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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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Minuten schoss mir durch den Kopf, dass es gar nicht möglich war. Die Männer hatten Französisch gesprochen. Ich hätte nicht verstehen dürfen, was sie sagten.
    »Es tut mir leid, aber wir schließen jetzt, Madame«, sagte der ältere Mann auf Englisch.
    »Was ist denn genau vorgefallen, als Patrick Cornwall hier war?«, fragte ich.
    »Wir geben unter keinen Umständen Auskünfte über unsere Gäste weiter.«
    Der Oberkellner legte mir die Hand auf den Rücken und schob mich diskret in Richtung Ausgang.
    »Es ist besser, Sie gehen jetzt.«
    Daraufhin schloss der Portier wortlos die Tür hinter mir. Inzwischen lag die Straße beinahe vollständig im Dunkeln.
    Was zum Teufel konnte Patrick getan haben, um aus einem solchen Lokal hinausgeworfen zu werden? Zu laut geredet?
    Ich entfernte mich ein paar Schritte vom Restaurant, zog die Kapuze meiner Jacke über und lehnte mich an die steinerne Wand.
    Bald würde ich trotzdem etwas erfahren, dachte ich. Hoffentlich würde die Frau, die angerufen hatte, auch kommen.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Noch zehn Minuten.
    Während ich wartete, versuchte ich, mir einige Worte auf Französisch in Erinnerung zu rufen. Schuh, Fuß, Stein, Straße. Es ging nicht, obwohl die Sprache offenbar irgendwo in meinem Gedächtnis verborgen lag. Meine Jahre in diesem französischen Dorf waren nichts, an das ich gern erinnert werden wollte. Ichwar sechs Jahre alt gewesen, als ich dort hinkam. Meine Mutter hatte sich in dieser Zeit in einen anderen Menschen verwandelt. Ich hatte vage Erinnerungen an ein Haus, das von Stille erfüllt war. An einen Mann, der verlangte, das ich ihn mit Monsieur anredete. An Türen, die nachts geschlossen wurden, an die Einsamkeit. An meine Furcht, als ich nachts aufwachte und nicht wusste, wo meine Mutter war.
    Das Auto hatte vor mir gebremst, ohne dass ich es bemerkte. Wäre ich nicht so sehr in Gedanken versunken gewesen, wäre mir vielleicht aufgefallen, dass etwas nicht stimmte, weil es weder ein Bentley noch ein Rolls Royce, sondern ein zerbeulter Peugeot mit rostigen Felgen war. Plötzlich stand ein Mann vor mir. Er trug eine Kapuzenjacke und war größer als ich. Das Adrenalin pumpte durch meinen Körper, mein Instinkt schrie geradezu danach zu flüchten.
    »Ins Auto«, zischte er in gebrochenem Englisch und packte mich am Arm. Ich riss mich los, doch er versperrte mir den Weg.
    »Ich warte auf jemanden, sie müsste jeden Moment hier sein«, sagte ich. Die Straße war leer. Kein einziger Jaguar, soweit das Auge reichte. Sogar der Portier hatte mich verlassen. Ich bereitete mich gerade darauf vor, den Fremden an einer empfindlichen Stelle zu treten und wegzurennen, als ich bemerkte, dass hinter ihm im Auto auf dem Fahrersitz eine Frau saß. Trotz der Dunkelheit war ich mir ziemlich sicher, dass es eine Frau war. Ihr Gesicht war von einem Tuch verhüllt. Mit klopfendem Herzen ging ich zu dem Auto. Der Mann folgte dicht hinter mir.
    »Haben Sie mich angerufen?«, fragte ich und beugte mich zu ihr. Die Wagentür stand offen.
    »Steigen Sie ein«, sagte sie und deutete auf den Rücksitz. Der Mann quetschte sich neben mich und schlug die Tür zu. Noch in derselben Sekunde startete die Frau den Motor und raste los. Mir wurde heiß vor Schreck.
    »Wohin fahren wir?«, rief ich. »Wer sind Sie?«
    »Warum erkundigen Sie sich nach Patrick Cornwall?«, fragte die Frau. »Was wissen Sie über Josef K.?«
    »Nichts. Ich weiß nichts über Josef K. Deshalb rufe ich ja gerade an und frage.«
    Unsere Blicke trafen sich im Rückspiegel. Braune Augen, die mit Kajal umrahmt waren. Der Rest des Gesichts war von dem Tuch verdeckt.
    »Wo ist Patrick?«, fragte ich. »Wissen Sie, wo er sich aufhält? Fahren wir jetzt dorthin?«
    Sie bog ab und schlängelte sich durch eine weitere, dunkle Seitenstraße.
    »Zuerst will ich wissen, wer Ihnen meine Nummer gegeben hat.« Sie hatte eine tiefe Stimme und sprach mit singender Satzmelodie. Abgesehen vom Akzent war ihr Englisch perfekt. »Wer spricht über Josef K.? Für wen arbeiten Sie?«
    »Für wen arbeiten Sie?«
    Die Frau machte eine scharfe Wendung und bremste. Wir befanden uns am Rande eines Parks. Eine menschenleere Gegend. Meine Angst wuchs.
    Sie drehte sich halb um.
    »Hat Alain Thery Sie geschickt?«
    »Alain wer?«, fragte ich verwirrt.
    Mein Instinkt sagte mir, dass ich lügen musste. Dann war ich in einer günstigeren Position, auch wenn sie zu zweit waren.
    »Ich arbeite für dieselbe Zeitung wie Patrick Cornwall«, log

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