Tödliche Grenze im All
ich kann Ihre Fragen nicht beantworten. Ich handle auf Anweisung der Regierung.“
„Mit anderen Worten: ich bin Ihr Gefangener.“ Wade runzelte noch heftiger die Stirn. Der Marsmann wandte seinen blauen Kopf ab und sah hinaus. Draußen war es Tag und ganz hell.
„Sind Sie schon oft auf unserem Planeten gewesen, Mr. Wade?“ fragte er.
„Hm“, brummte Wade mürrisch.
„Und hat es Ihnen gefallen?“
„Hm“, sagte Wade rachsüchtig.
Der Marsbewohner gab es auf. Sieben Minuten später landeten sie.
Sie gingen die Rampe zur hellen Betonfläche des Flughafens hinab. Der Himmel über ihnen war blau und die Gebäude sehr hoch und schön. Wade zog ein bitterböses Gesicht.
Auf der anderen Seite des Betonfelds verließ eine Gruppe von Marsleuten ein Gebäude und kam auf sie zu. An der grauen und roten Farbe ihrer Kleidung erkannte Wade, daß es Regierungsbeamte waren.
„Verfluchte Spinnen“, murmelte van Carlsberg leise.
„Was das alles heißen soll, weiß ich nicht“, sagte Wade erbittert. „Erst hieß es, wir sollten zu Yyrmac, und jetzt sollen wir mit diesen Leuten reden. Je mehr ich versuche, dieses Durcheinander zu sortieren, um so komplizierter wird es. Das Reden überlassen Sie besser mir.“
Die Marsleute waren herangekommen. Einer von ihnen grüßte zeremoniell nach der Marssitte und streckte die Hand aus. Wade schüttelte sie und trat abwartend zurück.
„Wir freuen uns, Sie begrüßen zu können, Mr. Wade. Sie wundern sich wahrscheinlich, was das alles heißen soll?“
„Allerdings.“
„Wir hoffen, Sie gleich aufklären zu können. Wollen Sie uns, bitte, folgen?“
Sie hatten keine Wahl. Die Gruppe der Marsleute mit den beiden Männern von der Erde machte sich auf den Weg zur Hauptstraße, wo ein Wagen wartete.
„Ich muß sagen, daß Sie äußerst willkürlich handeln. Ich sollte Yyrmac im Zentrallaboratorium aufsuchen, und Ihr Pilot hat mich deshalb hierhergebracht. Ich war wenigstens damit einverstanden, aber ich hatte keine Ahnung, warum ich auf den Mars kommen sollte, niemand wollte es mir sagen. Meine Regierung wird ein solches Verhalten nicht gerade leichtnehmen, wenn ich davon berichte.“
Der Sprecher der Marsleute nickte. „Ich kann Ihnen die Empörung nachfühlen. Ich kann aber nur sagen, daß Sie einsehen werden, wie berechtigt wir dazu waren – warten Sie nur unsere Gründe ab. Übrigens gehen wir zum Vvarongebäude.“
Sie waren bei dem goldenen Wagen angelangt. Wade wandte sich um. „Zum Vvarongebäude? Dann will Ihr Präsident …“
„Ja. Präsident NNomar will Sie sprechen. Ich fürchte, die ganze Angelegenheit ist sowohl für den Mars wie für die Erde zu wichtig, um auf normalem Wege erledigt zu werden.“
Eine Rakete schoß über ihren Köpfen dahin; ihr Brüllen ließ sie verstummen. Sie stiegen in den goldenen Wagen ein und glitten gleich darauf über die breite, weiße und helleuchtende Straße dem anderen Ende der Stadt zu.
Wade sah aus dem Fenster, den Kopf voll von all den Dingen, die er gehört hatte. Der Mars-Präsident befaßte sich also selbst mit der Angelegenheit, und zwar ernstlich? Es wurde immer komplizierter. Wade wußte genau, daß der Präsident auch schwierige Fragen sonst von seinen Untergebenen erledigen ließ. Deshalb mußte dies hier schon etwas sehr Besonderes ein … Van Carlsberg neben ihm zitterte vor Nervosität.
Der goldene Wagen sauste über die weiße Straße, zwischen Türmen und hochragenden Gebäuden hindurch, vorbei an Gärten und Parks, an langgestreckten, einstöckigen Häusern und Minaretten aus Kristallglas und Stein. Dann huschte er lautlos am Kanal entlang, auf dem smaragdgrüne Schiffe entlangzogen wie seit Jahrtausenden – sie sahen wie glitzernde grüne Schwäne aus in ihrem majestätischen Dahingleiten.
Genau so, wie es Waring ergangen war, fühlte auch Wade bedrückend das Alter dieses Planeten. Die ganze Atmosphäre hier gab einem das Gefühl ein, daß die Marsleute soviel mehr von allem wußten, als die rückständigen Erdbewohner. Sie hatten schon ein Recht dazu, so überlegen und weise in allen Dingen zu tun.
Hinter einer langen weißen Mauer bog der Wagen in ein Tor ein und fuhr durch einen Park von imponierenden Ausmaßen. Ganz am Ende lag unter Bäumen ein Gebäude. Durch die offenen Wagenfenster drang ein zarter Duft der bunten Blumen des Parks und die Musik der Marspfeifen – ein Akkord seltsamer, ätherischer Töne, die von im Park verteilten Automaten erzeugt wurden und gleichsam Geist und
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