Tödliche Gier
Windschutzscheibe. Tommy stellte die Scheibenwischer an.
»Wo hatten Sie denn den Safe?«, fragte ich. »Die Räume kamen mir ziemlich leer vor.«
Tommy antwortete: »Im Boden des Wandschranks, unter dem Teppichboden.«
»Stellen Sie sich nicht dumm.« Richard war genervt.
»Wie viele Personen außer Ihnen wussten davon?«
»Niemand«, antwortete Tommy.
Richard schnaubte. »Was soll das werden, ein Fernsehquiz? Hören Sie bloß auf.«
»Wer hat ihn denn als Letzter geöffnet?«
»Herrgott, Tommy, das ist doch Lug und Trug. Kaufst du ihr den Schwindel etwa ab?«
»Er. Wir hatten etwas, das wir verkaufen wollten. Er ist am Freitag den ganzen Weg nach Los Angeles gefahren, und dann gab’s diesen Kerl nicht. Er dachte, ich hätte ihn übers Ohr gehauen, und war stinksauer.«
»Wann kam er zurück? War es spät?«
»Nein, es war nicht spät«, fauchte Richard wütend. »Es war fünf Uhr. Ich bin rüber ins Büro gegangen und habe das Teil wieder in den Safe gelegt.«
»Und alles andere war noch an Ort und Stelle?«
»Natürlich. Halten Sie jetzt endlich Ihre verdammte Klappe?«
»Vielleicht hat jemand Sie mit den Sachen gesehen und ist Ihnen auf dem Nachhauseweg gefolgt. Wenn derjenige gesehen hat, wo der Safe versteckt war, könnte er gewartet haben, bis Sie weg sind, und Sie dann beklaut haben.«
»Ich habe gesagt, Sie sollen den Mund halten!« Er hob den linken Arm, drehte sich auf dem Sitz um und schlug mir mit dem Handrücken ins Gesicht. Der Hieb besaß zwar nicht viel Wucht, tat aber saumäßig weh. Ich merkte, wie mir Tränen in den Augen brannten. Ich legte mir eine Hand auf die Nase und hoffte, dass er sie mir nicht gebrochen hatte. Fühlte sich nicht so an.
»Hey!«, rief Tommy. »Lass den Scheiß.«
»Wer hat dich denn zum Chef ernannt?«
»Lass sie gefälligst in Ruhe.«
»Warum? Weil du sie vögelst?«
»Tut er nicht!« Welche Frau lässt sich schon vorhalten, mit einem Kerl ins Bett zu gehen, den sie kaum ertragen kann? Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann sagte ich: »Und wie hat der Einbrecher den Safe aufbekommen? Wurde er aufgebohrt?«
»Sie wollen wohl nicht die Klappe halten, was?«
Die Frage fand ich gut, aber ich hielt den Mund und lehnte mich vom Vordersitz weg, außer Reichweite. Der Raum, in dem ich kauerte, war klein, eng und mit kratzigem Billigteppich ausgelegt. In der Hoffnung, eine Waffe zu finden — einen Schraubenschlüssel oder Schraubenzieher — , tastete ich herum, fand aber nichts. Ich befühlte die Ränder des Fußraums und schloss die Finger um einen Kugelschreiber. Ich hielt ihn zwar nicht für besonders effektiv, aber andererseits, warum nicht? Ich umklammerte den Stift mit der Faust und fragte mich, was passieren würde, wenn ich ihn Richard ins Ohr rammte.
Die Fahrt zum Haus dauerte sieben Minuten in Höchstgeschwindigkeit auf den regennassen Straßen, die sich durch Horton Ravine zogen. Ich hielt mich mit aller Kraft fest, während mich die Kurven erst in die eine und dann in die andere Richtung warfen. Als Tommy die Einfahrt hinauffuhr, griff er nach der Fernbedienung für die beiden Garagentüren und drückte einen Knopf. Die Doppeltür rechts begann sich zu öffnen, und Licht ging an. Er fuhr hinein, kam abrupt zum Stehen und zog die Handbremse. Der Stellplatz daneben war leer. Tommys roter Porsche stand in der übernächsten Parkbucht, hinter ihm ein zweiter Porsche, ein glänzendes schwarzes Modell, das vermutlich Richard gehörte.
Richard machte die Tür auf und stieg aus. Die Wagentür ließ er offen. Direkt vor der Küchentür standen zwei große Mülltonnen, in die sie wohl ihre Abfälle warfen. Darüber konnte ich eine Reihe von Knöpfen an der Wand sehen. Ich dachte, er würde auf einen davon drücken, um die Garagentür herabsinken zu lassen, doch er spähte auf die Ladefläche des Pick-ups. Dann machte er den Werkzeugkasten auf und durchwühlte dessen Inhalt. Ich taxierte den Abstand, aber ich würde nicht genug Zeit haben, um mich vorzulehnen, die Tür zuzuziehen und sie zu verriegeln, bevor er sich auf mich stürzte. Ich wandte mich an Tommy. »Sie waren doch gestern Abend bei mir vorm Haus. Ich habe jemanden in Ihrem Büro gesehen, als ich auf dem Heimweg kurz dort Halt gemacht habe. Sie hätten nicht erst etwas stehlen und dann so kurz danach vor meiner Wohnung auftauchen können.«
Er wandte sich um und sah mich an. »Was?«
»Wenn Sie es nicht waren, dann war er es. Wer sonst kannte die Kombination? Doch nur Sie beide,
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