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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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und stellte fest, dass er mich anstarrte. Ich entzog ihm meine Finger. »Ist das hier eine Verabredung?«
    »Ja.«
    »Ich verabrede mich nämlich nicht.«
    »Das sehe ich Ihnen an.«
    »Das ist mein Ernst«, erwiderte ich. »Ich beherrsche diese Frau-trifft-Mann-Kiste nicht.«
    »Müssten Sie aber eigentlich. Sie waren zweimal verheiratet, und jetzt haben Sie diesen anderen Freund an der Angel.«
    »Ich hatte auch noch andere Männer dazwischen. Das bedeutet nicht, dass ich mich dabei geschickt anstelle.«
    »Sie machen es prima. Ich mag Sie. Sie brauchen sich nicht dumm zu stellen. Kopf hoch.«
    Kleinlaut sagte ich: »Okay.«
    Als wir das Restaurant um neun Uhr verließen, glänzten die Straßen immer noch vom Regen, der inzwischen aufgehört hatte. Ich sah seinen Porsche auf der anderen Straßenseite stehen. Der Spielplatz lag im Dunkeln, und die Boote im Jachthafen weiter hinten wirkten wie wippende Lichtpunkte. Ich wartete, bis er den Wagen aufgesperrt hatte und mich einsteigen ließ. Als er den Motor angelassen hatte, sagte er: »Ich möchte Ihnen gern etwas zeigen. Es ist ja noch früh. Einverstanden?«
    Er fuhr los und wendete auf dem Cabana Boulevard. Wir fuhren nach Westen, passierten den Jachthafen zu unserer Linken und das Santa Teresa City College zur Rechten. Dann ging es auf der Sea Shore den Hügel hinauf und an der nächsten großen Kreuzung links. Ohne dass es mir jemand gesagt hätte, wusste ich, dass wir auf dem Weg nach Horton Ravine waren. Er lächelte mir zu. »Ich will Ihnen das Haus zeigen.«
    »Was ist mit Richard? Hätte er nichts dagegen?«
    »Er ist heute Abend zum Pokern nach Bell Garden gefahren.«
    »Was, wenn er verliert und nach Hause kommt?«
    »Er kommt erst am frühen Morgen, egal, was passiert.«
    Wir fuhren durch die Steinsäulen, die die hintere Einfahrt nach Horton Ravine kennzeichneten. Die Straße war breit und dunkel. Viele Anwesen auf beiden Seiten waren nicht eingezäunt und wirkten wie einfache, ländliche Umgebung: Weiden und Ställe und Lichter, die aus den Häusern durch die Bäume blinkten. Die Route, die er gewählt hatte, war kurvenreich, und ich vermutete, dass es seine Absicht war, Leistung und Straßenlage des Porsches zu demonstrieren. Endlich bog er rechts ab, auf eine kurze Einfahrt, die in einem halbmondförmigen Parkplatz endete. Im Vorbeifahren konnte ich einen Blick auf das Haus werfen: verputzte Mauern, massive Linien, rotes Ziegeldach. Sämtliche Bogen und Balkone waren theatralisch mit Außenlampen beleuchtet. Er griff nach der Fernbedienung für die Garagentür, drückte einen Knopf und schwenkte dann in die offene Vierer-Garage. Der höhlenartige Raum war makellos: frische, weiße Trockenmauern, die nach dem Gipsüberzug rochen. Drei Stellplätze waren frei. Ich vermutete, dass Richard einen ebenso neuen und schicken Sportwagen fuhr wie Tommy. Ich öffnete auf meiner Seite die Tür und verließ den Wagen, während Tommy auf der anderen Seite ausstieg und nach seinen Hausschlüsseln kramte. Ich sah weder Regale noch Werkzeuge noch gestapeltes Gerümpel; weder Liegestühle noch Pappkartons mit der Aufschrift Weihnachten etc. Er ging mir in den Geräteraum neben der Küche voraus. Die Anzeige auf dem Schaltbrett der Alarmanlage war dunkel. Zur Linken gab es eine Personalwohnung mit Duschbad und zur Rechten eine Waschküche. Auf den Arbeitsflächen in der Küche lagen stapelweise Werbebroschüren, Kataloge und Prospekte. Auf einem zweiten Stapel sammelten sich Gebrauchsanweisungen für den Anrufbeantworter, die Mikrowelle und die Küchenmaschine, die offensichtlich noch nie benutzt worden war. Die Böden waren mit rotbraunen mexikanischen Platten ausgelegt, die versiegelt und auf Hochglanz poliert worden waren. Tommy warf seine Schlüssel auf den glänzenden, weiß gefliesten Tresen. »Na, wie finden Sie es?«
    »Keine Alarmanlage? Das erscheint mir seltsam in einem so großen Haus.«
    »Typisch Polizistin. Wir haben eine installiert, aber sie ist nicht angeschlossen. Als wir eingezogen sind, hat Richard sie so oft ausgelöst, dass die Betreiberfirma angefangen hat, uns fünfzig Dollar pro Fehlalarm zu berechnen, und die Cops sich geweigert haben zu kommen. Dann dachten wir uns, was soll’s?«
    »Wollen wir hoffen, dass die Einbrecher nichts davon gehört haben.«
    »Wir sind versichert. Kommen Sie, dann mache ich die Zehn-Cent-Tour mit Ihnen.«
    Er ging mit mir durch das Haus und blieb hier und da stehen, um mich über ihre Einrichtungspläne zu

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