Tödliche Geschäfte
fünfzig wieder gegangen.«
»Haben Sie eine Ahnung, wie ich ihn erreichen kann?« fragte Brian.
Der Wachmann schlug in einem anderen Verzeichnis nach. »Er wohnt in der Forbes-Residenz. Wollen Sie seine Adresse?«
Brian erklärte dem Wachmann, daß er die bereits habe, und bedankte sich. Er verließ das Gebäude, stieg in seinen Wagen und überlegte, was er jetzt tun sollte. Er begann leise Zweifel zu hegen, ob es klug gewesen war, nach Miami zu kommen, ohne vorher mit Sean gesprochen zu haben, und er fragte sich, wo sein Bruder stecken konnte.
Schließlich entschied Brian, zunächst sein Hotelzimmer zu beziehen. Er ließ den Wagen an und wendete, um den Parkplatz zu verlassen. Dabei entdeckte er einen schwarzen Isuzu, der verdächtig so aussah wie Seans. Er fuhr zu dem Jeep hinüber und sah die Nummernschilder aus Massachusetts. Daraufhin stellte er den Lincoln ab, stieg aus und warf einen Blick in den geparkten Isuzu. Es war in der Tat Seans Wagen. Drinnen türmten sich wie üblich leere Hamburger-Schachteln, Pommes-Tüten und Plastikbecher.
Daß Sean seinen Wagen auf dem Klinik-Parkplatz hatte stehen lassen, kam Brian merkwürdig vor. Er ging zurück ins Gebäude und fragte den Wachmann, ob er eine Erklärung dafür hatte. Doch der Mann zuckte bloß mit den Schultern.
»Gibt es eine Möglichkeit, wie ich den Direktor des Zentrums noch vor Montag erreichen kann?« fragte Brian.
Der Wachmann schüttelte den Kopf.
»Wenn ich meinen Namen und die Telefonnummer meines Hotels hinterlasse«, sagte Brian, »könnten Sie dann vielleicht Ihren Vorgesetzten anrufen und ihn bitten, sie an den Direktor des Zentrums weiterzuleiten?«
Der Wachmann nickte wohlwollend und kramte sogar Stift und Papier hervor, damit Brian die Informationen notieren konnte. Der gab ihm den Zettel zusammen mit einem Fünfdollarschein zurück. Der Wachmann strahlte übers ganze Gesicht.
Brian ging zu seinem Wagen, fuhr zum Hotel und bezog sein Zimmer. Von dort rief er als erstes Kevin an, um seine Hotelnummer zu hinterlassen. Kevin versicherte ihm, daß es nach wie vor keine Verhaftung gegeben hatte.
Danach rief er seine Mutter an, um ihr zu sagen, daß er sicher in Miami angekommen war. Er mußte zugeben, noch nicht mit Sean gesprochen zu haben, erklärte jedoch, daß er erwarte, ihn in Kürze zu erreichen. Zuletzt gab er auch Anne seine Nummer und legte auf.
Nach dem Telefonat mit seiner Mutter streifte er die Schuhe ab und klappte seinen Aktenkoffer auf. Wenn er schon in einem Hotelzimmer festsaß, konnte er wenigstens ein bißchen arbeiten.
»So hatte ich mir die Landschaft im Süden von Florida schon eher vorgestellt«, sagte Sean. Sie hatten die Zivilisation endlich hinter sich gelassen. Der vierspurige Highway mit seinen zahllosen Einkaufszentren und Apartment-Blocks war einer zweispurigen Straße gewichen, die direkt durch die Everglades an die Golfküste führte.
»Das ist atemberaubend, wirklich wunderschön«, sagte Janet. »Es sieht beinahe prähistorisch aus, als ob sich aus einem dieser Seen jeden Moment ein Brontosaurus erheben könnte«, fügte sie lachend hinzu.
Sie fuhren durch ein Meer von Riedgras mit kleinen Inseln von Pinien, Palmen und Zypressen. Überall sah man exotische Vögel, einige gespenstisch weiß, andere von einem leuchtenden Hellblau.
Auf der Fahrt hatte sich Janet einigermaßen beruhigt und entspannt. Sie war froh, Miami, die Klinik und ihre Patienten für einen Tag hinter sich lassen zu können. Sean saß am Steuer, und sie hatte die Schuhe ausgezogen und ihre nackten Füße hochgelegt. Sie trug ihre bequemsten Jeans und eine schlichte, weiße Baumwollbluse. Für die Arbeit hatte sie ihr Haar nach hinten gebunden, aber sobald sie den Parkplatz des Forbes-Zentrums verlassen hatten, hatte sie es gelöst und ließ es jetzt bei offenem Fenster im Wind flattern.
Das einzige Problem war die Sonne. Da sie nach Westen fuhren, knallte sie direkt durch die Windschutzscheibe. Sowohl Sean als auch Janet trugen Sonnenbrillen und hatten die Blenden heruntergeklappt, um ihr Gesicht vor den sengenden Strahlen zu schützen.
»Ich glaube, ich fange an zu begreifen, was die Menschen an Florida finden«, sagte Janet, ungeachtet der Sonne.
»Im Vergleich dazu kommt einem der Bostoner Winter besonders brutal vor«, meinte Sean.
»Wieso wolltest du eigentlich nicht mit deinem Isuzu fahren?« fragte Janet.
»Es gibt da ein kleines Problem mit meinem Wagen«, erwiderte Sean.
»Was für ein Problem?« wollte Janet
Weitere Kostenlose Bücher