Tödliche Geschäfte
weiter anschwoll, versuchte die Polizei, ihre Arbeit zu machen.
»Dr. Mason sagt, daß Mr. Murphy sich rundweg weigert, noch einmal ans Telefon zu kommen«, sagte Ron, augenscheinlich gekränkt.
»Versuchen Sie es weiter«, riet Hector ihm, bevor er sich Anderson zuwandte und sagte: »Ich kann mich doch darauf verlassen, daß alle Ein- und Ausgänge bewacht werden.«
»Alles unter Kontrolle«, versicherte Anderson ihm. »Niemand kommt rein oder raus, ohne daß wir davon erfahren. Außerdem haben wir auf dem Dach der Klinik Scharfschützen postiert.«
»Was ist mit der Fußgängerbrücke zwischen den beiden Gebäuden?« fragte Hector.
»Wir haben auf der Klinikseite einen Mann postiert«, sagte Anderson. »Bei diesem Einsatz wird es garantiert keine Überraschungen geben.«
Hector machte Phil Dareil ein Zeichen, herüberzukommen. »Was ist jetzt mit dieser Bombe?« fragte er.
»Die Geschichte ist ein wenig unorthodox«, meinte Phil. »Ich habe mit dem Arzt gesprochen. Es handelt sich um einen Glaskolben mit Nitroglyzerin, nach Dr. Masons Schätzung etwa zwei- bis dreihundert Kubikzentimeter. Das Gefäß liegt in einem Eisbad. Offenbar kommt Murphy in regelmäßigen Abständen rein und füllt neues Eis nach. Der Doktor ist jedesmal ganz panisch vor Angst.«
»Ist das ein großes Problem?« fragte Hector.
»Ja, das ist es«, sagte Phil. »Vor allem, solange das Zeug in festem Zustand ist.«
»Könnte das Zuschlagen einer Tür die Explosion auslösen?« wollte Hector wissen.
»Wahrscheinlich nicht«, antwortete Phil. »Aber ein heftiges Schütteln des Kolbens möglicherweise. Und wenn er hinfällt, geht das Zeug garantiert hoch.«
»Aber ihr habt die Lage im Griff?«
»Absolut«, sagte Phil.
Als nächstes winkte Hector Deborah Levy zu sich.
»Soweit ich weiß, sind Sie die verantwortliche Leiterin der Forschungsabteilung hier?«
Dr. Levy nickte.
»Was glauben Sie, was der Bursche da drinnen treibt?« fragte Hector. »Er hat unserem Verhandlungsführer erklärt, er brauche Zeit zum Arbeiten.«
»Arbeiten!« sagte Dr. Levy abfällig. »Wahrscheinlich sabotiert er da oben unsere gesamte Forschungsarbeit. Er ist wütend, weil wir ihm die Mitarbeit an einem unserer therapeutischen Projekte verboten haben. Er hat keinerlei Respekt vor irgendwem oder - was. Ich hatte, offen gestanden, von Anfang an den Eindruck, daß er eine gestörte Persönlichkeit hat.«
»Ist es denkbar, daß er jetzt an diesem speziellen Projekt arbeitet?« fragte Hector.
»Völlig ausgeschlossen«, erklärte Dr. Levy. »Das Projekt ist bereits in der klinischen Erprobungsphase.«
»Sie glauben also, daß er da oben nur Ärger machen will«, sagte Hector.
»Ich weiß, daß er Ärger macht!« sagte Dr. Levy. »Ich finde, Sie sollten da reingehen und ihn rausholen.«
»Die Sicherheit der Geiseln hat für uns oberste Priorität«, erklärte Hector.
Er wollte sich gerade mit George Loring und den Männern vom Einsatzkommando besprechen, als einer der uniformierten Streifenbeamten seine Aufmerksamkeit erregte.
»Dieser Mann besteht darauf, mit Ihnen zu sprechen«, sagte der Polizist. »Er behauptet, der Bruder des Geiselnehmers zu sein.«
Brian stellte sich vor und erklärte, er sei Anwalt aus Boston.
»Haben Sie eine Ahnung, was da drinnen vor sich geht?« fragte Hector.
»Nein, leider nicht«, erwiderte Brian. »Aber ich kenne meinen Bruder. Er ist zwar schon immer recht stur gewesen, aber so etwas würde er nie tun, wenn er nicht einen verdammt guten Grund dafür hätte. Ich will nur sichergehen, daß Ihre Leute keine überstürzten Maßnahmen ergreifen.«
»Eine bewaffnete Geiselnahme und eine Bombendrohung sind mehr als nur stur«, sagte Hector. »Ich würde sagen, sein Verhalten charakterisiert ihn als instabil, unberechenbar und gefährlich. Und davon müssen wir bei all unseren Aktionen ausgehen.«
»Ich gebe zu, sein Verhalten wirkt reichlich verwegen«, räumte Brian ein. »Aber im Grunde genommen ist Sean ein sehr rationaler Mensch. Vielleicht sollte ich mit ihm reden.«
»Meinen Sie, er würde auf Sie hören?« fragte Hector.
»Ich glaube schon«, sagte Brian, obwohl er noch immer die Nachwirkungen der Schläge vor der Mason-Villa spürte.
Hector ließ sich von Ronald Hunt das Telefon geben und überließ es Brian, damit der sein Glück versuchen konnte. Leider nahm niemand ab, nicht einmal Dr. Mason.
»Bis vor ein paar Minuten ist der Doktor noch drangegangen«, sagte Ron.
»Lassen Sie mich reingehen und mit ihm
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