Tödliche Geschäfte
Masons zu finden, weil ihre riesige weiße Yacht, die Lady Luck, am Pier hinter der Villa vor Anker lag. Sean machte an einem Schwimmdock dahinter fest, das durch eine Schiffsleiter mit dem Landungssteg verbunden war. Wie Sean erwartet hatte, stand Batman, der Dobermann der Masons, bereits knurrend und seine gewaltigen Zähne fletschend an der Leiter, als Sean das Boot gesichert hatte.
Sean stieg die Leiter hoch, wobei er die ganze Zeit »guter Hund, guter Hund« murmelte. Batman beugte sich, so weit er sich eben traute, über den Landungssteg und erwiderte Seans beruhigende Worte mit einem Blecken der Zähne und einem weiteren drohenden Knurren, das beständig anschwoll, während er wütend seine Hauer präsentierte.
Als Sean sich seinem Gebiß bis knapp dreißig Zentimeter genähert hatte, sprühte er dem Hund eine Ladung von Janets Tränengas ins Gesicht, die Batman aufheulen und sich in seine Hütte neben der Garage trollen ließ.
Zuversichtlich, daß die Masons nur einen Hund hatten, kletterte Sean auf den Landungssteg und peilte das Gelände. Er mußte schnell handeln, bevor irgendjemand zum Telefon greifen konnte. Die Schiebetür vom Wohnzimmer zur Terrasse stand offen. Von drinnen drangen Opernklänge an Seans Ohr.
Von seinem Standpunkt aus konnte Sean niemanden sehen. Er hatte erwartet, Sarah Mason an einem so schönen Tag in einem der Liegestühle sonnenbadend am Pool anzutreffen. Er sah auch ein Handtuch und Sonnenöl sowie einen Teil der Sonntagszeitung, aber keine Sarah.
Rasch schlich sich Sean um den Pool bis zur Wohnzimmerschiebetür. Fliegengitter versperrten den Blick nach drinnen, aber je näher er kam, desto lauter wurde die Musik.
Als er die Tür erreicht hatte, versuchte er das Fliegengitter beiseite zu schieben. Es war nicht verschlossen und ließ sich lautlos bewegen. Sean betrat den Raum und lauschte auf menschliche Geräusche neben dem plötzlich anschwellenden Operngesang.
Er ging zu der Stereoanlage und ließ seinen Blick über das verwirrende Durcheinander blinkender Anzeigen und Knöpfe gleiten. Als er den Einschaltknopf gefunden hatte, schaltete er die gesamte Anlage ab und tauchte den Raum in unvermittelte Stille. Er ging davon aus, daß diese plötzliche Unterbrechung der Arie der Aida die Bewohner des Hauses schon herlocken würde, und so war es auch.
Praktisch unmittelbar danach tauchte Dr. Mason in der Tür seines Arbeitszimmers auf und warf einen fragenden Blick auf die Stereoanlage. Erst als er ein paar Schritte ins Zimmer gekommen war, sah er auch Sean. Er blieb, offensichtlich perplex, wie angewurzelt stehen.
»Guten Tag, Dr. Mason«, sagte Sean mit einer Stimme, die munterer klang, als er sich fühlte. »Ist Ms. Mason zu Hause?«
»Was um alles in der Welt hat diese, diese…?« platzte Dr. Mason los, schien jedoch außerstande, das passende Wort zu finden.
»Störung?« schlug Sean vor.
In diesem Moment tauchte auch Sarah Mason auf, die von der plötzlichen Stille offenbar ebenso überrascht worden war wie ihr Mann. Sie war mit einem glänzenden schwarzen Bikini bekleidet, wenn das die angemessene Bezeichnung war. Der knappe Stoff vermochte ihre üppigen Formen kaum zu bedecken. Darüber trug sie eine fast durchsichtige Jacke mit Knöpfen aus Rheinkieseln, die jedoch kaum zu einer züchtigeren Erscheinung beitrug. Hochhackige, mit Federn verzierte Sandaletten rundeten ihre Ausstattung ab.
»Ich möchte Sie beide ins Labor einladen«, erklärte Sean nüchtern. »Ich schlage vor, daß Sie sich etwas zu lesen mitnehmen. Es könnte ein langer Nachmittag werden.«
Mr. und Ms. Mason tauschten Blicke aus.
»Das Problem ist, daß ich nicht viel Zeit habe«, fügte Sean noch hinzu. »Also lassen Sie uns gleich aufbrechen. Wir nehmen Ihren Wagen, da ich per Schiff hergekommen bin.«
»Ich werde die Polizei anrufen«, verkündete Dr. Mason und wollte sich umdrehen, um in sein Arbeitszimmer zu gehen.
»Ich glaube nicht, daß das in den Spielregeln vorgesehen ist«, sagte Sean, zückte Toms Revolver und hielt ihn hoch, um sicherzugehen, daß beide Masons ihn deutlich sehen konnten.
Ms. Mason stockte der Atem, Dr. Mason erstarrte.
»Ich hatte gehofft, eine bloße Einladung würde ausreichen«, sagte Sean. »Aber für den Notfall habe ich auch noch diese Waffe.«
»Ich glaube, Sie machen da einen großen Fehler, junger Mann«, sagte Dr. Mason.
»Bei allem Respekt«, erwiderte Sean, »wenn sich mein Verdacht bestätigt, sind Sie derjenige, der einen großen Fehler gemacht
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