Tödliche Gier
Lieblingsübung. Als ich das Fitnessstudio verließ, war ich schweißgebadet.
Wieder zu Hause angelangt, duschte ich, zog einen Rollkragenpullover, Jeans und Stiefel an, aß eine Kleinigkeit zum Frühstück und packte mir ein Sandwich fürs Mittagessen ein. Um neun traf ich im Büro ein und rief gleich im Polizeirevier an. Detective Odessa berichtete mir, dass er eine erneute Computersuche durchgeführt und sich durch zahlreiche Listen gearbeitet hatte, auf denen die unidentifizierten Toten aus ganz Kalifornien standen. Nirgends war die Rede von einem weißen Mann in Purcells Alter. Die lokale Polizei, die Staatspolizei und die Highway Patrol wurden allwöchentlich daran erinnert, nach ihm Ausschau zu halten. Odessa hatte seine Anstrengungen ausgeweitet und die meisten medizinischen Einrichtungen in den Landkreisen der Umgebung unterrichtet, falls Purcell geistig verwirrt oder im Koma bei ihnen eingeliefert werden sollte.
Ich berichtete ihm von den Personen, mit denen ich bis jetzt gesprochen hatte. Erneut fiel mir auf, dass ich Crystal ein ganz klein wenig in Schutz nahm. Ich hätte ihm von dem unbestätigten Gerücht über ihre Affäre berichten können, beschloss aber, es für mich zu behalten, bis ich dazu kam, der Sache auf den Grund zu gehen. Am Ende unseres Gesprächs war klar, dass wir alle beide noch im Dunkeln tappten. Er schien sich darüber zu freuen, dass ich ihn auf dem Laufenden gehalten hatte, ja er reagierte sogar mit Nachsicht darauf, dass Blanche eine Hellseherin konsultieren wollte, was mich in gewisser Weise überraschte. Ich vergesse immer wieder, dass Polizeibeamte nicht zwangsläufig abgebrüht, sondern durchaus im Stande sind, solche Dinge für möglich zu halten.
Ich suchte die Telefonnummer von Jacob Trigg heraus, dessen Namen mir Crystal genannt und den sie als Dows besten Freund bezeichnet hatte. Ich wählte, und als er sich meldete, erklärte ich ihm, wer ich war, und wir vereinbarten einen Termin für Dienstagmorgen um neun Uhr bei ihm zu Hause. Ich trug es in meinen Kalender ein und rief dann Joel Glazer unter der Büronummer an, die ich ebenfalls von Crystal hatte. Seine Sekretärin sagte mir, dass er zu Hause arbeite, und verriet mir seine Privatnummer, damit ich ihn erreichen konnte. Ich rief dort an, stellte mich vor und sagte ihm, dass mich Fiona engagiert hatte. Er zeigte sich immerhin so freundlich und hilfsbereit, dass er mir seine Adresse und einen Termin für ein Uhr am selben Nachmittag gab. Dann rief ich im Santa Teresa Hospital an, wo ich erfuhr, dass Penelope Delacorte jetzt Pflegedienstleiterin war und man sie werktags von neun bis fünf in ihrem Büro antreffen konnte. Ich notierte mir den Titel und beschloss, es später bei ihr zu versuchen, nach meinem Treffen mit Glazer. Schließlich rief ich in eigener Sache bei Richard Hevener an, wo sich ein Anrufbeantworter einschaltete. Ich hinterließ eine Nachricht, in der ich mich nach dem Stand meines Mietantrags erkundigte. In der Hoffnung, dadurch meine Chancen günstig zu beeinflussen, bemühte ich mich, besonders einnehmend zu klingen.
Um die Mittagszeit saß ich an meinem Schreibtisch und aß das Erdnussbutter-Essiggurken-Sandwich, das ich mir von zu Hause mitgebracht hatte. Um halb eins verließ ich das Haus und begann um den Block herumzumarschieren, da ich hoffte, mich so daran zu erinnern, wo ich mein Auto geparkt hatte. Ich fand den VW unangetastet an der Ecke Capillo und Olive, wesentlich näher, als ich vermutet hätte, und in entgegengesetzter Richtung. Der Himmel war nun schon den fünften Tag bedeckt, ein drückendes Grau, das sich an den Rändern kräuselte und mit gewaltigen Wolkenbergen Regen androhte.
Santa Teresa wird im Norden von den Bergen und im Süden vom Pazifik begrenzt, was seine geografische Ausdehnung einschränkt. Die westlichsten Viertel ziehen sich bis nach Colgate hinaus und die östlichsten bis Montebello, wo die Preise in die Höhe schnellen. Horton Ravine, wohin ich unterwegs war, ist eine begüterte Enklave, erschlossen durch Landzuweisungen und Schenkungen, durch die mehrere kalifornische Gouverneure hohe Militärs sehr, sehr nobel für das Abschlachten von Menschen belohnt haben. Die so vergebenen gut hundertzwanzig Hektar wurden von reichen an noch reichere Männer weitergegeben, bis der letzte in der Familie, ein Schafzüchter namens Tobias Horton, so klug war, das Land in verkäufliche Einzelgrundstücke aufzuteilen, und damit ein Schlachtfest anderer Art veranstaltete.
Ich
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