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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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starkes handschriftliches Manuskript zu verbrennen. Nach zwei Jahren Arbeit habe er überraschend herausgefunden, dass die Geschichte völlig banal sei. In der anderen Leitung befand sich rein zufällig der Verlagsleiter, aus dem sie für besagten Autor einen Vorschuss herausholen wollte, er jammerte deutlich über seine Umsatzzahlen, die Buchbranche und die Weltwirtschaft schlechthin.
    Suzanne Pollock stand kurz davor, einen Tobsuchtsanfall zu bekommen. Da sie sich das nicht erlauben konnte, schob sie mit dem kleinen Finger die rote Lesebrille nach oben und brachte sich vor dem Spiegel in Position. Dann fing sie an, Grimassen zu schneiden, eine Lockerungsübung, die sie ihren kindischen Gesprächspartnern gerne einmal am Konferenztisch vorgeführt hätte. Sie zählte ein weiteres Mal die kleinen unregelmäßigen Perlen in der Halskette, die ihre Großmutter ihr vor vierzig Jahren vererbt hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. In der Vergangenheit hatte ihr dieses Ritual vor dem Spiegel geholfen, sich zu entspannen. Sie liebte ihren Job, aber manchmal konnte er auch furchtbar anstrengend sein.
    Therèse klopfte, bevor sie die Tür zum Büro öffnete. Pollock verdrehte genervt die Augen. Dann nahm sie die Handys vom Ohr, öffnete links und rechts eine Schublade ihres Schreibtisches, legte die Telefone hinein und schloss die Schubladen.
    »Wir haben Besuch«, flüsterte ihre Assistentin mit vielsagendem Blick.
    Ihre Chefin zuckte fragend mit den Schultern.  
    Therèse zog den Kopf ein. »Sie kommen lieber selber«, sagte sie und verschwand im Vorzimmer.
    Pollock lauschte den Geräuschen, die aus dem Schreibtisch drangen. Die Herren würden wohl noch eine Weile Monologe halten. Sie ging zur Tür und lugte hinaus. Links Therèse an ihrem Schreibtisch, geduckt hinter dem Computermonitor. Rechts die Reihe der Besucherstühle. Die Agentin starrte den Mann, der dort Platz genommen hatte, eine gut gefüllte Klarsichthülle in den klobigen Händen, ungläubig an. Dann gab sie sich einen Ruck.
    »Ich bin nicht zu sprechen«, sagte sie zu Therèse, machte auf dem Absatz kehrt und knallte die Tür hinter sich zu.
    Nachdem Pollock ihre beiden Gesprächspartner weitestgehend besänftigt hatte, hatte sie keine weiteren Telefonate mehr angenommen. Dafür fehlte ihr die Konzentration. Sie war nicht essen gegangen, dafür fehlte ihr der Appetit. Warum eigentlich warf sie Kanther nicht umgehend hinaus? Warum rief sie nicht die Polizei? Es wäre nicht das erste Mal gewesen.
    Sie würde eine Weile warten, genau genommen so lange, bis Therèse ihr Entwarnung gab.
    Ihre Assistentin klopfte. Therèses Blick war flehentlich: »Er ist immer noch da.«
    »Ich habe Zeit«, antwortete Pollock unerschütterlich und knackte mit ihren Fingergelenken.
    Kanther war hartnäckig, wie sie wusste, aber sie besaß den längeren Atem. Irgendwann würde er aufgeben.
    Sie hatte Hunger. Dieses Gefühl und das Bild des ungebetenen Besuchers im Vorzimmer weckten Erinnerungen an ihre letzte Begegnung mit Kanther.
     
    Sie sind zusammen Essen gegangen, sie wird ihn einladen, wie jedes Jahr. Manchmal blitzen sein Charme und seine Intelligenz im Gespräch durch, aber meistens ist er launisch und abwesend.  
    Sie nimmt es ihm nicht übel, sie weiß, die Medikamente sind daran schuld. Übel nimmt sie ihm nur, dass er alle Hemmungen verliert, wenn es um Alkohol geht. Das sagt sie ihm auch unumwunden. »Wenn du zur Abwechslung mal nüchtern wärst, würdest du vielleicht wieder ein gutes Buch schreiben.«
    Die Situation eskaliert. Er trinkt bis zur Besinnungslosigkeit, randaliert in ihrem Stammlokal. Der Wirt weiß, sie taucht hin und wieder mit seltsamen Gestalten auf, schließlich ist sie Literaturagentin. Doch das geht ihm zu weit.
    »Suse, vielleicht geht ihr besser?«, schlägt er hinter vorgehaltener Hand vor, als sie von der Toilette kommt. Sie zahlt, will gehen, Kanther bleibt hocken.
    »Die Flasche ist bezahlt, die trinke ich aus!«
    »Die holen die Polizei«, warnt sie ihn und verlässt das Lokal. Kurz vor ihrem Büro holt er sie ein, die halb volle Flasche im Arm wie ein Baby. Er packt sie auf dem Gehweg, grob, wirft ihr wüste Beschimpfungen an den Kopf. Sie sei schuld an seiner Lage, sie und das gesamte Literatenpack.
    »Hör auf, dich zu bemitleiden! Du hast dein Leben selbst zerstört«, fährt sie ihn an. Und dann passiert es: Er hebt die Hand.
    »Was bist du nur für ein jämmerlicher Feigling!« Sie schüttelt den Kopf, beherrscht.

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