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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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selbst. »Natürlich. Es ging ja nicht um geplante Straftaten. Bär hatte die Frauen schon umgebracht.«
    Richter stand auf und begann, an der Wand entlang auf und ab zu laufen. Er musste wohl seinem Ärger Luft machen. »Bedeutet das, wenn mir jemand im Vertrauen erzählt, er hätte einen Menschen getötet oder Schlimmeres, dann können wir beide jahrelang dieses Wissen für uns behalten und kein Gesetz zwingt mich, zur Polizei zu gehen und ihn anzuzeigen?«
    Müsst ihr nicht das Strafgesetzbuch auswendig lernen, be-vor sie euch auf die Menschheit loslassen?, dachte Kanther, sagte aber: »Sieht ganz so aus. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet nennt man das Denunziation . Dieser Begriff hat wiederum einen schlechten Beigeschmack.«
    Richter schüttelte langsam den Kopf.
    »Wissen Sie, wo sich Bär im Moment aufhält?«, fragte Winters Tochter.
    »Er ist in Frankfurt.«
    Die beiden zuckten zusammen. Das war ihnen offensichtlich neu.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Er hat mich besucht. Vor einigen Tagen. Der Koffer mit Heroin stammt von ihm.«
    Er sah sie nicken. Vielleicht begriffen sie langsam, dass er ihnen zwar Puzzlestücke lieferte, ein Teil nach dem anderen. Das Bild jedoch mussten sie selbst zusammensetzen. Vielleicht sollte er ein paar strategisch wichtige Teile zurückbehalten?
    »Hat er die neuen Morde erwähnt? Sich dazu geäußert?«
    Kanther zögerte. Über das Geschehen damals war er sich sicher, immerhin hatte Siegfried ihm die Taten selbst gestanden. Diese Bullen hatten ihm keine andere Wahl gelassen, als seinen Freund zu verraten, um die eigene Haut zu retten. Aber auf reine Spekulationen über das Hier und Jetzt wollte er sich nicht einlassen. Andererseits hatte ihm seine Hinhaltetaktik auch nichts gebracht.
    »Er hat Andeutungen gemacht, dass er etwas wisse. Wenigstens darüber, was an dem Abend im Bordell passiert ist, als Elena Pawlenko getötet wurde.«
    »Der Abend, an den Sie sich nicht erinnern können.«
    »Ich weiß, dass ich dort war. Dass ich mit Elena in ihrem Zimmer war. Als ich gegangen bin, hat sie noch gelebt. Nach mir sind andere Kunden gekommen. Das ist alles, woran ich mich erinnere. Ich war tatsächlich ziemlich betrunken. Siegfried meinte, er würde mir die Wahrheit verraten, wenn alles vorbei ist. Und wenn ich den Mund halte.«
    »Und was hat Sie zu Ihrer plötzlichen Meinungsänderung bewogen?«, wollte Winters Tochter wissen.
    Über diese Frage hatte Kanther selbst lange nachgedacht. All die Stunden, die er im Vernehmungszimmer gesessen und darauf gewartet hatte, dass die Polizisten zurückkamen.
    »Ich habe Angst davor, ins Gefängnis zurückzukehren. Nicht, dass ich damals groß darunter gelitten hätte. Der Knastaufenthalt hat mich ja gewissermaßen erst zum Schriftsteller gemacht. Aber je älter ich werde, desto größer ist die Angst, dass man mich wieder einsperrt. Mir etwas von der Zeit nimmt, die ich noch zur Verfügung habe.« Er sah die Polizistin aus wässrigen Augen an. »Nennen Sie es pathetisch: so eine Art Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit. Ich habe keine Kinder. Was ich schreibe, ist das Einzige, was nach meinem Tod von mir bleibt. Ich nehme mir jeden Tag vor, die eine oder andere Hinterlassenschaft zu produzieren. Leider mit wenig Erfolg.« Kanther lächelte gequält. »Bevor ich wieder ins Gefängnis gehe, mache ich lieber Schluss.«
    Pause.  
    Sie machte sich Notizen. Dann fuhr sie mit der Befragung fort. »Selbst wenn Siegfried Bär die Frauen vor zwanzig Jahren umgebracht hat, heißt das noch lange nicht, dass er auch jetzt unser Mörder ist. Sie sagen, Sie haben keine Erinnerung daran, was an dem betreffenden Abend in der Elbestraße passiert ist, weil Sie zu betrunken waren. Über den Mord an Elenas Schwester Natalia wissen Sie gar nichts. Das ist ein bisschen wenig.«
    Kanther saß unbewegt auf seinem Stuhl.
    »Haben Sie seine Adresse? Eine Telefonnummer? Wie können wir Bär erreichen? Es gibt nämlich abgesehen von Ihrer Aussage keinerlei Nachweis, dass er sich tatsächlich in Deutschland aufhält.«
    »Er hat mir sein Handy gegeben.«
    Nora Winter überflog die Asservatenliste in ihrer Akte. Er sah, wie ihr Füller, ein teuer aussehendes Modell, neben der Zeile 1 St. Samsung Mobiltelefon inkl. Prepaid-Karte verharrte.
    »Er hat gesagt, er ruft mich an. Ich werde ihm den Koffer bringen. Er wird mir erzählen, was an dem Abend im Bordell passiert ist. Und danach werden wir uns nie wiedersehen.« Das ist gelogen und das weißt du. Siegfried wird

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