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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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der momentanen Krise anzurufen, aber mir blieb keine andere Wahl. Wenn Crystal wegen Dow verstört war, müsste ich mich eben durchkämpfen. Ich griff zum Hörer, bevor mir der Mut schwand. Zuerst wählte ich die Nummer des Strandhauses, da ich annahm, sie werde sich in das Haus zurückziehen, das sie am liebsten mochte. Nach dem zweiten Klingeln meldete sich Anica.
    »Anica, hier ist Kinsey. Ich dachte, Sie wären schon wieder in Fitch.«
    »War ich, aber dann hat heute Morgen Detective Paglia angerufen, um Crystal mitzuteilen, dass der Tote als Dow identifiziert worden ist. Sie hat dann mich verständigt, und ich bin gleich raufgefahren. Ich habe dort gesagt, ich würde bis Ende nächster Woche Urlaub nehmen. Das hat Priorität. Wir bleiben bis Sonntag hier, und dann fahren wir ins andere Haus und sortieren Dows Sachen aus.«
    »Wie geht es ihr?« Ich konnte leises Gemurmel im Hintergrund hören und bekam den Eindruck, dass Crystal in der Nähe sein könnte.
    Anica senkte die Stimme. »Sie ist völlig fertig. Ich glaube, es ist das Endgültige, was ihr so zusetzt. Rand sagt, sie sei einfach zusammengebrochen, als sie es gehört hat. Sie hat zwar immer geschworen, dass ihm etwas zugestoßen sein müsse, aber bestimmt hat sie trotzdem die ganze Zeit innerlich gefleht, dass sie sich irrt.«
    »Und was ist mit Leila? Wie verkraftet sie es?«
    »Ach, Sie kennen sie ja. Sie war oben in ihrem Zimmer und hat sich in voller Lautstärke Musik angehört und alle zum Wahnsinn getrieben. Sie und Crystal haben dann zu streiten angefangen, also habe ich schließlich Lloyd angerufen und ihn gebeten, sie abzuholen und für den Rest des Tages mit zu sich zu nehmen. Die Stille ist himmlisch.«
    »Was ist mit der Beerdigung? Will sie einen Gottesdienst abhalten lassen?«
    »Sie spricht von Samstag, wenn sie es schafft. Sie muss vorher die Anzeige in die Zeitung setzen lassen und einen Geistlichen organisieren. Dow war nicht religiös, daher soll es eher eine Art Gedenken für ihn werden. Ich habe gerade in der Leichenhalle angerufen, und sie meinten, sie würden dafür sorgen, dass er abgeholt wird. Sie lässt ihn einäschern... nicht, dass sie viele Wahlmöglichkeiten hätte.«
    »Wohl nicht.«
    »Was ist eigentlich passiert? Detective Paglia hat es zwar nicht gesagt, aber ich vermute, er ist ertrunken.«
    Ich merkte, wie mein Herz einen Satz machte. »Ah. Das weiß ich nicht. Ich habe noch nichts Definitives gehört. Wahrscheinlich arbeiten sie noch an der Feststellung der Todesursache. Kann ich solange irgendwie helfen?« Die Frage klang sogar in meinen von Lügen verdorbenen Ohren falsch, aber ich musste sie von diesem Thema abbringen.
    »Momentan nicht, aber trotzdem danke. Ich glaube, ich muss jetzt Schluss machen, aber ich sage Crystal, dass Sie angerufen haben.«
    »Wo ich Sie gerade am Apparat habe, würde ich Sie gern noch etwas fragen. Crystal hat ein Postfach erwähnt, das sie hier in der Stadt gemietet hatte. Ich bräuchte die Nummer und die Anschrift.«
    »Einen Moment bitte.« Anica legte eine Handfläche über die Sprechmuschel, und ich hörte ihr gedämpftes Gespräch mit jemandem im Hintergrund. Es erinnerte mich an die Tage, die ich als Kind im öffentlichen Schwimmbad verbracht hatte. Wenn ich aus dem Wasser auftauchte, waren meine Ohren zu, und alles klang genauso. Manchmal dauerte es Stunden, bis das winzige Rinnsal heißen Wassers meinen Gehörgang wieder freigab.
    Anica nahm die Hand weg. »Postfach 505. Sie sagt, es sei im Mail & More drüben im Laguna Plaza. Aber berichten Sie ihr auf jeden Fall, was Sie herausfinden.«
    »Ja, sicher.«
    Ich hatte den Hörer gerade aufgelegt, da klingelte das Telefon.
    Mariah Talbot sagte: »Hi. Können Sie offen sprechen, oder sollen wir uns irgendwo treffen?«
    »Es passt schon. Das Telefon ist sicher. Dieser ganze Mantel- und Degenquatsch kommt mir blöd vor, aber ich kann nicht anders. Danke, dass Sie zurückrufen.« Ich nahm einen Stift und begann auf einen Schmierzettel zu kritzeln... einen Degen, von dessen Spitze Blut tropfte, und einen Galgen mit Schlinge, eine meiner Spezialitäten. Mich auf Gekritzel zu konzentrieren hilft mir manchmal dabei, meine Gedanken zu artikulieren.
    »Was ist los?«
    »Also, die Lage ist folgendermaßen.« Ich schilderte ihr das Gespräch vom Vorabend bei Rosie’s, wo Henry den Köder über den Juwelier in L.A. ausgelegt hatte.
    »Glauben Sie, Tommy hat es ihm abgekauft?«
    »Keine Ahnung. Ich dachte nur, ich sage es Ihnen, denn als wir

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