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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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über einen schmalen Streifen Mangrovensumpf führte sie direkt an den Strand des Golfes von Mexiko.
    Selbst zu dieser späten Stunde blendete die Sonne noch. Der Sand war weiß und mit zahllosen ausgebleichten Muschelsplittern durchsetzt. Direkt vor dem Hotel zierten Strandmöbel aus Redwood und blaue Sonnenschirme den Strand, und nach Norden hockten einzelne Sonnenanbeter im Sand. Doch nach Süden hin war der Strand völlig leer.
    Sie entschieden sich für die Abgeschiedenheit und stapften durch den trockenen Sand bis ans Wasser, um sich die Ausläufer der Wellen um die Füße spülen zu lassen. Sean hatte erwartet, daß das Wasser in etwa so warm sein würde wie am Cape Cod im Sommer, doch er wurde angenehm überrascht. Das Wasser war zwar kühl, aber bestimmt nicht kalt.
    Hand in Hand liefen sie über den feuchten, festen Sand an der Flutkante entlang. Die Sonne neigte sich dem Horizont zu und warf ein golden glitzerndes Lichtband auf die Wasseroberfläche. Ein Schwarm Pelikane glitt lautlos am Himmel vorbei, und aus den Tiefen der endlosen Mangrovensümpfe drangen die Schreie tropischer Vögel.
    Als sie den Apartmentkomplex am Strand direkt südlich des Ritz-Carlton hinter sich gelassen hatten, hörten die Baugrundstücke auf, und eine lange Reihe australischer Kiefern, unterbrochen von Meerträubchen und einigen Palmen, säumte den Strand. Das Meer verfärbte sich von dunkelgrün nach silber, als die Sonne hinter den Horizont versank.
    »Hast du mich eigentlich wirklich gern?« fragte Janet plötzlich unvermittelt. Da sie beim Abendessen keine Gelegenheit finden würde, ernsthaft mit Sean zu reden, hatte sie beschlossen, daß es keinen besseren Zeitpunkt gab als jetzt, ihr klärendes Gespräch wenigstens zu eröffnen. Was konnte es schließlich Romantischeres geben als einen Spaziergang bei Sonnenuntergang am Meer?
    »Natürlich hab ich dich gern«, erwiderte Sean.
    »Warum sagst du mir das dann nie?«
    »Tue ich das nicht?« fragte Sean überrascht.
    »Nein, das tust du nicht.«
    »Aber ich denke es die ganze Zeit«, sagte Sean.
    »Würdest du sagen, daß du mich sehr gern hast?«
    »Ja, sicher«, sagte Sean.
    »Liebst du mich, Sean?« fragte Janet.
    »Ja«, erwiderte er.
    »Ja, was?« fragte Janet.
    »Na ja, was du gesagt hast«, erwiderte Sean. Er blickte auf den Punkt am Horizont, wo eben die Sonne untergegangen war und der noch immer wie von einem riesigen Feuer erleuchtet war.
    »Sieh mich an, Sean«, sagte Janet.
    Widerwillig blickte Sean ihr in die Augen.
    »Warum kannst du mir nicht sagen, daß du mich liebst?« fragte sie.
    »Das habe ich doch gerade«, erwiderte er.
    »Aber du bringst die eigentlichen Worte nicht über die Lippen«, entgegnete sie. »Warum nicht?«
    »Ich bin eben Ire«, sagte Sean in dem Versuch, der Situation etwas von ihrem Ernst zu nehmen. »Die Iren sind nicht besonders gut darin, über ihre Gefühle zu reden.«
    »Na, wenigstens gibst du es zu«, meinte Janet. »Aber ob du mich ernsthaft magst oder nicht, ist schließlich ein wichtiges Thema. Ein Gespräch, wie ich es mit dir führen möchte, wäre völlig sinnlos, wenn die grundsätzlichen Gefühle nicht da sind.«
    »Die Gefühle sind aber da«, beharrte Sean.
    »Okay, dann will ich dich für den Augenblick nicht länger zappeln lassen«, sagte Janet und blieb stehen. »Obwohl ich gestehen muß, daß es mir ein großes Rätsel ist, wie du in jeder Lebenslage so überaus wortgewandt sein kannst und plötzlich so unbeholfen wirst, wenn es um uns beide geht. Aber darüber können wir später noch reden. Wie wär’s jetzt mit einem Bad?«
    »Du willst tatsächlich ins Wasser gehen?« fragte er. Auf ihn machte das Meer einen eher finsteren Eindruck.
    »Ja, natürlich«, erwiderte Janet. »Was denn sonst?«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Sean. »Aber ich habe eigentlich gar keine richtige Badehose.« Er befürchtete, daß er, wenn seine Shorts erst einmal naß waren, genausogut nackt herumlaufen konnte.
    Janet konnte nicht fassen, daß er nach dem langen Weg bis ans Wasser jetzt wegen seiner Turnhose kneifen wollte.
    »Wenn es Schwierigkeiten gibt«, meinte sie, »warum ziehst du sie dann nicht einfach aus?«
    »Hört, hört!« sagte Sean spöttisch. »Miss Proper lädt zum Nacktbaden ein. Von mir aus gern, wenn du mitmachst.«
    Er starrte Janet wütend an. Ein Teil von ihm genoß es, sie in diese peinliche Situation zu bringen. Hatte sie ihn nicht gerade wegen seiner Unfähigkeit, seine Gefühle zu artikulieren, hilflos zappeln

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