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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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entgangen, dass wir den Typen praktisch in ihrem Vorgarten gefunden haben.«
    »Und jetzt pass auf: Sie ist die einzige Begünstigte seiner Lebensversicherungspolice. Das war Teil der Scheidungsvereinbarung. Wir haben es nachgeprüft«, erklärte Jonah.
    »Wie viel?«
    »Eine Million.«
    »Mir würde das reichen«, sagte Odessa.
    »Riskant, den Mann so nah beim Haus umzubringen«, bemerkte ich.
    »Vielleicht ist das gerade das Schöne daran«, meinte Jonah. »Es könnte ja auch jemand anders gewesen sein. Hat ihn unter irgendeinem Vorwand dort raufgelockt und ihm eine Kugel in den Kopf geschossen.«
    Odessa verzog das Gesicht. »Und wie willst du ihn dort raufkriegen?«
    »Indem ich mit ihm im Wagen fahre«, antwortete Jonah. »Du rufst an und verabredest dich mit ihm, sagst, du willst dich an einem ruhigen Ort mit ihm treffen und etwas besprechen, aber er soll dich abholen.«
    »Unter welchem Vorwand?«
    »Wozu ein Vorwand?«, warf ich ein. »Der Täter setzt sich auf den Rücksitz und zieht irgendwann die Pistole.«
    »Und dann? Wie kommt er in der Finsternis die Straße wieder runter?«
    »Zu Fuß«, sagte Jonah. »So weit ist das nicht.«
    »Und was, wenn er gesehen wird?«, fragte ich. »Dann hat er jemanden, der ihn mit dem Tatort in Verbindung bringen kann.«
    »Es hätten auch zwei sein können«, meinte Odessa. »Der eine trifft sich dort oben mit ihm und macht ihn kalt, während der andere in einem Auto wartet, das ein Stück weit die Straße runter parkt.«
    »Aber erhöht ein Komplize nicht das Risiko?«
    »Kommt auf den Komplizen an.«
    Jonah trank einen Schluck von seiner Cola. Er hielt mir den Becher hin, und ich nahm auch einen Schluck. Wir schwiegen einen Moment und dachten über das soeben Besprochene nach.
    Ich brach das Schweigen. »Andererseits hatte Purcell aber Ärger mit dem FBI und war von gesellschaftlicher Ächtung bedroht. Sicher hat er an Selbstmord gedacht. Hättet ihr das an seiner Stelle nicht auch getan?«
    »Wohl schon«, räumte Jonah ein. Die Aussicht schien ihn zu betrüben. »Die Kollegen sind immer noch mit dem Mercedes beschäftigt. Er hatte seine Mohairdecke über den Schoß gebreitet, und eine leere Whiskeyflasche lag vor dem Beifahrersitz. Die Scheinwerfer waren aus. Der Schlüssel steckte in der Zündung, die eingeschaltet war. Das Radio war aus. Ausweise, seine Brieftasche, all das trug er am Körper, einschließlich seiner Uhr, die übrigens nach wie vor läuft. Das verdammte Ding geht nach all den Wochen nicht mal eine Sekunde nach.«
    Das ließ Odessa aufmerken. »Was für eine Marke ist das? Eine Wahnsinnswerbung. Wir sollten uns mit dem Hersteller in Verbindung setzen.«
    »Breitling, wasserdicht bis auf hundertzwanzig Meter.«
    »Kannst du dich noch an die Anzeige mit dem Füller erinnern?«, fragte Odessa.
    »Das war ein Kugelschreiber.«
    »Ja? Ich meine den, der auch unter Wasser schreibt. Wie hieß der gleich?«
    »Wen juckt das schon?«
    Odessa grinste verlegen und sagte: »Entschuldigung. Was gibt’s noch?«
    »Nicht viel. Das gehärtete Glas im Fenster auf der Fahrerseite war gesprungen, wo die Kugel hindurchgegangen ist — ein Teil vom Glas fehlte, aber das meiste war intakt. Ich habe zwei Kollegen mit einem Metalldetektor rübergeschickt und hoffe, sie finden sie. Das Fenster auf der Beifahrerseite und die beiden hinteren waren offen, vermutlich damit das Wasser schneller hineinströmt.«
    Odessa knüllte seine Papierserviette zusammen und warf sie auf den Papierkorb zu, wo sie auf den Rand auftraf und außen herabfiel. »Ich bin nicht von Selbstmord überzeugt. Es ist nicht stichhaltig.«
    »Ich bin achtzig zu zwanzig dagegen, und zwar aus mehreren Gründen«, erklärte Jonah.
    »Wie zum Beispiel?«, hakte ich nach.
    Jonah verschränkte die Arme. »Nehmen wir mal an, er hat sich selbst erschossen, nur rein theoretisch. Wie hat er es dann geschafft, den Wagen zu versenken? Und warum hat er sich überhaupt die Mühe gemacht?«
    »Vielleicht war es ihm peinlich«, meinte Odessa. »Er hat sich geschämt, weil er sich umgebracht hat, und hat gehofft, so zu verschwinden.«
    »Um seiner Familie die Sauerei zu ersparen«, ergänzte Jonah.
    »Sicher, warum nicht?«
    »Vielleicht zahlt die Lebensversicherung bei Selbstmord nicht«, mutmaßte Odessa.
    »Na und? Fiona kann sowieso nicht kassieren, bevor die Leiche gefunden ist. Sowie das geschieht, steht auch die Todesursache fest. Ein Kopfschuss und die Waffe daneben auf dem Sitz?«
    »Da könnte was dran sein. Kein

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