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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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am späten Abend angerufen.
    »Das ist ja ein Datum, an das man sich immer erinnert. Wir sprachen auch darüber, wie es in New York gewesen ist.«
    Sie rutschte ein wenig auf ihrem Stuhl hin und her.
    »Ich lag im Bett und las einen Roman von Maryse Condé. Ich gehe immer um elf Uhr ins Bett. Er sagte, er bräuchte Hilfe. Er wusste nicht, wen er sonst anrufen sollte. Ich bot ihm an, dass er zu mir kommen könnte. Ich wohne in Belleville. Er kam mit dem Taxi.«
    Sarah Rachid stand auf und ging zum Fenster. »Sie hatten ihn nicht weit von hier in eine Hauseinfahrt gezerrt, etwas weiter unten auf der Rue Saint-Jacques.« Sie zeigte nach links, auf die Straße und den Fluss.
    »Er blutete nicht, aber er hatte einen harten Schlag auf den Kopf abbekommen und erbrach sich, möglicherweise hatte er eine Gehirnerschütterung erlitten.« Sie schloss das Fenster und wandte sich mir zu. »Es war eine Warnung. Sie wollten, dass er nach Hause fuhr.«
    »Wer?«, war alles, was ich herausbekam.
    »Das hat er nicht gesagt.«
    Ich blieb auf dem Bett sitzen und fühlte mich handlungsunfähig und ängstlich zugleich. Die Eifersucht brannte in mir. Am darauffolgenden Tag, dem zwölften September, hatte er mich angerufen. Warum hatte er mir nichts erzählt?
    Sie können mich nicht zum Schweigen bringen, hatte er gesagt, als ich in diesem furchtbaren Treppenaufgang in Boston stand. Und dann hinzugefügt, dass er darüber nicht am Telefon sprechen könne.
    Sarah Rachid hatte versucht, ihn zu überreden, ins Krankenhaus zu fahren, doch Patrick weigerte sich. Er wollte nur ein paar Kopfschmerztabletten und einen Beutel mit Eiswürfeln für seinen Hinterkopf.
    »Idiot«, sagte ich laut.
    Sie zuckte zusammen.
    »Nicht Sie«, erklärte ich, »Patrick. Diese Warnung hat ihn sicherlich erst richtig beflügelt und ihn davon überzeugt, dass er auf der richtigen Spur war. Glauben Sie mir, ich kenne ihn, er gibt nicht auf, bis er den ganzen Boden durchwühlt und allen Dreck ausgebuddelt hat, der dort vergraben liegt.«
    Sie sah mich schweigend an.
    »Am nächsten Morgen war er schon früh wach und angezogen und wollte wieder los und seine Story an Land ziehen, wie er sagte.«
    »Er hat bei Ihnen übernachtet?«
    »Auf dem Sofa.«
    Sarah Rachid wandte mir den Rücken zu. Ich blickte durch das Fenster auf die Kuppel des Panthéon und stellte mir das Pendel darin vor, das zeigte, wie die Welt sich drehte und die Zeit verging. Tag für Tag.
    Donnerstag, der elfte September. Patrick isst im Taillevent zu Mittag und Alain Thery sorgt für seinen Rauswurf. Am selben Abend wird er zusammengeschlagen.
    Freitagmorgen, der zwölfte September. Patrick verlässt Sarah Rachids Wohnung in Belleville. Ich wusste nicht, wo dieser Stadtteil lag und wollte es auch gar nicht wissen. Später an jenem Freitag war er auf jeden Fall zum Hôtel Royal gefahren, um mit Salif und den anderen zu sprechen. In der darauffolgenden Nacht war das Hotel niedergebrannt.
    Er hatte die Drohung offenbar nicht ernst genommen.
    »Sie dürfen Arnaud nicht böse sein«, sagte Sarah Rachid, ihr Blick flackerte. »Schon möglich, dass er bei dem, was er tut, manchmal die Grenzen der Legalität überschreitet, aber das tut er nur, um anderen zu helfen. Und dann hat er eine Schwäche für Nedjma. Er würde alles für sie tun.«
    »Für wen?«, fragte ich. Ich war mit meinen Gedanken bei Patrick gewesen und hatte kaum zugehört.
    »Arnauds Freundin. Ich traue ihr nicht über den Weg.«
    Sarah wand sich und sah unglücklich aus. Ich fixierte sie. Arnauds amouröse Abenteuer interessierten mich nicht.
    »Haben Sie meinen Mann danach noch einmal getroffen?«, fragte ich.
    Mit der Betonung auf meinen Mann.
    Sie schüttelte den Kopf. Zupfte die Ärmel ihrer Bluse glatt, erst den einen, dann den anderen. Sie hatte Patrick am späten Sonntagabend angerufen, brachte sie hervor. In den Nachrichten hatte sie von dem Hotelbrand erfahren, und Arnaud hatte ihr erzählt, dass Patrick in der Nacht dort gewesen war.
    »Ich wollte hören, wie es ihm ging«, sagte Sarah Rachid leise.
    »Und, wie ging es ihm?«
    »Er sagte, er werde sie ins Gefängnis bringen, schrie, dass die Polizei die Ermittlungen eingestellt hatte. Er regte sich sogar noch mehr darüber auf, als Arnaud es normalerweise tut. Politiker seien auch in die Sache verwickelt, sagte er. Ich wurde unruhig. Er war so wütend. Er war in einer Bar, möglicherweise war er betrunken, ich weiß es nicht genau. Ich fand es merkwürdig, in eine Bar zu gehen,

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