Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung
Tochter und das schmutzige Geschirr in der Kommode zu verstauen und den Schlüssel abzuziehen. Der Schal war unauffindbar, um die Vorderseite zu verhängen, fehlte ihr die Zeit. Wenige Sekunden später klopfte der Mann erneut. Ungeduldig.
›Du wirst blind werden. Diese Männer sind mächtige Zauberer. Wenn sie deinen Blick auf sich spüren, werden sie dir dein Augenlicht rauben.‹
›Aber Mama, wenn sie so mächtige Zauberer sind, dann wissen sie doch ohnehin, wo ich versteckt bin!‹
Ihre Mutter war eine schlechte Lügnerin. Ganz anders als die Großmutter, die ihrer Enkelin monatelang vorgeschwärmt hatte, wie Adriana als Dienstmädchen bei einem Bankdirektor in Deutschland arbeitete, umgeben von vornehmen Leuten, die von goldenen Tellern aßen.
Aber vielleicht hatte es die Baba selbst nicht besser gewusst. Das Märchen von den Zauberern hatte Agniezka jedenfalls keinen Moment lang geglaubt. Mit sechs Jahren wusste man etwas von der Welt.
Wie ein Vogel kauerte sie in ihrem Käfig und diesmal konnte das Vögelchen seine Neugier stillen, es würde bestimmt nicht erblinden.
Agniezka Anghel brachte ihr Auge ganz nah vor das Schlüsselloch.
Ihre Mutter hatte der Kommode den Rücken zugewandt. Der Mann stand vor ihr, auf seinem Gesicht glänzte ein feiner Schweißfilm. Seine große Umhängetasche hatte er neben dem Bett abgestellt. Er stellte eine Frage, ihre Mutter schüttelte den Kopf. Er zog ein dickes Bündel Geldscheine aus der Tasche, ihre Mutter schüttelte erneut den Kopf. Der Mann ließ nicht locker. Adriana zögerte, dann griff sie nach dem Geld und verschwand außer Sichtweite im Badezimmer.
Der Mann legte die Jacke ab. Darunter trug er ein kurzärmeliges T-Shirt. Seine Unterarme waren bemalt, ›tätowiert nennt man das‹ hatte Onkel Dan ihr einmal anhand seiner eigenen bemalten Haut erklärt. Schwarze Linien schlängelten sich von der Armbeuge zum Handgelenk und formten ein Bild mit einem filigranen Muster, das Agniezka nicht entschlüsseln konnte. Ihre Mutter kehrte mit nackten Brüsten, den Büstenhalter wie eine Peitsche in der Hand, aus dem Bad zurück. Sie ließ sich vor dem Mann auf die Knie nieder. Er sah sich suchend im Raum um, entdeckte den Schal, band ihr Hände und Füße hinter dem Rücken zusammen. Sie wehrt sich nicht, dachte Agniezka. Er fingerte an seiner Hose herum, zog Jeans und Unterhose bis auf die Knie herab. Sein Hintern war behaart und er hatte unreine Haut am Rücken.
Agniezka unterdrückte ein Kichern. Oft genug hatte sie Onkel Dan nach dem Duschen beobachtet, sie wusste, was sich bei Männern in der unteren Körperregion befand.
Der Mann legte den Büstenhalter um Mamas Hals. Dann trat er einen Schritt näher an ihr Gesicht heran. Agniezka konnte nicht sehen, was vor sich ging, der Körper des Besuchers verdeckte ihre Sicht, aber sie hörte ihn laut stöhnen. Gleichzeitig bäumte sich der Körper ihrer Mutter auf.
Etwas stimmte nicht. Bis jetzt hatte Agniezka den Eindruck gehabt, dies sei ein Spiel und ihre Mutter mache freiwillig mit. Aber wie sich der nackte Frauenkörper unter dem Mann wand, sah es überhaupt nicht aus wie ein Spiel. Und auch die Geräusche, die Adriana von sich gab, klangen nicht so, als ob sie sich wohlfühlte. Den Mann kümmerte das nicht. Er zog an der spitzenbesetzten Schlinge, wiegte seinen Körper vor und zurück, und ihre Mutter wiegte unter der Führung des Mannes im gleichen Takt mit wie eine wehrlose Puppe.
Agniezka wurde von Panik ergriffen. Sie wollte ihrer Mutter helfen, wollte, dass der Mann aufhörte, ihr wehzutun. Aber sie spürte auch, dass er möglicherweise das Gleiche mit ihr anstellen würde, falls sie ihre Anwesenheit verriet.
Es kostete sie ihre gesamte Willenskraft, nicht laut aufzuschluchzen. Ein unkontrolliertes Zittern durchlief sie. Tränen liefen ihre Wangen herab, während sie die Lippen zusammenpresste und sich zwang, keinen Laut von sich zu geben.
Ihre Mutter zuckte, als gingen Stromstöße durch ihren Körper. Sie zerrte an den gefesselten Armen und Beinen, drohte seitwärts zu kippen, aber der Mann hielt sie am Haken wie einen widerspenstigen Fisch.
Der Metallring, der die Körbchen verband, löste sich vom BH und flog klirrend gegen die Fensterscheibe. Adriana fiel auf den Rücken. Nun konnte Agniezka ihr Gesicht erkennen. Die Augen ihrer Mutter traten aus den Höhlen. Die Zunge ragte violett aus dem weit aufgerissenen Mund hervor, sie würgte und stöhnte.
Die gefesselten Arme und Beine lagen
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