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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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ich. »Der Redakteur erreicht ihn nicht. Er sollte eine Reportage liefern, und jetzt läuft die Deadline ab. Sie drehen durch, wenn er die Frist nicht einhält.«
    »Kann ich Ihren Presseausweis sehen?«, fragte die Frau.
    »Ich bin keine Journalistin«, antwortete ich. »Ich arbeite nur im Büro.«
    »Und Sie heißen?«
    Ich weiß nicht, woher es kam, ob es die Angst war, die mich in die Vergangenheit zurückwarf, zu der Person, die ich früher einmal gewesen war, oder ob es sich um eine rationale Entscheidung handelte. Sie nichts wissen zu lassen. Zu lügen und es dennoch nicht zu tun. So nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben.
    »Ich heiße Alena Sarkanova«, sagte ich und rang mir ein Lächeln ab. »Und Sie?«
    Doch die Frau ging nicht auf meine höfliche Frage ein. Sie zündete sich eine Zigarette an. Der Geruch von braunem Tabak erinnerte mich dunkel an etwas aus meiner Kindheit. In diesem Moment klingelte mein Handy fröhlich in meiner Tasche. Ich bückte mich und kramte es hervor.
    »Gehen Sie nicht dran«, befahl die Frau. Der Mann packte mein Handgelenk. Bevor ich es ausstellte, konnte ich gerade noch Benjis Namen auf dem Display erkennen. Es tat weh, ihn wegzudrücken. Der liebe Benji, der in diesem Moment das einzige Verbindungsglied zu meinem normalen Leben war.
    »Hören Sie auf rumzuschnüffeln«, sagte die Frau. »Haben Sie gehört? Sie müssen wieder zurück nach New York.« Sie warf mir erneut einen Blick durch den Rückspiegel zu. Ich schluckte. Ich hatte nicht erwähnt, dass ich aus New York kam. Also wusste sie, dass Patrick dort lebte und arbeitete.
    »Wo ist er?«, fragte ich.
    »Fahren Sie nach Hause«, sagte die Frau und gab dem Mann einen Wink. Er beugte sich über mich und öffnete auf meiner Seite die Wagentür. Zum Zeichen, dass das Gespräch beendet war.
    »Und sprechen Sie mit niemandem über das hier!«
    Der Mann verpasste mir einen Stoß in die Seite, und ich stieg aus. Sog die Abendluft tief in die Lungen und verspürte eine schwache Euphorie darüber, wieder im Freien zu sein. Die Wagentür wurde zugezogen, und sie rasten mit einem Kavalierstart davon.
    Ich entfernte mich mit schnellen Schritten und ging in die Richtung, aus der die Lichter der Stadt am hellsten leuchteten.
    »Guten Abend«, grüßte der Portier, als ich das Hotel betrat, und warf mir durch seine eckige Designerbrille einen warmen Blick zu. Es hatte ein Schichtwechsel stattgefunden, seit ich um die Mittagszeit gegangen war.
    »Kann man um diese Zeit noch etwas zu trinken bekommen?«,fragte ich und fuhr mir mit der Hand durch das Haar. Ich hatte die vage Vermutung, dass ich fürchterlich aussah. »Keinen Alkohol, meine ich, irgendwas anderes. Wasser.«
    »Aber natürlich«, antwortete der Portier und war sofort auf den Beinen. Er lief am Tresen vorbei und verschwand eine kleine Treppe hinauf, die zum Frühstückssaal führte.
    »Gerne auch was zu essen«, rief ich ihm nach und versank in einem durchgesessenen Lehnstuhl. Seit heute Mittag bei Starbucks hatte ich nichts mehr gegessen, und mein Magen krampfte sich vor Hunger zusammen. Vielleicht war es auch das Kind, das sich regte. Nach dem Erlebnis im Auto waren meine Knie noch immer weich.
    Fakten, redete ich mir selbst ein. Das ist das Einzige, was zählt. Ergebnisse.
    Die Personen im Auto: eine Frau, ein Mann. Alter: irgendwo zwischen dreißig und fünfzig. Eindeutig Franzosen.
    Die Frau hatte das Kommando geführt. Ihr Englisch war grammatikalisch korrekt. Gebildet. Ihre Nummer war die letzte Aufzeichnung in Patricks Notizbuch. Sie hatte eine doppelte Agenda gehabt: herauszufinden, wer ich war und was ich wusste, und dafür zu sorgen, dass ich Paris verließ.
    Ich rieb mir die Stirn. Der Jetlag lag wie ein Helm auf meinem Kopf. Ganz gleich, wie oft ich das Gespräch innerlich wiederholte, ich wurde einfach nicht klüger.
    »Entschuldigung, dass ich einfach so frage, aber Sie müssen Patrick Cornwalls Frau sein, oder?«
    Der Portier stellte ein kleines Tablett vor mir ab. Eine Käsestulle. Wasser und ein Glas Saft. Es sah himmlisch aus.
    »Sie haben nicht zufällig noch so eins?«, fragte ich, den Mund voller Brot.
    Ich trank den Saft in einem Zug aus, lehnte meinen Kopf gegen das weiche Sesselpolster und schloss die Augen.
    Wieder nach Hause zu fahren war eine Möglichkeit. Ich konnte die Polizei und die amerikanische Botschaft kontaktieren, Patrick als vermisst melden. Darauf warten, dass er mich anrief.
    Ich habe jetzt eine größere Verantwortung, dachte

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