Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung
nachsehen. Die E-Mails sind alle gespeichert.
KHK Hartmann überprüft, ob der Computer bei der Wohnungsdurchsuchung beschlagnahmt wurde, was der Fall ist. Er weist an, den Computer aus dem Büro von KK Winter zu holen, um die Behauptung des Beschuldigten zu überprüfen. Die Befragung wird zwischenzeitlich fortgesetzt.
F:Als wäre das nicht genug, finden wir in Ihrem Kleiderschrank einen Koffer voller Heroin im Wert von fast fünfhunderttausend Euro. Und alles, was Ihnen dazu einfällt, ist, dass Sie sich nicht erinnern können.
Der Beschuldigte schweigt.
F:Zwei Mal lebenslänglich für Mord. Plus fünf bis fünfzehn Jahre für gewerblichen Handel mit Drogen in beträchtlicher Menge. Sie werden das Gefängnis nicht mehr lebend verlassen, Kanther!
Der Beschuldigte schweigt.
F:Geben Sie sich einen Ruck, Mann. Ich weiß, es ist schwer, einen Mord einzugestehen. Aber Sie werden sich viel besser fühlen, wenn Sie es sich von der Seele geredet haben. Sie sind nicht auf den Kopf gefallen, Kanther. Ich muss Ihnen nicht erklären, dass ein Ge- ständnis in Ihrem Fall keine kürzere Haftstrafe bringt. Aber vielleicht Hafterleichterungen. Man könnte Ihnen erlauben, im Gefängnis Ihre Bücher zu veröffentlichen. Tun Sie es wenigstens für die Familien der toten Mädchen. Damit sie Gewissheit haben.
A:Ich habe die Frauen nicht umgebracht. Sie haben den Falschen erwischt. Genau wie vor zwanzig Jahren.
Der Beschuldigte steht erregt auf.
F:Setzen Sie sich. Wir warten, bis der Computer da ist. So lange haben Sie Zeit zum Nachdenken. Lassen Sie sich meine Worte durch den Kopf gehen. Es liegt an Ihnen, ob Sie in diesem Leben noch mal Sonne sehen.
Die Vernehmung wird unterbrochen, die Anwesenden KK Richter, KK Winter und KHK Hartmann verlassen den Raum. Der Beschuldigte raucht und trinkt Kaffee.
Um 22:10 Uhr wird der Computer des Beschuldigten gebracht und in Betrieb genommen. Das Gerät fährt jedoch nicht ordnungsgemäß hoch. Der Techniker äußert den Verdacht, dass die Festplatte defekt sein könnte.
Der Beschuldigte wird wütend. Man untersucht den Com puter und stellt eine Beschädigung an einer Ecke des Gehäuse s fest.
Der Beschuldigte wirft den Kollegen vor, den Computer absichtlich beschädigt zu haben, um ihn ins Gefängnis zu bringen. Er wird von zwei Beamten gemäßigt.
Die Vernehmung wird fortgeführt.
F:Gibt es Sicherungskopien oder einen Ausdruck der Korrespondenz mit Ihrem Kollegen?
A:Nein. Nur das Manuskript, und das haben Sie bereits.
F:Finden Sie das nicht leichtsinnig?
Der Beschuldigte schweigt.
F:Die Technik wird versuchen, die Daten wiederherzustellen, aber eine Garantie gibt es nicht. Und es wird eine Weile dauern. Also, fangen wir noch mal von vorne an. Wollen Sie sich zu den Tatvorwürfen äußern?
Der Beschuldigte wirkt resigniert. Er ist kaum ansprechbar.
F:Herr Kanther, wollen Sie sich äußern?
A:Ich bin unschuldig.
F:Ist das alles?
Der Beschuldigte reagiert nicht auf die Frage.
KHK Hartmann schließt nach einer kurzen Pause die Befragung.
F:Morgen früh werden Sie dem Haftrichter vorgeführt. Suchen Sie sich einen guten Anwalt. Sie werden ihn brauchen.
Die Vernehmung wird um 22:40 Uhr beendet.
Protokoll gelesen und bestätigt
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(M. Kanther)
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Mit seiner Vielzahl von Bildschirmen und den langen Reihen bunter Schalter und Kontrollleuchten mutete der Überwachungsraum des Polizeipräsidiums wie die Kommandobrücke eines Raumschiffs an. Pünktlich um dreiundzwanzig Uhr drückte der wachhabende Beamte der Nachtschicht auf einen Knopf mit der Aufschrift Zellenbeleuchtung. Es gab ein Geräusch wie ein Peitschenknall, als das Relais die Stromzufuhr der Deckenbeleuchtung in den fünfundzwanzig Gewahrsamszellen unterbrach. Bis auf die Notbeleuchtung herrschte dort ab sofort Dunkelheit. Die Überwachungska meras übermittelten ihre Bilder unbarmherzig in die Zentrale.
Zeit für einen Imbiss. Der Wachhabende griff hinunter zur Ledertasche, die am Fuß des Drehstuhls lehnte, und entnahm ihr eine BILD-Zeitung, sowie eine Kunststoffdose, die ein spätes Abendbrot enthielt. Wenige Augenblicke später ließ er seine Augen routiniert über die Bildschirme gleiten. An einem blieb sein Blick hängen. Er lehnte sich so weit vor, dass seine Nasenspitze fast den Monitor berührte. Der Insasse der Zelle Nummer sieben hämmerte aufgebracht gegen die Zellentür. Der Wachhabende funkte umgehend seinen Kollegen auf Kontrollgang an: Nachsehen!
Der
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