Tödliche Gier
sie Sie ja. Es wundert mich, dass Sie es überhaupt erwähnen.«
»Es könnte sehr viel dazu beitragen, sie Ihnen vom Hals zu schaffen.«
Crystal lächelte Clint zu, der sie mit hundeartiger Ergebenheit ansah. »Die Katze ist aus dem Sack«, erklärte sie. »Kannst du dich noch an Dows Exfrau erinnern? Sie hat endlich rausgekriegt, dass wir eine heiße Liebesaffäre miteinander haben. Kinsey hat uns in flagranti erwischt.«
Ich merkte, wie ich rot wurde. Clint schien den Witz amüsant zu finden, und ich konnte kaum etwas dagegen einwenden. Deshalb sagte ich: »Ich sollte jetzt wahrscheinlich gehen.«
»Gut. Er wird müde, wenn wir Besuch haben. Ich bringe Sie an die Tür.«
Ich spürte, wie ein spröder Zorn von ihr ausging, als sie mich begleitete. Ich wusste, dass sie sich über mein Eindringen sowohl in ihre als auch in seine Privatsphäre ärgerte. »Hören Sie, es tut mir Leid.«
»Vergessen Sie’s.«
»Wusste Dow Bescheid?«
»Vielleicht hat es ihm jemand anders gesagt. Ich jedenfalls nicht. Die Leute glauben immer am liebsten das Schlimmste. Das ist das Teuflische daran«, sagte sie.
Der Verkehr auf dem Freeway schlich im Schneckentempo dahin, und es hatten sich Kolonnen gebildet, da offenbar weiter vorn ein Unfall geschehen war. Ich fuhr durch den Ort nach Hause, um dem Stau auszuweichen. Sämtliche Straßenlampen brannten, und die Straßen glänzten im Dauerregen wie Lackleder. In meinem Viertel waren die Häuser hell erleuchtet. Ich fand einen Parkplatz direkt vor Henrys Haus. Dafür war ich dankbar, weil es mir ersparte, einen halben Block weit durch Pfützen patschen zu müssen. Ich trat durch das quietschende Tor und um die Hausecke. Henrys Küchenlicht war aus. Wahrscheinlich saß er drüben bei Rosie’s, wo ich mich in Kürze zu ihm gesellen würde.
Ich schloss die Tür auf und trat ein. Als ich die Tür hinter mir schließen wollte, donnerte jemand von draußen dagegen und schleuderte mich in die Wohnung hinein. Meine Umhängetasche klatschte auf den Boden, und ich sah meinen Schlüsselbund davonfliegen und auf dem Teppich landen. Ich fiel bäuchlings zu Boden und konnte gerade noch instinktiv die Hände ausstrecken, um mich abzufangen. Ich kam unten auf und rollte mich herum, da packte mich Tommy Hevener schon an den Haaren, zog mich hoch und zerrte mich nach hinten. Ich stolperte gegen ihn, und er setzte sich abrupt hin und presste mich auf seine Knie. Ich lag nun umgedreht wie eine Schildkröte auf dem Rücken und suchte von dort aus nach einem Angriffspunkt. Sein Regenmantel war völlig verknäult, bot ihm aber genug Schutz, um einen Schlag von mir zu vereiteln.
Er würgte mich mit einer Hand, während er mir die Finger der anderen ums Gesicht quetschte und sie mir so brutal in den Kiefer bohrte, dass er mir den Mund aufdrückte. Dann hielt er sein Gesicht vor meines. Ich konnte seinen Atem an meinem Mund spüren. »Henry hat dir den Namen eines Juweliers in L.A. genannt. Zufälligerweise gibt’s den aber gar nicht. Also was sollte das Ganze?«
Die Tür schwang erneut auf und knallte gegen die Wand. Ich schrie auf und rollte die Augen in die entsprechende Richtung. Richard stand in seinem schwarzen Regenmantel in der Tür. Er schloss die Tür hinter sich und sah unbeteiligt zu, während Tommy seinen Griff verstärkte.
»Gib mir eine Antwort.«
»Ich weiß es nicht. Ich hatte nie etwas mit ihm zu tun. Irgendjemand hat Henry von ihm erzählt. Er hat es nur weitergegeben. Sie waren ja dabei.«
»Nein.« Er schüttelte meinen Kopf und benutzte die Haare als Hebel.
Ich krallte mich in seine Hand und versuchte seine Finger zu lösen. Der Schmerz war unerträglich. »Lassen Sie doch los. Das ist alles. Mehr war nicht. Ich habe den Typ nie angerufen, das schwöre ich.«
»Erzähl mir, dass du den Safe nicht gefunden und dich selbst bedient hast.«
»Welchen Safe?«
»Den verdammten Safe im Büro. Stell dich nicht dumm. Du weißt genau, was ich meine. Du bist eingebrochen. Du hast uns beklaut, und wir wollen die Sachen wiederhaben.«
»Welche Sachen? Ich weiß nicht mal, wovon Sie reden.«
»Lass sie los«, sagte Richard.
Tommy rührte sich nicht. Sein Griff in meinen Haaren war so fest, dass ich glaubte, er werde mir ein Stück Kopfhaut herausreißen. Ich konnte den Kopf nicht bewegen. Mir war fast schlecht vor Angst. Was hatte Mar iah getan? Hatte sie mich reingelegt?
»Tommy«, sagte Richard.
Widerwillig löste Tommy seinen Griff. Ich drehte mich auf die Seite und rollte mich
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