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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Mein Brief segelte durch die Luft und landete direkt vor mir.
    Ich merkte, wie mein Herz zu pochen begann. »Es ist mir wirklich sehr unangenehm. Wahrscheinlich hätte ich anrufen sollen, aber es war mir irgendwie so peinlich.«
    »Und was steckt dahinter?«
    »Nichts. Es klappt nur einfach nicht.«
    »>Es klappt nur einfach nicht.< Einfach so.«
    »Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Ich will die Räume nicht. Erst dachte ich, ich würde sie wollen, aber jetzt will ich sie nicht mehr.«
    »Sie haben einen Mietvertrag unterschrieben.«
    »Das weiß ich, und ich bedauere die Unannehmlichkeiten —«
    »Es geht nicht um Unannehmlichkeiten. Wir haben eine Abmachung.« Sein Ton war lässig, aber unerbittlich.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich will, dass Sie die Bedingungen des Vertrags erfüllen, den Sie unterschrieben haben.«
    »Wissen Sie was? Reden Sie doch mal mit meinem Anwalt darüber. Er heißt Lonnie Kingman und hat sein Büro ein paar Tüten weiter.«
    Ida Ruth erschien hinter ihm im Flur. »Alles in Ordnung?«
    Richard warf ihr einen Blick zu und sah dann wieder mich an. »Alles bestens«, sagte er. »Bestimmt finden wir die ideale Lösung für unser kleines Problem.«
    Er verließ rückwärts den Raum. Ich sah, wie er sich in Ida Ruths Richtung wandte und darauf achtete, sie im Vorbeigehen nicht zu berühren. Er verschwand aus meinem Blickfeld, aber Ida Ruth starrte ihm weiter nach. »Was ist denn mit dem los? Ist der verrückt oder was? Wirkt reichlich daneben.«
    »Wenn du wüsstest. Falls er wieder auftaucht, ruf die Polizei.«
    Ich schloss mich in meinem Büro ein, wählte Mariahs Nummer in Texas und hinterließ erneut eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter. Ich wusste zwar nicht, wie bald sie sich wieder melden würde, aber die Richtung, die die Geschichte nahm, gefiel mir überhaupt nicht.

20

    Ich fuhr auf der 101 in nördlicher Richtung bis zur Ausfahrt Little Pony Road, eine Strecke von fünf, sechs Kilometern, auf der wenig Verkehr herrschte. Dabei ließ ich mir das Telefongespräch mit Mariah noch einmal durch den Kopf gehen, das lässige Geplauder zu Lasten der Hevener-Jungs. Ich war mir fast sicher, dass ich mich nicht verraten hatte. Nun hatte ich zwar keine Ahnung, was Richard mir zugedacht hatte, aber ich nahm an, dass seine »ideale Lösung« irgendwo auf einem Kontinuum zwischen dem Gericht für Bagatellsachen und meinem Tod lag. Ich schaute immer wieder in den Rückspiegel und unterzog jedes Auto, das auf gleiche Höhe mit meinem kam, einer kurzen Musterung.
    Laguna Plaza ist ein alterndes, L-förmiges Einkaufszentrum, das zwar wesentlich schicker ist als so manches andere, aber nicht zu vergleichen mit den gewaltigen Geschäftsarenen, die heutzutage gebaut werden. Kein verglastes Atrium, in dem ausgewachsene Bäume stehen, keine Gourmet-Gassen, kein erster oder zweiter Stock mit Rolltreppen dazwischen. Ich parkte den VW in einer Lücke direkt vor dem Mail & More, einem Unternehmen, das private Postfächer zur Miete, Postannahme und -nachsendung, Kopiergeräte, die Dienste eines Notars, nach Vorlage gedruckte Visitenkarten, Gummistempel und Zugang an sieben Tagen die Woche sowie rund um die Uhr anbot.
    Der Innenraum war in zwei große Flächen aufgeteilt, jede mit eigenem Eingang und voneinander durch eine Glaswand und eine abschließbare Glastür getrennt. Zu dem rechts gelegenen Raum gehörten ein Tresen, die Kopiergeräte, Büroartikel und eine Angestellte, die beim Verpacken und Verschicken mithalf. Durch eine offene Tür in der Rückwand konnte ich reihenweise flache Pappschachteln in verschiedensten Größen stehen sehen, zahlreiche Rollen Luftpolsterfolie, Einwickelpapier und Behälter mit Styroporkügelchen zum Auffüllen.
    Die Angestellte war weg, doch sie hatte eine Nachricht auf dem Tresen hinterlassen. Wegen privatem Notfall geschlossen. Bitte entschuldigen Sie die Umstände. Bin Montag wieder da. Tiffany. Falls sie irgendwie Ähnlichkeit mit Jeniffer hatte, bestand der private Notfall aus einem Solariumsbesuch und einer Pediküre. Ich gab Dinge wie »Juhuu« und »Hallo« von mir, um mich abzusichern, während ich mir die Freiheit nahm, um den Tresen herumzugehen und den Raum dahinter zu inspizieren. Keine Menschenseele weit und breit. Ich kehrte nach vorn zurück und blieb reichlich verärgert einen Moment lang stehen. Jeder konnte hier hereinspazieren und die Büromaterialien stehlen. Was, wenn ich ein Paket aufzugeben hatte oder dringend einen Notar

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