Tödliche Gier
mich zu begrüßen, und wir schüttelten uns die Hände. Sein Aussehen verblüffte mich. Ich war so von Dana Jaffes Schönheit fasziniert, dass ich erwartet hatte, ihr Partner werde ebenso gut aussehen. Ich reagierte auf Joel so ähnlich wie damals, als ich zum ersten Mal Fotos von Jackie Kennedy und Aristoteles Onassis sah — die Prinzessin und der Frosch. Joel war Mitte sechzig, hatte eine hohe Stirn mit zurückweichendem Haaransatz, und sein einst blondes Haar hatte entlang der Schläfen einen gelblichen Grauton angenommen. Hinter seiner randlosen Brille lagen braune Augen mit tiefen Falten an den äußeren Winkeln. Auch um seinen Mund zogen sich tiefe Linien. Als er aufstand und auf mich zukam, sah ich, dass er kleiner war als ich, vermutlich nur einsdreiundsechzig. Er war korpulent, und seine Schultern waren auf eine Weise hochgezogen, die mich daran erinnerte, dass ich auf meine Kalziumzufuhr achten musste. Sein Lächeln ließ eine Lücke zwischen den vorderen Schneidezähnen erkennen, die verfärbt und leicht schief waren. Er trug ein frisches weißes Anzughemd mit protzigen Manschettenknöpfen, und die Anzugjacke hing ordentlich über der Stuhllehne. Ich roch das zarte Zitrusaroma seines Rasierwassers. »Schön, Sie kennen zu lernen, Miss Millhone. Setzen Sie sich doch. Ich habe gehört, meine Frau und Sie kennen sich schon von früher.«
Ich setzte mich auf einen braunledernen Ohrensessel, der perfekt zu den Creme-, Beige-, Rost- und Brauntönen des Teppichs passte. »Das ist ganz schön lange her«, sagte ich. Ich wusste nicht, wie viel ihm Dana über ihr Vorleben erzählt hatte, und der größte Teil der Geschichte erschien mir zu kompliziert, um ihn in einem Gespräch zusammenzufassen.
Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl und legte die rechte Hand auf den Schreibtisch vor sich. Am Mittelfinger trug er einen Siegelring, der im Licht glitzerte. »Egal. Sie sind ja jetzt wegen Dow hier. Fiona hat uns erzählt, dass sie Sie engagiert hat, damit Sie ihn finden. Ich sage Ihnen, was ich weiß, aber ich bin mir nicht sicher, ob das viel helfen wird.«
»Das verstehe ich«, sagte ich. »Könnten wir mit Pacific Meadows beginnen? Ich habe gehört, dass es Probleme bei der Abrechnung mit Medicare gegeben hat.«
»Einzig und allein meine Schuld. Ich mache mir selbst Vorwürfe deswegen. Ich hätte ganz inoffiziell die geschäftliche Seite im Auge behalten sollen. Harvey Broadus und ich — ich weiß nicht, ob Sie meinen Partner schon kennen gelernt haben...«
Ich schüttelte den Kopf und ließ ihn weiterreden.
»In den letzten sechs Monaten hatten wir Unmengen von Projekten in Arbeit. Wir sind schon seit Jahren Geschäftspartner. Ich komme aus dem Geschäfts- und Finanzwesen und er aus der Immobilien- und Baubranche — die ideale Kombination. Wir sind uns vor fünfzehn Jahren auf dem Golfplatz begegnet und haben beschlossen, als Partner Seniorenresidenzen, Pflegeheime und Wohnanlagen zu bauen. Unser beider Eltern waren damals schon tot, aber der Bedarf an angenehmen Häusern und qualifizierter Pflege für die ältere Generation war etwas, nach dem wir beide angestrengt und nicht immer mit Erfolg gesucht hatten. Na ja, um es kurz zu machen, haben wir jetzt eine eindrucksvolle Kette von Lang- und Kurzpflegeheimen aufgebaut. Pacific Meadows haben wir 1980 gekauft. Damals war es schäbig und schlecht geführt. Wir erkannten das Potenzial, aber das Haus machte am laufenden Band Verluste. Wir haben fast eine Million Dollar in Renovierung und Modernisierung gesteckt, einschließlich des neuen Flügels. Kurz darauf haben wir die Verpachtungsvereinbarung mit Genesis Financial Management Services abgeschlossen. Irgendjemand — ich weiß nicht mehr, wer — hat Genesis Dow als möglichen Leiter der Verwaltung vorgeschlagen. Ich kannte ihn privat und konnte auf jeden Fall seinen guten Ruf unter Medizinern bestätigen. Er hatte gerade seine Praxis als Hausarzt aufgegeben und suchte nach einer neuen Aufgabe. Es sah nach einer Regelung aus, die allen Beteiligten gerecht werden würde.«
»Und was ist passiert?«
»Wenn ich das nur wüsste. Harvey und ich sind oft verreist und fahren kreuz und quer durch Kalifornien. Wahrscheinlich haben wir uns mehr zugetraut, als gut war, aber Harvey ist wie ich — wir blühen beide erst unter Druck richtig auf.« Das Telefon auf seinem Schreibtisch begann zu läuten. Er warf einen kurzen Blick darauf.
»Müssen Sie rangehen?«
»Dana nimmt das Gespräch entgegen. Ich sollte lieber
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