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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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Display ihres Handys, aus dem ein altmodisches Telefonklingeln drang, zeigte halb drei Uhr morgens. Nora räusperte sich und ging ran.
    »Frau Winter? Entschuldigen Sie die nächtliche Störung, aber der Beschuldigte aus Zelle sieben, Martin Kanther, hat eine Panikattacke erlitten«, erklärte der Kollege vom KDD. »Der Polizeiarzt hat versucht, ihn mit Medikamenten ruhigzustellen, ohne Erfolg. Seit Stunden liegt er uns jetzt in den Ohren. Er will Sie und niemanden sonst sprechen. Würde es Ihnen etwas ausmachen zu kommen? Er will dringend eine Aussage machen.«
    Nora atmete tief durch, bevor sie antwortete. »Ist niemand sonst da, der die Aussage aufnehmen könnte?«
    »Er will nur mit Ihnen sprechen, tut mir wirklich leid.«
    »Na gut. Falls Sie es noch nicht getan haben, rufen Sie bitte Gideon Richter an, und wir brauchen jemanden für das Protokoll. Ich versuche, in zwanzig Minuten da zu sein.«
    Haben wir ihn weich gekocht? Oder ist da noch mehr? Diese Fragen stellte sich Nora, während sie sich hastig wusch und anzog. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass die Sache unendlich viel komplizierter war.
    Im selben Moment, in dem die Wohnungstür für diese nachtschlafende Zeit eine Spur zu laut ins Schloss fiel, klingelte das Handy zum zweiten Mal.
    »Nora?«
    »Für Sie nach wie vor Frau Winter, Herr Kollege.«
    »Entschuldigen Sie. Wann können Sie da sein?«
    »So schnell es geht.«
    »Die Spurensicherung müsste jeden Moment eintreffen. Ich hoffe, Sie hatten ein leichtes Abendessen. Kein schöner Anblick hier.«
    »Spurensicherung? Was zum Henker ist denn passiert?«
    »Sie sehen sich das besser selbst an. Das Thema Kanther ist jedenfalls durch.« Richter hatte grußlos aufgelegt.
    Nora sah verwirrt auf das erloschene Display. Es waren kaum mehr als zehn Minuten vergangen, seit der Kollege vom KDD sie aus dem Schlaf gerissen hatte. Was hatte Kanther in der Zwischenzeit angestellt?
     
    Kurz nach ihrer Ankunft im Präsidium hatte man den Insassen von Nummer sieben in ein Vernehmungszimmer gebracht. Nervös sog er an einer filterlosen Zigarette, dann gesellte sich der Stummel zu dem guten Dutzend Kippen, die bereits im Aschenbecher lagen. Es war ein Treppenwitz deutscher Bürokratie, dass im Gegensatz zum alten Gebäude das Rauchen im gesamten neuen Präsidium verboten war, mit Ausnahme der Vernehmungsräume. Auch dort hatte man es erst gestattet, als Noras Vorgänger nachweisen konnte, dass seit der Einführung des generellen Rauchverbots die Anzahl der Geständnisse merklich zurückgegangen war. Gleichzeitig war die Zahl der tätlichen Angriffe auf Beamte während der Vernehmungen im selben Maß angestiegen.
    Richter war noch nicht eingetroffen und auch telefonisch unerreichbar. Nora beobachtete das Vernehmungszimmer und seinen Insassen eine Weile am Monitor ihres Computers. Kanthers Nerven lagen offensichtlich blank. Fahrig strich er sich durch die Haare, putzte seine Brille, lockerte den Kragen, qualmte wie ein Schlot und fuhr sich erneut durch die Haare. Immer wieder sprang er auf und wanderte rastlos durch den Raum. Wie ein Süchtiger auf Entzug.
    Zehn Minuten später blieb Richter immer noch unauffindbar und Nora beschloss, alleine anzufangen.
    Etwas veränderte sich in Kanthers Blick, als sie das Vernehmungszimmer betrat. Seit Nora gestern Abend beobachtet hatte, wie er in die Zelle geführt wurde, hatte er sichtlich an Haltung verloren. Er war buchstäblich in sich zusammengefallen.
    »Warum wollen Sie ausgerechnet mit mir sprechen, Herr Kanther?«
    Ihr Gegenüber schloss eine Sekunde lang die geröteten Augen, bevor er antwortete. »Sie haben mein Buch gelesen. Sie wissen mehr von mir als der Großteil der Leute, mit denen ich bisher bei der Polizei zu tun hatte. Heute und vor zwanzig Jahren.«
    »Tut mir leid«, erwiderte Nora, »aber ich muss Sie enttäuschen. Ich habe den Text nur überflogen. Aber ich kenne den Inhalt ungefähr.«
    »Sie haben es von ihrem Vater, oder?«
    Das also war der wahre Grund. Nora antwortete nicht.
    »Sie haben die gleichen Augen. Die gleiche Mundpartie. Die gleiche – Cleverness.«
    »Sie kannten sich wohl gut, mein Vater und Sie?«
    Kanther hielt inne. Hatte er die Verwundbarkeit in ihrer Stimme gespürt? Wenn ja, würde er versuchen, sie auszunutzen.
    »Können Sie mir etwas zu trinken besorgen?«
    Es klang wie eine Forderung, weniger wie eine Bitte.
    Sie wusste, wonach ihm der Sinn stand, das Arsenal leerer Flaschen in seiner Wohnung sprach Bände. Aber er hatte es

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