Tödliche Geschäfte
daß er Mitglied der Eishockey-Mannschaft gewesen sei.
»Ich war in der Rudermannschaft«, sagte Malcolm. »Aber Sie interessieren sich nicht für die glorreichen Tage meiner Jugend, sondern für meine Zeit als Patient der Forbes-Klinik. Wie lange bleiben Sie in Naples, sagten Sie?«
»Nur übers Wochenende.«
»Einen Moment mal, junger Freund«, sagte Malcolm. Nach etwa einer Minute war er wieder in der Leitung. »Wie wär’s, wenn Sie heute zum Abendessen vorbeikommen?« fragte er.
»Das ist wirklich sehr freundlich«, sagte Sean. »Aber ich möchte mich ganz bestimmt nicht aufdrängen.«
»Papperlapapp, ich habe schon alles mit der Chefin besprochen«, sagte Malcolm fröhlich. »Harriet freut sich schon darauf, mal wieder junge Leute um sich zu haben. Wie wär’s mit halb neun? Legere Kleidung.«
»Wunderbar«, sagte Sean. »Wenn Sie mir noch erklären, wie ich zu Ihnen komme.«
Malcolm erklärte ihm, daß er in einer Straße namens Galleon Drive in Port Royal lebte, einem Viertel direkt im Süden der Altstadt von Naples. Dann beschrieb er den genauen Weg, den Sean auf einem Zettel notierte.
Er hatte kaum aufgelegt, als es klopfte. Auf dem Weg zur Tür überflog Sean noch einmal die Wegbeschreibung. Abwesend öffnete er die Tür, ohne zu fragen, wer dort war, oder durch den Spion zu sehen. Er sah auch nicht, daß Janet die Sicherheitskette vorgelegt hatte, so daß sich die Tür, als er sie aufriß, nach ein paar Zentimetern verhakte.
Durch den Spalt sah Sean kurz etwas Metallisches in der Hand des Klopfers aufblitzen, ohne sich dessen Bedeutung bewußt zu werden. Es war ihm viel zu peinlich, die Tür nicht aufbekommen zu haben, als daß er sich darauf hätte konzentrieren können. Nachdem er die Tür schließlich ordnungsgemäß geöffnet hatte, entschuldigte er sich bei dem Mann, der draußen stand.
Der Mann trug eine Hoteluniform. Er lächelte und erklärte, daß es absolut keinen Anlaß gäbe, sich zu entschuldigen. Vielmehr müsse er sich für die Störung entschuldigen, doch das Hotelmanagement erlaube sich, ihnen eine Schale mit Früchten sowie eine Flasche Champagner mit den besten Empfehlungen und als kleine Entschädigung dafür zu übersenden, daß man ihnen kein Nichtraucherzimmer mit Meerblick habe anbieten können.
Sean bedankte sich, gab dem Mann ein Trinkgeld und begleitete ihn zur Tür, bevor er Janet rief. Dann goß er zwei Gläser Champagner ein.
Janet erschien auf der Schwelle in einem schwarzen einteiligen Badeanzug, der an den Hüften hoch und am Rücken tief ausgeschnitten war. Sean mußte heftig schlucken.
»Du siehst umwerfend aus«, stammelte er.
»Gefällt er dir?« fragte Janet, während sie Pirouetten durch den Raum drehte.
»Ich bin ganz hin und weg«, sagte Sean. Wie schon oft bewunderte er ihre Figur, die ihm als erstes an ihr aufgefallen war, als er sie von dem Tresen hatte klettern sehen.
Sean reichte ihr ein Glas Champagner und erklärte das großzügige Geschenk der Hotelleitung.
»Auf unser Wochenende auf der Flucht«, sagte Janet und hielt Sean ihr Glas hin.
»Hört, hört!« sagte Sean und stieß mit ihr an.
»Und auf unsere Gespräche«, sagte Janet und streckte den Arm erneut aus.
Sean stieß wieder mit ihr an, setzte jedoch eine fragende Miene auf. »Was für Gespräche?« fragte er.
»Irgendwann im Laufe der nächsten vierundzwanzig Stunden möchte ich mit dir über unsere Beziehung reden«, erklärte Janet.
»Muß das sein?« stöhnte Sean.
»Mach nicht so ein Gesicht«, sagte Janet. »Trink aus und zieh dir deine Badehose an. Sonst ist die Sonne weg, bevor wir am Strand sind.«
Notgedrungen mußte Seans Turnhose als Badehose herhalten, weil er beim besten Willen keine hatte finden können, als er in Boston gepackt hatte. Das hatte ihn nicht weiter beunruhigt, weil er nicht vorgehabt hatte, sich viel am Strand aufzuhalten, und wenn, dann nur, um spazierenzugehen und den Mädchen nachzuschauen. Wirklich ins Wasser zu gehen war jedenfalls eigentlich nicht vorgesehen.
Nachdem sie beide ein Glas Champagner getrunken hatten, zogen sie die hoteleigenen Frottebademäntel über. Im Aufzug nach unten erzählte Sean Janet von Malcolm Betancourts Einladung. Janet war überrascht und auch ein wenig enttäuscht. Sie hatte sich schon auf ein romantisches Dinner zu zweit gefreut.
Der Weg zum Strand führte am Hotelpool vorbei, dessen Form vage an die eines Kleeblattes erinnerte. Im Wasser planschte ein halbes Dutzend Menschen, vor allem Kinder. Ein Holzsteg
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