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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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ganz in der Nähe.«
    »Wissen Sie, ich hatte ganz vergessen zu fragen, in welcher Zeitung das Interview erscheint.«
    Kluge wirkte verlegen. »Das Interview? Tut mir leid, Herr Kanther, das hat die Redaktion nicht abgesegnet. Es wird wohl gar nicht erscheinen.«
    »Für welche Zeitung arbeiten Sie eigentlich?«, fragte Kanther enttäuscht.
    »Für den Boten. «
    »Den Frankfurter Boten? «
    »Nein, nur Der Bote. Eine überregionale Tageszeitung.«
    Kanther blinzelte irritiert. »Und warum bringt Ihre Zeitung das Interview nicht?«
    »Keine Ahnung. Ich bin nur ein kleiner Journalist, die Redaktion muss ihre Entscheidungen mir gegenüber nicht begründen. Ist noch was? Entschuldigen Sie, aber ich bin schon spät dran.« Der junge Mann sah ungeduldig auf die Uhr.
    »Ich – nein, trotzdem danke.«
    Kluge drehte sich um und setzte seinen Weg eilig fort.
    Kanther sah ihm nachdenklich hinterher. Als er sich umdrehte, kam Nora ihm bereits entgegen.
    »Was war denn los?«
    »Ich habe den Reporter vom Boten getroffen, der mich vor einiger Zeit interviewt hat.«
    »Von welchem Boten? «
    »Der Bote.« Kanther zuckte die Schultern. »Eine überregionale Tageszeitung.«
    »Von der habe ich noch nie etwas gehört«, gab Nora überrascht zu.
    »Und Sie kennen alle überregionalen Tageszeitungen?«, fragte Kanther mit Sarkasmus in der Stimme.
    »Eigentlich schon. Mein Vater ist immerhin Verleger. Und ich wäre beinahe auch bei der Zeitung gelandet.«
    Kanther drehte sich wie vor den Kopf gestoßen um. Aber Kluge war bereits verschwunden.

    Der Schüler war vor dem Kombucha beinahe bereit gewesen, dem Mentor seine Identität preiszugeben. Im Nachhinein ärgerte er sich über sich selbst. Verständlich, dass Kanther ihn gefragt hatte, für welche Zeitung er arbeitete. Eigentlich war es ein Wunder gewesen, dass er die Frage nicht schon während des Interviews gestellt hatte. Sein Plan, durch das Interview mehr über seinen Mentor herauszufinden, war aufgegangen. Er wollte wissen, wie er lebte, ob es in seiner Wohnung Hinweise auf seine Taten als Drachentöter gab, und welche Bedeutung er dem Auftrag des Schülers zumaß.
    Umso ärgerlicher, dass er sich nicht schon lange eine passende Antwort zurechtgelegt hatte. Aber anscheinend hatte der Mentor seine Antwort akzeptiert. Er hoffte, Kanther würde nicht umgehend Nachforschungen über den Boten anstellen, nur um herauszufinden, dass diese Zeitung gar nicht existierte. Er brauchte noch geraume Zeit, um seine Recherchen und das Drachenstich – Manuskript zu beenden.
    Er war so schnell die Straße hinunter- und in eine Seitenstraße gerannt, dass ihm vor Anstrengung übel geworden war.
    Und dann geschah das Wunder. Die blonde Frau, mit der er den Mentor am Tisch des Lokals beobachtet hatte, ging wenig später in zehn Meter Entfernung an ihm vorüber. Sie hatte einen Schal gegen die Kälte um den Kopf geschlungen, doch ihr blonder Pferdeschwanz lugte unter dem Kragen hervor. Sie sah den Schüler nicht, der im Schatten eines Hausgangs kauerte wie ein lichtscheues Tier.
    Er versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. In den Tagen, die er dem Mentor gefolgt war, hatte Kanther keine persönlichen Kontakte mit anderen Menschen gehabt. Er hatte weder Besuch erhalten noch selbst jemanden besucht. Das Treffen mit dieser Frau passte ebenso wenig in Kanthers Alltag wie ein Auftritt im Fernsehen oder Training im Fitnessstudio. Das machte den Schüler stutzig. Etwas störte ihn an dieser Begegnung und ließ seine Alarmglocken schrillen.
    Der Schüler nahm solche Warnungen ernst, er hörte für gewöhnlich auf seine Gefühle.
    So ließ er der Frau einen kleinen Vorsprung. Dann heftete er sich an ihre Fersen.
    *
    Nora hatte den Mini auf dem Parkplatz des Präsidiums zurückgelassen; sie wusste um den Stop-and-Go-Verkehr am frühen Abend und die Parkplatzsituation im Nordend. Also hatte sie die öffentlichen Verkehrsmittel genommen.  
    Der Bus hielt an einer roten Ampel; sie beendete das Gespräch, das sie geführt hatte, und ließ ihr Handy in die Jackentasche gleiten. Dann sah sie durch die Scheibe hinaus in das von Autoscheinwerfern erleuchtete Dunkel. Im Wagen auf der Nebenspur glomm eine Zigarette auf und erlosch. Die Ampel wechselte auf Grün und als der Erste in der Reihe nicht sofort losfuhr, fingen die Ungeduldigen an zu hupen. Im Bus nahm jemand neben ihr Platz, ein junger Mann mit einer großen Umhängetasche. Er erwiderte ihr flüchtiges Lächeln nicht, sein Gesicht blieb abweisend

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