Tödliche Geschäfte
roten Pontiac geliehen hatte.
Die Primer und Sonden auf dem Rücksitz, fuhren sie direkt zum Forbes-Zentrum. Sean parkte neben seinem Jeep unweit des Eingangs zum Forschungsgebäude und kramte seinen Hausausweis hervor.
»Willst du mit reinkommen oder nicht?« fragte er. Auch ihn hatte mittlerweile die Müdigkeit eingeholt. »Du kannst auch den Wagen nehmen und zurück zu deiner Wohnung fahren.«
»Wo ich jetzt schon so weit gekommen bin«, sagte Janet, »will ich, daß du mir erklärst, was du machst, während du es machst.«
»Von mir aus«, sagte Sean.
Sie stiegen aus dem Wagen und betraten das Gebäude. Sean hatte keinerlei Probleme erwartet und war um so überraschter, als der Wachmann aufstand. Nie zuvor war einer der Wachposten aufgestanden. Es war Alvarez. Sean hatte ihn schon ein paarmal gesehen.
»Mr. Murphy?« fragte er mit seinem unverkennbar spanischen Akzent.
»Ja, hier«, sagte Sean. Er stieß gegen das Drehkreuz, dessen Sperre sich jedoch nicht löste. Sean hielt seinen Ausweis sichtbar in die Höhe. Unter den anderen Arm hatte er den Karton geklemmt. Janet stand direkt hinter ihm.
»Sie dürfen das Gebäude nicht betreten«, sagte Alvarez.
Sean stellte den Karton ab.
»Ich arbeite hier«, sagte er. Er beugte sich vor, um Alvarez seinen Hausausweis direkt unter die Nase zu halten, falls dieser ihn übersehen hatte.
»Anweisung von Dr. Mason«, sagte Alvarez. Er lehnte sich zurück, als fände er Seans Ausweis irgendwie abstoßend. Mit der einen Hand nahm er den Hörer eines der Telefone auf seinem Tisch, während er mit der anderen auf der Suche nach einer Nummer durch sein Rolodex blätterte.
»Legen Sie den Hörer auf«, sagte Sean, bemüht, seine Stimme zu kontrollieren. Nach allem, was er durchgemacht hatte, und erschöpft, wie er war, ging ihm langsam die Geduld aus.
Der Wachmann beachtete ihn nicht. Er fand Dr. Masons Telefonnummer und begann zu wählen.
»Ich habe Sie höflich gebeten: Legen Sie den Hörer auf!« sagte Sean mit deutlich mehr Nachdruck als zuvor.
Der Wachmann hatte fertig gewählt und sah Sean gelassen an, während er auf die Verbindung wartete.
Blitzschnell griff Sean über den Tisch und packte das Telefonkabel an der Stelle, wo es in der Holztäfelung verschwand. Mit einem heftigen Ruck riß er es aus der Wand und hielt es dem überraschten Wachmann unter die Nase, ein verknotetes Durcheinander winziger roter, grüner und gelber Drähte.
»Ihr Telefon ist kaputt«, sagte Sean.
Alvarez’ Gesicht lief rot an. Er ließ den Hörer fallen, schnappte sich seinen Schlagstock und kam um den Tisch.
Anstatt zurückzuweichen, wie es auch der Wachmann erwartet hatte, machte Sean einen Satz nach vorn und duckte sich wie bei einem klassischen Bodycheck im Eishockey. Dann ließ er seinen Körper hochschnellen, und sein Ellenbogen krachte in Alvarez’ Unterkiefer. Der Wachmann wurde von den Füßen gerissen und gegen die Wand geschleudert, bevor er dazu kam, seinen Schlagstock einzusetzen. Als er aufprallte, konnte Sean deutlich ein Knacken hören, als würde ein Stück Brennholz gebrochen. Außerdem hörte er den Mann stöhnen, als durch die Wucht des Aufpralls die Luft aus seinen Lungen gepreßt wurde. Als Sean sich von dem Körper löste, sank Alvarez steif zu Boden.
»Oh, mein Gott!« rief Janet. »Du hast ihn verletzt.«
»Mein lieber Schwan, was für ein Kiefer«, murmelte Sean und rieb sich seinen Unterarm.
Janet drängte an ihm vorbei, um zu Alvarez zu gelangen, aus dessen Mund Blut sickerte. Einen Moment lang fürchtete sie, er könne tot sein, doch sie stellte schnell fest, daß er lediglich bewußtlos war.
»Wann hat das alles ein Ende?« seufzte sie. »Sean, ich glaube, du hast ihm den Kiefer gebrochen, und er hat sich auf die Zunge gebissen. Du hast ihn k. o. geschlagen.«
»Laß ihn uns rüber zur Klinik schaffen«, sagte Sean.
»Die haben hier keine Einrichtungen zur Trauma-Behandlung«, sagte Janet. »Wir müssen ihn zum Miami General Hospital bringen.«
Sean verdrehte die Augen und seufzte. Gleichzeitig fiel sein Blick auf den Karton mit den Primern und Sonden. Er brauchte nur ein paar Stunden im Labor, vielleicht würden vier reichen. Er sah auf seine Uhr. Es war kurz nach eins.
»Sean!« befahl Janet. »Sofort! Es ist nur drei Minuten von hier. Wir können ja zurückkommen, wenn wir ihn abgeliefert haben, aber wir können ihn hier nicht einfach so liegen lassen.«
Widerwillig verstaute Sean seinen Karton hinter dem Tisch des Wachmanns und half
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