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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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ich.«
    »Die Fotos, die der Mörder macht, würde man nicht unbedingt seiner Mutter zeigen wollen.«
    »Außer, du heißt Norman Bates«, witzelte Kühnast und wurde von Nora mit einem tadelndem Blick bedacht.
    »Aber mal im Ernst: Vielleicht stellt er die Bilder wirklich ins Netz. Wo andere Perverse sie anschauen und sich daran aufgeilen. In so einer Art Tauschbörse, wie es sie für Pädophile gibt.«
    Der Gedanke schien nicht gerade abwegig, fand Nora. »Aber ich kann wohl kaum bei Google eingeben: ›Erwürgte Prostituierte‹.«
    »Nein«, lächelte Kühnast, »bei Google nicht. Aber bei APIS.« Er schob den Stuhl zurück und winkte auffordernd. »Komm, ich will dich mit ein paar Kumpels von mir bekannt machen.«
    »Die heiratswilligen?«
    »Nein«, lachte Kühnast. »Diese Kumpels teilen sich mit ihrer Familie ein Büro.«
    Der blaue Trakt, in dem die IT-Abteilung untergebracht war, bedeutete für Nora unbekanntes Terrain. Wenn Probleme mit ihrem Computer auftauchten, übernahm ein Mitarbeiter aus der Technik per Fernsteuerung die Kontrolle über den Rechner und behob den Fehler. Und falls die Hardware defekt war, was selten vorkam, kam jemand vorbei.
    Kühnast führte sie in den nordöstlichsten Bereich des Präsidiums, wo sie mit dem Aufzug in das zweite Obergeschoss fuhren. Sie passierten eine Sicherheitsschleuse. Das Rauschen der Lüftungsanlage setzte ein und Nora fröstelte, als ein kalter Luftstrom über ihren Nacken wehte.
    »Sie haben hier eine ziemlich starke Klimaanlage installiert. Sonst wären die zahlreichen Rechner ständig kaputt, durch die immense Abwärme, die sie produzieren«, erklärte Kühnast.
    Während sie durch die labyrinthartigen Gänge der Großraumbüros eilten, setzte ihr Kollege seine Erläuterungen fort. »Hier findest du die Meister der Bildverarbeitung. Wir entwickeln gemeinsam mit dem BND eine Software, mit der man Fotos gesuchter Personen im Internet aufspüren kann. Mit ziemlich großer Treffsicherheit. Eigentlich geben die BNDler uns nur ungerne Schützenhilfe. Aber der neue Innenminister hat einen guten Draht zu ihnen.«
    »Und APIS ist der Name des Systems?«, fragte Nora.
    »Genau. Komm, ich mach dich mit dem Boss der Turnschuhboys bekannt.«
    Kühnast umrundete einen Tisch mit einem rot pulsierenden Laptop und steuerte auf eine Gruppe junger Männer zu. Sie hatten den Ankömmlingen den Rücken zugewandt und sich johlend um einen Bildschirm geschart.
    Sie trugen ausnahmslos weite Cargo-Hosen, schwarze T-Shirts, ungeschnürte Sneaker und Basecaps, den Schirm nach hinten gedreht.
    »Raven?«
    Keine Reaktion.
    »Raven?«, rief Kühnast ein wenig lauter.
    Der Angesprochene, klein und mit Pferdeschwanz, drehte sich um und pulte weiße Stöpsel aus den Ohren.
    Nora sah, dass es sich um eine junge Frau handelte. Die weiche, mädchenhafte Ausstrahlung ihres Gesichts wurde durch ein Augenbrauenpiercing zunichtegemacht; eine rabenschwarze Haarsträhne fiel ihr in die Stirn.
    »Günni!« Ein undurchsichtiges Lächeln. »Fünf Züge noch, maximal sechs.«
    Kühnast verdrehte die Augen. »Ich hatte befürchtet, du würdest so was sagen.«
    Er stellte Nora vor, die zur Begrüßung die Hand ausstreckte. Doch die Geste blieb unerwidert.
    »Ich heiße Elizabeta, aber hier nennen mich alle Raven«, sagte die junge Frau und sah durch Nora hindurch.
    »Ist das so eine Art Künstlername?«
    Keine Antwort.
    Raven führte sie zu ihrem ›Büro‹, eine durch Sichtschutzwände vom Rest des Raumes abgetrennte Ecke. Auf einem Tisch reihten sich drei Laptops aneinander, umgeben von Zeitschriftenstapeln, leeren Getränkedosen und dicken Handbüchern. Der Tisch daneben glich einem Schrein oder einem modernen Kunstwerk. Darauf befanden sich, akribisch aufgereiht, zehn Schachbretter, offensichtlich in unterschiedlichen Spielphasen. Die Spielfelder und die wild darauf verteilten Schachfiguren erinnerten an die Lochstreifenkarten eines altertümlichen Computers. In Ravens Tasche piepte es. Sie nahm ihr Handy heraus, las die eingegangene Nachricht und verschob den Springer auf einem Schachbrett.
    »Welche Partie bist du?«, wandte sich Nora an Kühnast. Er zeigte auf das Brett am äußersten rechten Rand.
    »Ich nehme an, sie spielt immer schwarz?«
    Kühnast grinste. Der Bestand an weißen Figuren auf seinem Brett war merklich geschrumpft.
    Raven zog zwei altersschwache Bürostühle heran und fordere ihre Besucher auf, Platz zu nehmen.
    »Meine Kollegin Nora Winter möchte gerne euer APIS-System

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