Tödliche Geschäfte
wissen.
»Die Polizei möchte den Halter des Fahrzeugs sprechen.«
Janet nahm ihre Füße vom Armaturenbrett. »Ich glaube, was ich da höre, gefällt mir gar nicht«, sagte sie. »Was ist mit der Polizei?«
»Die Polizei war in der Forbes-Residenz«, erzählte Sean. »Gary Engels hat mit ihnen gesprochen. Ich glaube, irgend jemand hat sich die Autonummer notiert, als die Alarmanlage in dem Beerdigungsinstitut losgegangen ist.«
»Oh, nein!« rief Janet. »Wir werden von der Polizei gesucht.«
»Nein«, sagte Sean. »Ich werde von der Polizei gesucht.«
»Oh, mein Gott!« sagte Janet. »Wenn irgendjemand das Nummernschild gesehen hat, dann hat er auch uns beide gesehen.« Sie schloß die Augen. Genau diese Art Alptraum hatte sie befürchtet.
»Die haben schließlich nur eine Autonummer«, beruhigte Sean sie. »Das beweist gar nichts.«
»Aber sie können unsere Fingerabdrücke nehmen«, entgegnete Janet.
Sean sah sie spöttisch herablassend an. »Das glaubst du doch selbst nicht«, meinte er. »Die werden wegen eines zerbrochenen Fensters und einer Leiche mit fehlendem Gehirn bestimmt kein Ermittlungsteam losgeschickt haben, um den Tatort kriminaltechnisch zu untersuchen.«
»Woher willst du das wissen?« fuhr Janet ihn an. »Du bist schließlich kein Ermittlungsexperte. Ich finde, wir sollten uns stellen und alles erklären.«
Sean stieß ein verächtliches Lachen aus. »Ich bitte dich! Wir geben uns doch nicht selbst auf. Das ist völlig lächerlich. Und denk dran, die suchen mich. Die wollen mit mir reden. Wenn es zum Schlimmsten kommt, nehme ich die Sache auf mich. Aber so weit wird es nicht kommen. Ich werde Brian anrufen. Er kennt Leute in Miami. Der wird das schon regeln.«
»Hast du schon mit Brian geredet?« fragte Janet.
»Nein«, mußte Sean zugeben. »Aber ich habe ihm eine Nachricht auf den Anrufbeantworter gesprochen. Vom Hotel aus versuche ich es noch mal und hinterlasse ihm unsere Nummer, falls er wieder nicht da ist. Ach übrigens, hast du deine Kreditkarte dabei?«
»Natürlich habe ich meine Kreditkarte dabei«, sagte Janet.
»Dem Himmel sei Dank für deine stillen Reserven«, sagte Sean und gab ihr einen spielerischen Klaps auf das Knie. »Ich habe uns ein Zimmer im Ritz-Carlton reserviert. Das Quality Inn war ausgebucht.«
Janet starrte aus dem Seitenfenster und fragte sich, was sie mit ihrem Leben machte. Es ging ihr gar nicht um das Kreditkarten-Thema. Sie hatte nichts dagegen, hin und wieder die Rechnung zu bezahlen. Wenn Sean Geld hatte, war er genauso großzügig, und sie hatte mehr als genug. Was ihr Sorgen machte, war die Tatsache, daß sie von der Polizei gesucht wurden. Es war ritterlich von Sean, die Schuld allein auf sich nehmen zu wollen, aber das konnte sie nicht zulassen, selbst wenn die Polizei ihm seine Geschichte abkaufte, was unwahrscheinlich war. Denn wer immer das Nummernschild gesehen hatte, hatte auch sie gesehen. Sich in Sean zu verlieben hatte ihr nichts als Kummer gebracht, erst emotional und jetzt möglicherweise auch noch beruflich. Sie war sich nicht sicher, wie die Forbes-Klinik darauf reagieren würde, daß eine ihrer Krankenschwestern des Einbruchs in ein Beerdigungsinstitut in Tateinheit mit weiß der Himmel was sonst noch bezichtigt wurde. Und ihr fielen auch nicht allzu viele Arbeitgeber ein, die einen entsprechenden Vermerk in ihrer Akte als Empfehlung betrachten würden.
Janet befand sich am Rande der Panik, doch Sean war die Ruhe selbst und großspurig wie eh und je. Er schien sich regelrecht zu amüsieren. Wie er so cool und gefaßt bleiben konnte, obwohl er wußte, daß die Polizei von Miami nach ihm fahndete, war ihr absolut unbegreiflich. Sie fragte sich, ob sie ihn je wirklich verstehen würde.
»Und was ist nun in Naples, Florida?« fragte Janet, die entschieden hatte, daß es das beste war, das Thema zu wechseln. »Du hast doch gesagt, du wolltest es mir unterwegs erzählen.«
»Ganz einfach«, sagte Sean. »Einer der dreiunddreißig geheilten Medulloblastom-Patienten lebt in Naples. Sein Name ist Malcolm Betancourt. Er war einer der ersten, die überhaupt mit der neuen Therapie behandelt worden sind. Er ist seit fast zwei Jahren in der Remission.«
»Und was hast du vor?«
»Ihn anzurufen.«
»Und was willst du sagen?«
»Das weiß ich noch nicht so genau«, sagte Sean. »Ich werde einfach improvisieren müssen. Ich glaube, es könnte sehr interessant sein, etwas über die Forbes-Therapie aus Sicht eines Patienten zu erfahren.
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