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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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fuhr auf der 101 bis zur Ausfahrt La Cuesta, bog erst links ab und folgte dann der Straße nach rechts, auf die Haupteinfahrt zu, die aus zwei massiven Steinsäulen bestand, zwischen denen sich in verschnörkeltem Schmiedeeisen der Schriftzug »Horton Ravine« emporschwang. Das Gelände war üppig bewachsen, und die Stämme der Platanen und Immergrünen Eichen hatten dunkle Flecken von den jüngsten Regengüssen. Die meisten Straßen heißen » Via Sowieso«. »Via« ist spanisch und heißt »Weg« oder »Straße«. Ich passierte den Reitclub von Horton Ravine, bis ich schließlich, anderthalb Kilometer weiter, nach rechts abbog und einen Hügel hinauffuhr.
    Die Glazers wohnten in der Via Bueno (»Gute Straße«, falls ich mich anhand meines kurzen Gastspiels im Spanisch-Abendkurs recht erinnere). Das Haus war ein moderner Bau aus den sechziger Jahren, eine strahlend weiße Ansammlung abstrakter Formen, die sich aufeinander stapelten und einen architektonischen Wirrwarr bildeten. Drei schwebende Stockwerke erhoben sich in verschiedenen Winkeln auf Freiträgern, gekrönt von einem steil aufragenden Turm, der aus der Mitte dieser Masse emporwuchs. Auf allen Seiten gab es breite Terrassen und große Glasflächen, gegen die vermutlich regelmäßig Vögel prallten und so den Tod fanden. Als ich Dana Jaffe das erste Mal begegnet war, wohnte sie in einer kleinen Reihenhaussiedlung in Perdido, fünfzig Kilometer weiter südlich. Ich fragte mich, ob ihr ebenso bewusst war wie mir, wie weit sie gekommen war.
    Ich parkte auf einer rondellartigen Stellfläche und ging zu den flachen, ausladenden Stufen hinüber, die zur Haustür hinaufführten. Mehrere Minuten verstrichen, bevor sie die Tür aufmachte. Ich hätte schwören können, dass sie die gleiche Kluft trug, in der ich sie bei unserer ersten Begegnung gesehen hatte: ausgebleichte Jeans und ein simples weißes T-Shirt. Ihre Haare waren immer noch honigfarben, nur dass jetzt silberne Fäden, so fein wie Seidenfasern, in ihnen zu sehen waren. Sie hatte sie stufig schneiden lassen, und jede Strähne fiel an ihren Platz, wenn sie den Kopf bewegte. Ihre Augen waren khaki- oder haselnussbraun und zeigten unter den weichen, flaumigen Brauen manchmal grüne, meist aber braune Reflexe. Das Einnehmendste an ihrem Gesicht war ihr Mund. Sie hatte einen leichten Überbiss, der ihre Lippen voll und üppig wirken ließ.
    »Hallo, Kinsey«, begrüßte sie mich. »Joel hat gesagt, dass Sie vorbeischauen würden. Kommen Sie doch rein. Ich nehme Ihnen das ab.«
    »Ein schönes Haus«, sagte ich, während ich eintrat, den Regenmantel abstreifte und ihn ihr reichte. Bis sie ihn in den Wandschrank gehängt hatte, hatte ich Zeit zu staunen. Das Innere war wie das einer Kathedrale, ein weiter Raum, der von einer Gewölbedecke zehn Meter weiter oben gekrönt wurde. Brücken und Laufstege verbanden die verschiedenen Ebenen des Hauses, und breite Streifen von Sonnenlicht zeichneten geometrische Muster auf den glatten Steinboden.
    Dana trat zu mir und sagte: »Fiona hat Ihnen wahrscheinlich erzählt, dass wir das Haus umgestalten.«
    »Sie hat es erwähnt«, bestätigte ich. »Außerdem hat sie gesagt, dass Sie mich ihr empfohlen hätten. Das war nett von Ihnen.«
    »Gern geschehen. Ich gestehe, dass ich Sie damals nicht mochte, aber Sie haben einen ehrlichen Eindruck gemacht und sich wie ein kleiner Terrier hinter die Suche nach Wendell geklemmt. Ihr Freund Mac Voorhies von der California Fidelity schreibt Ihnen das Verdienst zu, dass ich das Geld behalten durfte.«
    »Das ist ja eine interessante Neuigkeit. Ich hatte als Letztes nur gehört, dass sie die Sache noch debattiert haben. Es freut mich, dass es geklappt hat. Wie gut kannten Sie Dow?«
    »Ich bin ihm wegen Joel gelegentlich begegnet, aber wir sind nie Freunde geworden. Ich habe Fiona erst nach ihrer Scheidung kennen gelernt und stehe daher eher auf ihrer Seite. Ich bin zwar höflich, wenn er mir über den Weg läuft, aber das ist auch alles. Joel telefoniert gerade. Ich führe Sie in sein Arbeitszimmer hinauf, sobald er fertig ist. Möchten Sie sich ein bisschen umsehen?«
    »Das wäre prima.«
    »Wir machen es Stück für Stück. Nicht gerade mein Fall. Fiona und ich wollten eigentlich alles auf einmal erledigen... eine komplette Installation, was wesentlich wirkungsvoller und viel amüsanter wäre, aber Joel hat ein Machtwort gesprochen, und jetzt gehen wir eben abschnittsweise vor. Das ist das Wohnzimmer, wie man sieht...«
    Sie

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