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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Vorstellung, dass Dowan bewusst die Regierung betrogen haben soll, ist für mich unfassbar.«
    »Nehmen wir trotzdem mal an, er hat es getan. Dann verstehe ich immer noch nicht, inwiefern er davon profitiert haben könnte. Wenn Medicare und Medicaid zu hohe Summen in Rechnung gestellt bekommen, werden diese Beträge dann nicht an die Betreibergesellschaft bezahlt? Es fällt doch eigentlich unter deren Zuständigkeit, oder nicht?«
    »Eindeutig. Aber Lieferanten von außen, wie zum Beispiel Rettungsdienste und Firmen für Klinikbedarf, könnten Tausende von Dollar für nie erbrachte Leistungen oder nie gelieferte Waren oder auch Güter, die mit stark überhöhten Preisen ausgezeichnet wurden, kassieren. Wenn jemand in Dows Position mit ihnen gemeinsame Sache gemacht hat, könnten solche Absprachen enorme Gewinne für die beteiligten Firmen bedeuten. Dafür würde er eine Belohnung erhalten — Schmiergelder, die dann eventuell unter Kollegenrabatt oder Empfehlungsprämie firmieren. Jetzt, wo die HCFA — entschuldigen Sie die ganzen Abkürzungen, das ist die Behörde für die Finanzierung von Krankenkosten, die die Arbeit von Medicare und Medicaid überwacht —«
    »Langsam wird’s kompliziert«, sagte ich.
    »Ziemlich. Auf jeden Fall besteht die HCFA nun, nachdem sie sich eingeschaltet hat, auf Unterlagen über jede dieser Transaktionen, einschließlich des Pachtvertrags. Und da kommen dann wir ins Spiel.«
    »Sie glauben jedenfalls nicht, dass er wirklich schuldig ist.«
    »Nein. Aber es sieht nicht gut für ihn aus.«
    »Sie glauben, er ist verschwunden, um die Schande zu vermeiden?«
    »Möglich«, sagte er. »Wenn er nicht fähig oder nicht bereit war, sich den Vorwürfen zu stellen. Ich weiß auch nicht, wie er mit der Bloßstellung zurechtkommen soll, wenn sie beschließen, einen Prozess anzustrengen. Ich weiß nicht, wie irgendjemand von uns damit zurechtkäme. Er steckt in massiven Schwierigkeiten. Ich möchte ihn aber auch nicht als Feigling abstempeln.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen? Können Sie sich noch erinnern, bei welcher Gelegenheit das war?«
    »Natürlich. Am 12. September, dem Tag, an dem er verschwunden ist. Ich bin mit ihm Mittag essen gegangen.«
    »Das wusste ich nicht. War das auf seinen Wunsch oder auf Ihren?«
    »Auf seinen. Er hat angerufen und mich gebeten, mich mit ihm zu treffen. Natürlich habe ich Ja gesagt. Da wusste ich schon von seinen Problemen. Ich hatte noch etwas anderes dort in der Gegend zu erledigen, und so haben wir uns in einem kleinen Lokal getroffen, das von Pacific Meadows aus leicht zu Fuß zu erreichen ist. Eine kleine Kneipe namens Dickens, ein nachgemachter englischer Pub. Es ist ruhig dort und man ist ungestört, und ich wusste, dass ihm das entgegenkommen würde.«
    »Hat er über die Probleme mit Medicare gesprochen?«
    »Nicht direkt. Er hat ein bisschen um die anstehenden Ermittlungen herumgeredet. Er war eindeutig bestürzt und schien sich vergewissern zu wollen, dass Harvey und ich zu seiner Verteidigung antreten würden. Ich tat mein Möglichstes, um ihn zu beruhigen, aber ich sagte ihm auch, dass ich nichts Zweifelhaftes decken würde. Ich will nicht wichtigtuerisch klingen, aber falls sich die Anschuldigungen als zutreffend erweisen, dann ist Dows Handlungsweise nicht nur unethisch, sondern auch illegal. Sosehr ich den Mann mag und bewundere, werde ich ihn dann auf keinen Fall schützen, selbst wenn ich könnte.«
    »Aber warum sollte er so etwas riskieren? Noch dazu in seinem Alter und seiner Position. Ausgeschlossen, dass er das Geld gebraucht hat.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Dow hat zwar immer gut verdient, aber Crystal kostet ihn ein Vermögen. Er muss zwei Häuser unterhalten — Sie wissen sicher, dass er Crystal auf ihr Drängen hin das Strandhaus gekauft hat. Nichts war ihr gut genug, sie musste die Hütte unbedingt haben. Dazu muss er Fionas Unterhalt bezahlen, was gelinde gesagt eine Belastung ist. Crystal reist gern, und zwar mit Stil — das heißt Flüge erster Klasse — , und zu allem Überfluss noch die Unterkunft für Griffiths Betreuer. Sie ist der Typ Frau, der darauf besteht, an Geburtstagen, Jahrestagen, Weihnachten und am Valentinstag beschenkt zu werden — da erwartet sie Schmuck, und zwar keinen von der billigen Sorte. Darauf pocht sie. Dana hat die Theorie, dass sie persönliches Vermögen anhäufen will, für den Fall, dass es hart auf hart kommt.«
    Das Telefon klingelte erneut. Diesmal blinzelte er nicht

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