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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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waren fast zwei Jahre vergangen. Sean notierte sich Adresse und Telefonnummer des Mannes, weil er irgendwann später möglicherweise Kontakt mit ihm aufnehmen wollte.
    Was die Tumore selbst betraf, bemerkte Sean, daß sie eher multifokal als unilokulär waren. Deshalb hatten die behandelnden Ärzte in den meisten Fällen zunächst auch vermutet, daß sie es mit Metastasen zu tun hatten, die von einem Primärtumor aus einem anderen Organ wie beispielsweise der Lunge, der Niere oder dem Dickdarm ins Gehirn gestreut hatten. In allen Fällen hatten die Ärzte in ihren Berichten ihrer Überraschung darüber Ausdruck verliehen, daß es sich um primäre Gehirntumore handelte, die sich aus primitiven neuralen Strukturen entwickelt hatten. Sean sah auch, daß die Tumore besonders aggressiv und bösartig waren, so daß sie zweifelsohne zu einem schnellen Tod geführt hätten, wäre nicht mit der Therapie begonnen worden.
    Die Therapie an sich war immer die gleiche. Die Dosierung und Anwendungsfrequenz des codierten Medikaments war bei allen Patienten dieselbe und wurde nur an das jeweilige Körpergewicht angepaßt. Alle Patienten waren etwa eine Woche stationär behandelt worden. Nach ihrer Entlassung kamen sie in Abständen von zwei und vier Wochen, dann von zwei, sechs und schließlich zwölf Monaten zur ambulanten Nachbehandlung. Dreizehn von dreiunddreißig Patienten hatten das Stadium erreicht, in dem sie nur noch einmal jährlich zur Nachbehandlung kommen mußten. Die Folgeschäden der Krankheit waren minimal und wurden schwachen neurologischen Fehlfunktionen zugeschrieben, eine Nebenwirkung der tumoralen Wucherungen vor Beginn der eigentlichen Therapie.
    Auch die Krankenakten selbst beeindruckten Sean. Er wußte, daß er eine solche Fülle an Material vor sich hatte, daß er wahrscheinlich mindestens eine Woche brauchen würde, um es zu verdauen.
    Sean war in derart tiefe Konzentration versunken, daß er regelrecht zusammenfuhr, als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Es war das erste Mal, daß es überhaupt klingelte. Er nahm ab und vermutete, jemand hätte falsch gewählt, doch zu seiner Überraschung war es Janet.
    »Ich habe das Medikament«, sagte sie knapp.
    »Super!« antwortete Sean.
    »Kannst du mich in der Kantine treffen?« fragte sie.
    »Aber sicher«, sagte Sean. Er konnte hören, daß irgend etwas nicht stimmte. Ihre Stimme klang angespannt. »Was ist denn los?«
    »Alles«, sagte Janet. »Das erzähl ich dir, wenn wir uns sehen. Kannst du sofort kommen?«
    »In fünf Minuten bin ich da«, sagte Sean.
    Nachdem er die kopierten Akten versteckt hatte, nahm er den Aufzug und überquerte die Brücke zur Klinik. Er vermutete, daß er via Kamera beobachtet wurde, und hätte seinen Bewachern am liebsten zugewunken, doch er widerstand der Versuchung.
    Als er die Kantine betrat, war Janet bereits da. Sie saß an einem Tisch vor einer Tasse Kaffee und sah gar nicht glücklich aus.
    Sean ließ sich auf den gegenüberliegenden Stuhl fallen. »Was ist los?« fragte er.
    »Eine meiner Patientinnen liegt im Koma«, antwortete Janet. »Ich hatte gerade ihre Infusion gestartet. In einem Moment ging es ihr noch prächtig, und im nächsten hatte ihre Atmung ausgesetzt.«
    »Das tut mir leid«, sagte Sean. Er hatte seine eigenen Erfahrungen mit den traumatischen Erlebnissen des Krankenhausalltags, so daß er ihren Zustand sehr gut nachfühlen konnte.
    »Zumindest habe ich das Medikament bekommen«, sagte sie.
    »War es schwierig?« fragte Sean.
    »Es war mehr der mentale Streß als wirklich konkrete Probleme«, sagte sie.
    »Und wo ist es?«
    »In meiner Handtasche«, sagte sie und sah sich um, um sicherzugehen, daß sie niemand beobachtete. »Ich werde dir die Fläschchen unter dem Tisch geben.«
    »Du mußt es nicht so melodramatisch machen«, sagte Sean. »Heimlichkeiten erregen viel mehr Aufmerksamkeit, als wenn du dich einfach ganz normal verhältst und mir die Dinger gibst.«
    »Laß mich doch«, sagte Janet und begann, in ihrer Handtasche zu kramen.
    Als Sean ihre Hand an seinem Knie spürte, streckte er seine unter dem Tisch aus und schloß sie, nachdem Janet die beiden Fläschchen hatte hineinfallen lassen. Mit Rücksicht auf ihre Empfindlichkeit ließ er sie links und rechts in seine Taschen gleiten. Dann schob er den Stuhl zurück und stand auf.
    »Sean!« beschwerte sich Janet.
    »Was?« fragte er.
    »Mußt du dich so auffällig benehmen? Kannst du nicht fünf Minuten sitzen bleiben und so tun, als ob

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