Tödliche Geschäfte
hat.«
»Damit kommen Sie nicht durch«, warnte Dr. Mason ihn.
»Das habe ich auch nicht vor«, gab Sean zurück.
»Tu doch was!« fuhr Ms. Mason ihren Mann an. In ihren Augen standen Tränen, die ihren Lidschatten ernsthaft bedrohten.
»Ich möchte, daß wir alle ganz ruhig bleiben«, sagte Sean. »Niemandem wird etwas geschehen. Wenn wir jetzt bitte zum Wagen gehen könnten.« Er machte ihnen ein Zeichen mit dem Revolver.
»Nur zu Ihrer Information, wir erwarten Gäste«, sagte Dr. Mason. »Um genau zu sein, erwarten wir Ihren - «
»Um so mehr Grund, hier so schnell wie möglich zu verschwinden«, unterbrach Sean ihn. Dann brüllte er: »Los, Bewegung!« und wies mit der Waffe in den Flur.
Widerstrebend legte Dr. Mason einen Arm um seine Frau und führte sie zur Haustür, die Sean für sie öffnete. Ms. Mason erklärte schluchzend, daß sie so, wie sie angezogen war, nicht aus dem Haus gehen könne.
»Raus!« brüllte Sean, inzwischen erkennbar ungeduldig.
Sie hatten es halb bis zum Wagen der Masons geschafft, als ein anderes Auto vor dem Haus hielt.
Verzweifelt über diese Störung ließ Sean den Revolver in seine Jackentasche gleiten und überlegte, daß er den Gast im Zweifelsfall als weitere Geisel mit ins Labor nehmen mußte. Als er ihn erkannte, mußte er jedoch heftig blinzeln. Es war sein eigener Bruder Brian.
»Sean!« rief der, als er seinen Bruder erkannte. Er kam die Auffahrt hochgelaufen, in seiner Miene spiegelten sich Überraschung und Freude. »Seit vierundzwanzig Stunden bin ich auf der Suche nach dir! Wo bist du gewesen?«
»Und ich habe ständig versucht, dich anzurufen«, sagte Sean. »Was um Gottes willen machst du in Miami?«
»Gut, daß Sie gekommen sind, Brian«, warf Dr. Mason ein. »Ihr Bruder war gerade im Begriff, uns zu entführen.«
»Er hat eine Waffe!« warnte Ms. Mason schniefend.
Brian sah seinen Bruder ungläubig an. »Eine Waffe?« wiederholte er fassungslos. »Was für eine Waffe?«
»Sie steckt in seiner Tasche«, zischte Ms. Mason.
Brian starrte Sean an. »Ist das wahr?«
Sean zuckte die Schultern. »Ich hab ein völlig verrücktes Wochenende hinter mir.«
»Gib mir die Waffe«, sagte Brian und streckte seine Hand aus.
»Nein«, sagte Sean.
»Gib mir die Waffe«, wiederholte Brian mit Nachdruck.
»Brian, hier geht es um mehr, als auf den ersten Blick zu erkennen ist«, sagte Sean. »Funk mir jetzt bitte nicht dazwischen. Es sieht ganz so aus, als ob ich hinterher deine juristischen Talente brauchen würde, also geh nicht weg. Halte einfach noch ein paar Stunden still.«
Brian machte einen weiteren Schritt auf Sean zu. Er war jetzt nur noch eine Armlänge entfernt. »Gib mir die Waffe«, wiederholte er. »Ich werde nicht zulassen, daß du auch noch dieses Verbrechen begehst. Eine Entführung mit einer tödlichen Waffe ist eine schwere Straftat, die auf jeden Fall mit einer Haftstrafe geahndet werden muß.«
»Ich weiß, daß du es nur gut mit mir meinst«, sagte Sean. »Ich weiß, du bist der Ältere und außerdem auch noch Anwalt. Aber ich kann dir das Ganze im Moment nicht erklären. Vertrau mir!«
Brian streckte die Hand aus und langte in die Tasche mit der auffälligen Beule. Seine Finger legten sich um den Revolver, doch Sean packte seine Hand mit eisernem Griff.
»Du bist vielleicht älter«, sagte er, »aber ich bin stärker. Das hatten wir doch schon.«
»Ich werde nicht zulassen, daß du das tust«, sagte Brian.
»Laß die Waffe los«, befahl Sean.
»Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie du dein Leben wegwirfst«, entgegnete Brian.
»Zwing mich nicht, das zu tun«, warnte Sean.
Brian versuchte, seine Hand aus Seans Umklammerung zu lösen, während er weiter die Waffe festhielt.
Sean reagierte mit einem linken Haken in Brians Magengrube, dem er blitzschnell einen Schlag auf dessen Nase folgen ließ. Brian sackte in sich zusammen wie ein Beutel Kartoffeln und krümmte sich nach Luft ringend am Boden. Blut sickerte aus seiner Nase.
»Tut mir leid«, sagte Sean.
Mr. und Ms. Mason, die diese Auseinandersetzung schweigend beobachtet hatten, stürzten in Richtung Garage los. Sean setzte ihnen nach und erwischte zuerst Ms. Mason. Mr. Mason, der den anderen Arm seiner Frau hielt, blieb ebenfalls stehen.
Nachdem er gerade seinen Bruder niedergeschlagen hatte, war Sean nicht in der Stimmung für weitere Diskussionen. »In den Wagen«, knurrte er. »Sie fahren.«
Verschüchtert leisteten die Masons seinem Befehl Folge. Sean stieg hinten ein.
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