. Ihr Vater hatte Gerüchten zufolge seit Jahren einen unentdeckten Informanten im Präsidium.  
    Als Nora bei Hartmann angefangen hatte, hatte der die scherzhafte Bemerkung gemacht, der arme Maulwurf müsse sich nun wohl eine neue Nebenbeschäftigung suchen, wo Winter jetzt seine eigene Tochter im Polizeidienst untergebracht habe. Nachdem Nora Hartmann über ihr Verhältnis zu ihrem Vater und dessen Haltung zu ihrer beruflichen Entscheidung aufgeklärt hatte, hatte er sich bei ihr entschuldigt, was ihn in ihrer Achtung steigen ließ. Seit damals war das Thema nie wieder aufgekommen.
    »Ich gehöre zur Ermittlungsgruppe. Darum interessiert mich auch, was es mit diesem stadtbekannten Bestsellerautor auf sich hat.«
    Wilfried lächelte zufrieden. »Ah. Darum hast du dich nach so langer Zeit gemeldet. Ich frage mich, schon seit wir losgelaufen waren, was du im Schilde führst. Also gut. Der stadtbekannte Bestsellerautor.«
    Winter tat etwas, das völlig gegen seine Gewohnheiten war. Er stand während der Mahlzeit auf, verließ kurz den Raum und kehrte mit einem Buch zurück, das er vor Nora auf den Tisch legte.  
    »Er war eine Eintagsfliege. Hat Anfang der Neunziger einen Psychothriller geschrieben, so nennt man das heute. Über einen Serienmörder, der Prostituierte umbringt. Sie beim Sex erwürgt und dann aufhängt, damit es aussieht wie Selbstmord.«
    Nora betrachtete das Cover. Martin Kanther. Drachentöter .
    »Ich fand das Buch eigentlich nicht besonders aufregend«, sagte ihr Vater. »In den anderthalb Jahren vor dem Erscheinen des Buches waren in mehreren Großstädten Prostituierte tot aufgefunden worden. Wegen des Kompetenzgerangels der Behörden in den verschiedenen

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