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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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die von Blanche. Wie viel haben Sie ihr gesagt?«
    »Das weiß ich wirklich nicht mehr. Ehrlich, es tut mir Leid, aber sie machte den Eindruck, als wüsste sie alles über mich, und so habe ich angenommen, sie hätte mit Ihnen oder Melanie gesprochen. Sie meinte, sie seien alle beide sehr erleichtert, weil sie Sie, seit ihr Vater verschwunden ist, gedrängt hätten, jemanden zu engagieren.«
    »Das spielt keine Rolle. Ich informiere die Mädchen, wenn es mir angebracht erscheint, aber ich finde es unpassend, wenn Sie das tun. Ist das klar?«
    »Aber sicher«, sagte ich verletzt. Nachdem ich Richard Hevener die ganzen 1500 Dollar gegeben hatte, die ich von Fiona erhalten hatte, verfügte ich nun nicht mehr über die Mittel, ihr die Anzahlung zu erstatten. Wenn ich fünfzig Dollar für die Zeit abzog, die ich mit Trigg zugebracht hatte, dann schuldete ich ihr jetzt 1075 Dollar an Arbeit, und mir war bewusst, dass ich außer Stande wäre, ihr die Summe zurückzuzahlen, wenn ich das Geld nicht von meinem Sparbuch abheben wollte.
    »Bitte berichten Sie weiter«, murmelte sie und fuhr mit ihren Verrichtungen fort.
    Die Kränkung ließ heftige Wut in mir aufwallen, und ich musste mir die Zunge blutig beißen, um ihr nicht zu sagen, was sie mich mal konnte. Dieser Entschluss hielt so lange an, bis ich den Mund aufmachte. »Wissen Sie was? So amüsant es auch ist, ich habe langsam die Nase voll davon, mir Ihre Unverschämtheiten anzuhören. Ich habe mir dieses Wochenende den Arsch aufgerissen, und wenn Ihnen meine Methoden nicht passen, dann können wir das Ganze auch lassen.«
    Zum zweiten Mal binnen Minuten war es mir gelungen, sie zu verblüffen und aus dem Konzept zu bringen. Sie wirkte richtig perplex und lenkte so schnell ein, wie es ihr möglich war. »Das habe ich nicht gemeint. Es tut mir Leid, wenn ich Sie beleidigt habe. Das war nicht meine Absicht.«
    Es gibt nichts Effektiveres als eine Entschuldigung, um mich von meinem hohen Ross herunterzuholen. Ich lenkte ebenso schnell ein wie sie, und so verbrachten wir die nächsten Minuten damit, uns gegenseitig die zerzausten Federn zu glätten, bevor wir weitermachten.
    Schließlich fragte Fiona mich nach meinem Schlachtplan. Als ob ich einen gehabt hätte.
    »Wie wollen Sie die Suche nach Dow angehen?«
    »Ah«, sagte ich. »Na ja. Es gibt noch ein paar andere Leute, mit denen ich sprechen möchte, und dann sehen wir ja, wo wir stehen.« In Wirklichkeit war ich ratlos.
    Ihre Augen blitzten kurz auf, und ich dachte schon, sie werde mich zu einer konkreten Antwort drängen, doch sie schien es sich anders zu überlegen.
    »Zwei Fragen noch«, sagte ich. »Jemand hat die Vermutung geäußert, Dow könnte die beiden Male, die er früher verschwunden ist, eine Alkohol-Entzugsklinik aufgesucht haben. Wäre denkbar, dass er stattdessen das Land verlassen hat?«
    Sie zögerte. »Was macht das schon für einen Unterschied?«
    »Lonnie Kingman hat die Frage aufgeworfen. Das ist der Anwalt, bei dem ich einen Büroraum gemietet habe. Er hielt es für möglich, dass Dowan zur Vorbereitung seiner Flucht Geld auf ausländische Bankkonten eingezahlt haben könnte.«
    »Der Gedanke ist mir nie gekommen.«
    »Mir auch nicht, aber als wir uns das erste Mal getroffen haben, schienen Sie zu glauben, dass er in Europa oder Südamerika sei.«
    »Ja, schon, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er so etwas jahrelang im Voraus plant.«
    »Haben Sie sich je seinen Pass angesehen?«
    »Natürlich nicht. Was sollte ich dazu für eine Veranlassung haben?«
    »War nur eine Idee«, sagte ich. »Vielleicht fehlt der Pass ja deshalb — er hat ihn an sich genommen, damit niemand nachsehen kann, wo er bei diesen beiden ersten Fahrten gewesen ist.«
    »Sie haben zwei Fragen erwähnt.«
    Ich wartete, bis sie Blickkontakt zu mir aufnahm. »Warum haben Sie mir nicht erzählt, dass er an dem Abend seines Verschwindens auf dem Weg hierher war?«
    Beiläufig legte sie sich eine Hand an die Kehle. Die Geste war schützend, als wollte sie einen Messerstich gegen die Halsschlagader abwehren. »Er ist doch nicht gekommen. Ich hielt es für ein Missverständnis und versuchte am nächsten Tag, ihn im Büro zu erreichen, aber da war er ja schon weg.«
    »Warum wollte er herkommen?«
    »Ich weiß nicht, inwiefern das von Belang sein soll, nachdem er gar nicht aufgetaucht ist.«
    »War an diesem Abend noch jemand anders bei Ihnen im Haus?«, erkundigte ich mich.
    »Um meine Angaben zu bestätigen?«
    »Das wäre

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