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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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heute proppenvoll. Sowohl Musikbox als auch Fernseher liefen in voller Lautstärke — die Sendung Monday Night Football hatte einen lautstarken Trupp Sportfans an der Bar versammelt. Der Zigarettenqualm war dicht und alle Nischen besetzt. Ich sah William mit einem Tablett auf Schulterhöhe aus der Küche kommen, während Rosie im Akkord Bierflaschen aufmachte. Ich musterte die Menge und fragte mich, ob ich es geschafft hatte, vor Tommy Hevener einzutreffen, als ich merkte, wie mich etwas am Ärmel zupfte. Ich blickte nach unten, und da saß er und schaute aus der ersten Nische rechts zu mir hinauf.
    O Mann.
    Er war frisch rasiert und hatte sich umgezogen. Nun trug er ein weißes Anzughemd und einen himmelblauen Wollpullover mit rundem Ausschnitt. Er sagte etwas, das ich nicht verstand. Ich beugte mich näher zu ihm und nahm den Duft von Aqua Velva wahr. Als er den Satz wiederholte, löste seine Stimme in meinem Ohr einen erregenden Schauder aus, der mir durch den ganzen Körper lief. »Verschwinden wir von hier«, sagte er. Er stand auf und nahm seinen Regenmantel vom Sitz gegenüber.
    Ich nickte und begann mich wieder in Richtung Tür zu schieben. Ich spürte, wie er mir folgte, eine Hand auf meinen Rücken gelegt. Die Geste drückte eine Vertrautheit aus, gegen die ich hätte protestieren sollen, doch ich tat es nicht. Am Eingang blieben wir stehen, während ich Schirm und Mantel zusammensuchte. Er schlüpfte in seinen Regenmantel und schlug den Kragen hoch. »Wohin?«, fragte er.
    »Einen Block weiter gibt es noch ein Lokal. Emile’s-at-the-Beach. Wir können zu Fuß hingehen.«
    Sein Schirm war größer, und so spannte er ihn auf und hielt ihn mir über den Kopf, als wir in den prasselnden Regen hinaustraten. Ich umfasste den Griff etwa einen Zentimeter oberhalb seiner Hand, und wir bewegten uns mit dem seltsamen Gang vorwärts, den man annimmt, wenn man im Tandem marschiert. Der Regen kam derart heftig herunter, dass das Wasser wie Sprühnebel durch den Schirmstoff drang. Ein Auto kam vorbei und löste einen Wasserschwall aus, der klatschend vor uns auftraf.
    Tommy blieb stehen. »Das ist doch Wahnsinn. Ich habe den Wagen gleich hier.« Er zog die Schlüssel heraus und schloss die Beifahrertür eines neuen, knallroten Porsches auf, der ein persönliches Nummernschild mit der Aufschrift HEVENER 2 trug. Ich schob mich vom Gehsteig ins Wageninnere, was bei dem tief liegenden Chassis und den Strömen von Regenwasser, die durch den Rinnstein strömten, weiß Gott kein leichtes Manöver war. Er schloss die Beifahrertür und ging dann vorn um den Wagen herum auf seine Seite. Das Innere war mit cremefarbenem Leder ausgestattet, und es roch so erdig und satt wie in einem Raum voller Sattelzeug.
    »Wo ist denn Ihr Pick-up?«
    »Der ist fürs Geschäftliche. Das hier ist Vergnügen. Sie sehen toll aus. Ich habe Sie schon vermisst.«
    Auf der kurzen Fahrt zu Emile’s plauderten wir über nichts Besonderes. Tommy ließ mich vor der Tür aussteigen. Ich ging hinein und besorgte Plätze für uns, während er parkte. Wir bekamen einen Tisch für zwei Personen direkt am Fenster in einem schmalen Nebenzimmer. Es roch nach sautiertem Knoblauch und Zwiebeln, Brathuhn und Marinarasoße. Die Atmosphäre war intim, da wegen des Regens nur die Hälfte aller Tische belegt war. Man hörte gedämpfte Gespräche und das gelegentliche Klappern von Besteck. Votivkerzen erhellten den dämmrigen Raum mit Lichtkreisen. Der Kellner brachte uns zwei Speisekarten, und nach kurzer Beratung bestellte Tommy eine Flasche kalifornischen Chardonnay. Während wir auf den Wein warteten, saß er da, spielte mit einer Gabel und zog Pfluglinien über die Ränder einer Papierserviette. Seine Uhr war aus Weißgold, und er trug ein goldenes Namensarmband, dessen schwere Glieder auf seiner frischen Haut glitzerten. »Ich habe mir Ihren Mietantrag noch mal durchgelesen. Sie sind geschieden.«
    Ich hielt zwei Finger in die Höhe.
    »Ich war nie verheiratet«, sagte er. »Bin zu unstet.«
    »Irgendwie haben flatterhafte Männer eine Schwäche für mich.«
    »Vielleicht werden Sie sich noch über mich wundern. Wo lebt Ihre Familie?«
    »Meine Eltern kamen bei einem Autounfall ums Leben, als ich fünf Jahre alt war. Ich wurde von der Schwester meiner Mutter aufgezogen, meiner Tante Gin. Sie ist jetzt auch schon tot.«
    »Keine Geschwister?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Und was ist mit den Ehemännern? Wer waren die?«
    »Der erste war Polizist... ich habe ihn

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