Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung
unter Adrianas Rücken. Mit einer letzten Willensanstrengung versuchte sie, dem Verursacher ihrer Qualen zu entkommen, Millimeter für Millimeter von ihm wegzukriechen. Vergebens. Der Mann beugte sich über die Frau und ließ sich mit voller Wucht auf ihren Brustkorb fallen. Agniezka hörte ein lautes Knacken, wie beim Brechen trockener Äste, dann erschlaffte der Körper der Mutter. Stille trat ein. Das Keuchen des Mannes war jetzt das einzige Geräusch im Raum.
Agniezkas Blase entleerte sich. Sie spürte, wie der warme Urin durch ihre Strumpfhose auf den Einlegeboden der Kommode tropfte. Doch sie war wie gelähmt, sie konnte den Blick nicht lösen.
Der Mann kniete breitbeinig über dem leblosen Körper ihrer Mutter und hielt mit beiden Händen den Hals der Toten umklammert, noch lange, nachdem Adriana den letzten Laut von sich gegeben hatte. Die Zeitspanne kam dem Mädchen in der Kommode wie eine Ewigkeit vor.
Endlich löste der Mann den Griff. Er zog seine Jeans hoch, trocknete mit einem Küchenhandtuch sein schweißnasses Gesicht und den Nacken. Dann nahm er ein Messer aus der Küchenschublade, mit dem er den Schal durchschnitt. Er zog Adrianas Beine unter dem Körper hervor und spreizte sie weit. Zum zweiten Mal an diesem Tag streifte er seine Hose herunter.
Agniezka sah seinen schlaffen Penis. Sie schloss die Augen und hielt sich den Mund zu, um sich nicht übergeben zu müssen.
Er betrachtete sein ungehorsames Glied und die tote Frau zu seinen Füßen. Beim ersten Mal hatte er eine Pflichtrunde absolviert. Er hatte sich dazu überwinden müssen und anschließend ins Klo gekotzt vor Selbstekel. Aber wie hätte er das Geschehen beschreiben können, wenn er auf die Erfahrung verzichtet hätte?
Schreibe über das, was du kennst. Der Mentor hatte es gekonnt, also würde es ihm auch gelingen. Die Frauen brachten Opfer, genau wie er. Genau genommen brachte er das größere Opfer. Die Mädchen waren tot, sie hatten es überstanden. Aber er musste weiterleben mit den Bildern, den Geräuschen, dem unerträglichen Gestank.
Beim zweiten Mal war es ihm egal gewesen.
Heute wollte er, konnte aber nicht. Er lächelte. Die Dinge schienen sich ins Gegenteil zu verkehren.
Schlussendlich hatte er den Anblick der zerbrochenen Frau hinter sich gelassen und es sich in der Toilette selbst besorgt. Das funktionierte immerhin noch. Er hatte die Kamera herausgeholt und Bilder für seine Recherche angefertigt. Diesmal hatte er es sich erspart, die Frau aufzuhängen. Die Polizei wusste, dass die Frauen ermordet worden waren. Es wäre mehr eine Imagefrage gewesen.
Er packte seine Tasche und zog die Tür hinter sich zu. Stieg in die U-Bahn, umgeben von Schweiß und Bierdunst und dem tierhaften Geschrei von Kindern. Dort schaltete er die Kamera ein und betrachtete die Bilder. Einige Jugendliche und ein Geschäftsmann im Anzug auf der Bank nebenan warfen gelangweilte Blicke auf das Display. Die Jungen zwinkerten sich verschwörerisch zu. Lachten verschämt. Der Anzugträger schüttelte kaum merklich den Kopf und widmete sich seiner Zeitung. Niemand schöpfte Verdacht.
Das Bild zeigte die am Boden liegende Frau und im Hintergrund eine Anrichte. Etwas machte ihn stutzig. Er zoomte das Möbelstück heran. Deutlich erkannte er die Tür, das Schloss, den Boden, die massiven Füße. Was war das vorne an der Unterseite der Tür? Er brachte sein Auge so nahe wie möglich an das Display. Einige Fahrgäste schauten interessiert herüber.
Aus der Anrichte schien eine Flüssigkeit auf den Boden zu tropfen. Auf dem übernächsten Bild hatte sich bereits eine kleine Pfütze gebildet. Seltsam, dass er das übersehen hatte. Er war vermutlich so mit Adrenalin vollgepumpt gewesen, dass ihm dieses Detail entgangen war. Ihm fiel ein, dass er kurz vor dem Eintreten zwei Stimmen gehört hatte. Er hatte angenommen, sie seien aus dem Fernseher gekommen, denn außer der Nutte hatte er niemanden angetroffen.
Vielleicht war doch noch jemand im Zimmer gewesen. Hatte sich in dem Möbelstück versteckt. Aber die Kommode war viel zu klein für einen Menschen. Außer …
Er starrte wie benommen auf den Fleck am Boden, dann verstaute er hastig die Kamera in der Tasche. An der nächsten Haltestelle stieg er aus. Stürmte die Rolltreppe nach oben, nahm die Brücke über den Bahnsteig, rannte auf der anderen Seite wieder hinunter und sprang in die erste Bahn, die in die entgegengesetzte Richtung fuhr.
Er klingelte bei einer Hure in einem der oberen
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