Tödliche Gier
öfter für eine Frau interessiert, aber Richard hat der Sache jedes Mal einen Riegel vorgeschoben. Er fürchtet den Hang seines Brüderchens zum Plaudern. Ich glaube allerdings nicht, dass Richard klar ist, was für eine Bedrohung Sie sind.«
» Ich soll eine Bedrohung sein?«
»Aber sicher. Tommy stellt Ihnen nach, und das gibt Ihnen Macht — nicht viel, aber genug. Zum Beispiel haben Sie Zugang zum Haus.«
»Ich habe nicht vor, dort drinnen herumzuschnüffeln. Außerdem habe ich keinerlei Veranlassung, noch einmal durch das Haus zu spazieren. Und selbst wenn ich den Safe fände, hätte ich nicht die leiseste Ahnung, wie man ihn öffnet.«
»Das erwarten wir auch nicht von Ihnen. Wir wollen nur wissen, wo er steht, und das kann ja nicht so schwer sein. Wenn wir erst einmal den Durchsuchungsbefehl haben, wollen wir nicht, dass die Jungs die Beweise beiseite schaffen.«
Ich überlegte kurz. »Ich tue aber nichts Illegales.«
Mariah lächelte. »Ach, kommen Sie. Soweit wir gehört haben, sind Sie durchaus bereit, ein Auge zuzudrücken, wenn es Ihnen in den Kram passt.«
Ich starrte sie an. »Sie haben sich Informationen über meine Vergangenheit beschafft?«
»Wir mussten doch wissen, mit wem wir es zu tun haben. Das Einzige, was wir von Ihnen verlangen, ist, den Namen des Hehlers zu erwähnen.«
»Das gefällt mir nicht. Es ist zu riskant.«
»No risk, no fun. Geht es nicht genau darum?«
»Für Sie vielleicht.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir Sie für Ihren Einsatz bezahlen wollen.«
»Es geht nicht um Geld. Ich will mich nicht prostituieren.«
»Soll heißen?«
»Ich mache nicht die Beine breit, damit Sie diese Typen schnappen können. Ich bin eine begeisterte Anhängerin der Gerechtigkeit, aber ich opfere mich nicht, um die zwei überführen zu können.«
»Wir verlangen doch nicht, dass Sie mit ihm ins Bett gehen. Was Sie in Ihrem Privatleben machen, ist einzig und allein Ihre Entscheidung.« Sie schloss den Mund, ein Schachzug, den ich selbst schon oft angewandt habe, da man es dadurch dem anderen überlässt, selbst eine Lösung zu finden.
Ich griff nach einem Bleistift, tippte damit auf die Schreibtischplatte und ließ die Finger an ihm auf und ab gleiten, während ich ihn mehrmals um die eigene Achse drehte. »Ich werde es mir überlegen und sage Ihnen dann Bescheid.«
»Lassen Sie sich nicht zu viel Zeit.« Sie legte mir einen Zettel auf den Tisch, auf dem ein Name und eine Adresse standen. »Das ist der Juwelier. Ich überlasse es Ihnen, wie Sie die Information an den Mann bringen. Sie können uns Zeitaufwand und Benzinkosten in Rechnung stellen. Sollten Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie uns nicht helfen können, dann ist es eben so. Jedenfalls verlassen wir uns darauf, dass Sie den Mund halten.«
Ich nahm den Zettel und las den Namen. »Fiaben Sie eine Nummer, unter der ich Sie erreichen kann?«
»Ich bin ständig unterwegs. Im Notfall können Sie die Nummer auf meiner Karte anwählen, aber ich halte es für besser, wenn ich Sie anrufe. Ich melde mich in etwa einem Tag, um zu hören, wie es steht. Bis dahin möchte ich auf keinen Fall, dass die Jungs von meiner Anwesenheit hier erfahren. Ich bin den beiden seit Jahren auf den Fersen, und mit meinen grauen Flaaren bin ich nicht gerade unauffällig. Wenn sie erfahren, dass wir uns unterhalten haben, sitzen Sie in der Klemme, also passen Sie auf.«
13
Nachdem ich mir den Termin von Fiona hatte bestätigen lassen, fuhr ich um Viertel vor zwei erneut die Old Reservoir Road entlang. Der Himmel war stahlgrau, und die blauen Flecken vom Morgen waren wieder von dichten Wolken bedeckt. Ich warf einen Blick nach rechts und betrachtete den Brunswick Lake. Windböen hüpften wie Steine über die Wasseroberfläche, und die Bäume am Ufer warfen ihre zerzausten Köpfe hin und her. Ich parkte wie beim ersten Mal am Rand der zweispurigen Straße und griff nach meiner Umhängetasche und dem braunen Umschlag, in dem mein Bericht steckte. Dann sah ich zum Haus hinauf, das in den Hügel gegraben war, als müsste es einem Angriff widerstehen. Vier Tage waren vergangen, aber durch das Übermaß an Regen spross überall auf dem Grundstück frisches Unkraut.
Ich freute mich nicht auf die Begegnung, aber das hier war immer noch angenehmer, als über Richard und Tommy Hevener nachdenken zu müssen. Dieses Problem steckte mir im Hals wie ein Knochen. Mein erster Impuls war gewesen, die neuen Büroräume wieder abzustoßen und so sämtliche
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