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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Vitrine einbauen lassen, in der ihre Sammlung ausgewählter Porzellanteller zu sehen war. Der Raum wirkte altmodisch, eine Küche, in der eine Oma gern Pfirsiche und Tomaten eingekocht hätte. Die Geräte wirkten allerdings nagelneu. Der Herd war ein Viking mit sechs Kochstellen. Ich zählte zwei Spülmaschinen, vier Backöfen und eine Kochinsel mit einer Platte aus geflecktem grauem Granit. Getrocknete Kräuter hingen von den Dachsparren, und es gab ein Gestell für Kupfertöpfe und -pfannen. Am anderen Ende des Raums befand sich ein Kamin aus roten Ziegeln, der den Eindruck machte, als sei er nach Fionas Auszug eingebaut worden. Zu rustikal für ihren Geschmack.
    Nica hockte sich auf einen der Barhocker, die in einer Reihe an der Kochinsel standen, während Crystal Tassen und Untertassen aus dem nächstgelegenen Schrank nahm und erklärte: »Sie kann sich auf einen Tritt in den Hintern gefasst machen. Ich schwöre, dass sie monatelang Hausarrest kriegt. Um wie viel Uhr ist sie abgehauen?«
    »Muss gegen Viertel nach neun gewesen sein«, antwortete Nica. »Sie ist um neun zum Sportunterricht angetreten, hat dann aber behauptet, Menstruationsbeschwerden zu haben, und den Sanitätsraum aufgesucht. Um zehn hatte sie einen Termin bei mir. Als sie zu dem nicht erschienen ist, habe ich ihre Zimmergenossin Amy ausfindig gemacht, die mir erzählt hat, dass sie Leila gesehen habe, wie sie mit dem Rucksack das Gelände verlassen hat.«
    Crystal sah auf die Uhr. »Wo zum Teufel kann sie sein?«
    »Ich hoffe nur, Amy ist so schlau, gegenüber der Schulleitung den Mund zu halten«, sagte Nica.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mal in Leilas Zimmer schaue?«, fragte ich. »Vielleicht finde ich irgendeinen Hinweis darauf, wo sie sein könnte.«
    »Gehen Sie nur rauf«, sagte Crystal. »Es ist die zweite Tür rechts im ersten Stock.«
    Ich ging nach oben. Die Tür zu Leilas Zimmer war geschlossen, aber nicht abgesperrt, und so trat ich ein. Ich blieb kurz stehen und musterte den Raum, der mit Rüschen und in Pastellfarben eingerichtet war. Ein Musterbeispiel für Wunschdenken. Sie befand sich in jenem Stadium der Reife (oder des Mangels daran), in dem Poster von halbnackten Rockstars dicht an dicht neben den Plüschtieren aus ihrer Kindheit hingen. Jede Fläche war mit Nippes zugestellt. Das meiste davon sah aus wie die Dinge, die sich Mädchen im Teenageralter gegenseitig schenken: Becher mit witzigen Sprüchen, Figürchen, Modeschmuck, Eau de Toilette. Ihre Pinnwand war eine Collage aus alten Eintrittskarten, Konzertprogrammen und bunten Schnappschüssen: Jugendliche bei einem Cheerleader-Treffen, Mädchen, die witzige Grimassen schnitten, Jungen beim Biertrinken, Kiffen und anderen gesunden Beschäftigungen. Für ein Mädchen, das behauptete, keine Freunde zu haben, besaß sie eine erstaunliche Sammlung von Souvenirs. Der Boden war von benutzten Kleidungsstücken übersät; weitere hingen über den Stühlen, der Schranktür, der Sitzecke in der Fensternische und auf den beiden Sesselchen.
    Ich nahm eine rasche, aber gründliche Durchsuchung der Schubladen vor. Ihre Unterwäsche lag ohnehin bereits zum größten Teil auf dem Fußboden, was mir die Arbeit erleichterte. Dann machte ich mich über ihren Schrank her — er war voll gestopft mit alten Brettspielen, Sportgeräten und Teilen ihrer Sommergarderobe. Ich ließ mich auf alle viere herab und suchte den Raum ab, indem ich unter Stühle, das Bett und eine Kommode spähte. Die einzige interessante Entdeckung, die ich machte, war die schmale Metallkassette, die zwischen Matratze und Sprungfedern versteckt war. Ich schüttelte sie, vernahm aber nur ganz leise Geräusche. Vermutlich ihr Drogenvorrat. Ich hatte nicht genug Zeit, um das Schloss zu knacken. Mir war wohler, weil ich gesucht hatte, auch wenn mir der Streifzug nichts eingebracht hatte.
    Auf dem Rückweg in die Küche blieb ich in der Diele stehen, um den Terminkalender der Familie zu studieren, der aufgeschlagen auf einem Tischchen lag. Er umfasste auf jeder Seite einen vollständigen Monat und war mit einer Reihe von Fotos illustriert, auf denen Hunde in Kinderkleidung abgebildet waren. Das Novemberbild zeigte einen Cockerspaniel in einem marineblauen Matrosenanzug. Der Hund hatte große braune Augen und schien sich fast zu Tode zu schämen.
    Jedem Tag war ein eigener Kasten zugeordnet, ein Quadrat von knapp vier Zentimetern Seitenlänge. Ich sah, dass verschiedene Personen Notizen über gesellschaftliche Ereignisse

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