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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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rasselte die Räume herunter, während ich ihr folgte. »Wintergarten, Fernsehraum, Speisezimmer. Die Küche ist hier. Joels Arbeitszimmer liegt oben in dem Teil, den wir das Krähennest nennen.«
    Die Räume befanden sich eindeutig in einem Umwälzungsprozess. Die Böden waren mit Orientteppichen bedeckt, die für einen Palast ausgereicht hätten, und den gedämpften Farben sowie den ausgefeilten Mustern nach zu urteilen waren sie auch ziemlich alt. Die Möbel, vermutlich noch von der verstorbenen Mrs. Glazer ausgesucht, schienen fast ausnahmslos antik zu sein. Darunter waren massive Schränke und das eine oder andere Stück aus poliertem Mahagoni. Die wenigen Polstermöbel waren mit weißem Leinen bezogen und hatten deutliche, klare Linien. Mehrere Stoffmuster hingen über Stühle drapiert, und fünf Zentimeter breite Muster für Wandfarben waren an mehreren Stellen an die Wände geklebt worden. Einige der Polsterstoffe hatte ich nicht mehr gesehen, seit mich Tante Gin in meiner Jugend zu ihren Freundinnen mitgenommen hatte. Dschungelmuster, falsch aussehendes Leopardenfell, Bananenstauden, Bambus, Zickzack- und Winkelmuster in Orange- und Gelbtönen. Die zur Wahl stehende Wandfarbe war jenes giftige Grün, das die meisten Badezimmer der dreißiger Jahre zierte, wenn sie nicht in dieser ach so modernen Mischung aus Pink und Schwarz ausgestaltet worden waren.
    »Sie hat einen mit Haifischleder bezogenen Ruhlmann-Schreibtisch für diese Wand gefunden und einen Andre-Groult-Spiegel. Wir sind völlig begeistert davon.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, murmelte ich. Mir war klar, dass es Häuser gab, wo Fionas Art-Deco-Vorliebe nicht völlig fehl am Platze wäre, aber ich konnte mir um alles in der Welt nicht vorstellen, wie diese kühlen, eleganten Räume aussehen würden, wenn sie in schwarzem Lack, Plastik, Leder, Email, gemasertem Ahorn und Chrom neu eingerichtet wären.
    Dana plauderte weiter. »Joels Frau ist vor vier Jahren gestorben. Er hat zweiundzwanzig Jahre hier mit ihr gelebt. Eigentlich würde ich am liebsten alles umbauen, aber er sieht keinen Sinn darin.«
    Gut für ihn, dachte ich. »Wie geht’s Michael?« Ich wagte es nicht, nach ihrem jüngeren Sohn Brian zu fragen, weil er das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte, erneut unterwegs ins Gefängnis gewesen war.
    »Ihm und Brendon geht’s gut. Juliet ist gegangen. Anscheinend hatte sie genug von Ehe und Mutterschaft.«
    »Ein Jammer.«
    »Tja«, sagte sie abrupt. »Dann will ich mal sehen, ob Joel zu Ende telefoniert hat.«
    Ich begriff, dass ihr genauso viel daran lag wie mir, das Thema Brian zu vermeiden. Sie trat an eine Sprechanlage im Esszimmer und drückte einen Knopf, der offenbar ein Klingelzeichen in Joels Arbeitszimmer auslöste. »Schätzchen, hast du jetzt Zeit?«, fragte sie, und ich vernahm seine dumpfe Antwort.
    Lächelnd drehte sie sich um. »Er sagt, Sie können gleich raufkommen. Ich bringe Sie zum Aufzug. Vielleicht können wir noch plaudern, wenn Sie Ihr Gespräch mit ihm beendet haben.«
    »Das wäre nett.«

9

    Joel Glazers Arbeitszimmer lag im zweiten Stock und stellte sich als geräumiges, luftiges Turmdomizil mit Fenstern nach allen vier Seiten heraus. Es gab weder Vorhänge noch Gardinen, aber dafür schmale Jalousien, die bis an den oberen Rand der Fenster aufgezogen waren, um maximalen Lichteinfall zu gestatten. Die Aussicht war in jede Richtung spektakulär: Meer, Küste, Berge und die westlichen Ausläufer von Horton Ravine. Die dichte Wolkendecke verbreitete Düsternis über der Landschaft und ließ zugleich das Tiefblau der Berge und das Dunkelgrün der Vegetation intensiver wirken.
    Anstelle eines Schreibtischs benutzte er einen schweren Refektoriumstisch. Sämtliche anderen Möbelstücke waren Antiquitäten, abgesehen von dem zwei Meter langen, nach Maß mit rostfarbenem Samt bezogenen Sofa, das an den Kanten mit weißen Paspeln verziert war. Wie in den unteren Räumen lag auch hier ein überdimensionaler Orientteppich, schätzungsweise fünf mal sieben Meter groß. Aufgrund der weiten Fensterflächen hingen kaum Bilder an den Wänden. Unterhalb der Fenstersimse waren Bücherregale und Aktenschränke eingebaut. Der Raum war nicht nur makellos, sondern es herrschte auch strenge Ordnung — alles befand sich exakt an seinem Platz. Die Kanten der Papiere und Unterlagen auf dem Schreibtisch waren aufeinander ausgerichtet, Bleistifte und Federhalter lagen parallel zur Schreibtischauflage.
    Joel Glazer erhob sich, um

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