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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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habe seinen Nachnamen niemandem gegenüber erwähnt.«
    Arnaud fingerte an einem Handy herum.
    »Das hier habe ich gefunden«, sagte er. »Es lag im Badezimmer.«
    »Ist es Salifs?«
    Er nickte.
    »Eine Sache willst du sicher wissen.«
    Er ging einen Schritt auf mich zu und hielt das Handy hoch. Auf dem Display stand ein Name.
    Patrick C.
    Mich schauderte.
    »Es ist klar, dass er Patricks Telefonnummer hatte«, sagte ich und riss das Telefon an mich, starrte auf den Namen. »Er hat ihn ja auch angerufen.«
    »Das ist klar«, sagte Arnaud Rachid, »aber dies ist die letzte Nummer in der Liste der eingegangenen Anrufe.«
    Ich umklammerte das Telefon, und die Welt um mich herum schrumpfte, es war ein Gefühl, als wären jetzt nur noch ich und dieser kleine Gegenstand übrig.
    »Laut der Liste der Anrufer hat Patrick Salif gestern Abend um zehn angerufen«, fuhr Arnaud fort. »Das war eineinhalb Stunden bevor sie anfingen, an den Türen zu klopfen.«
    Vorsichtig drückte ich auf »anrufen« und hielt den Atem an.
    Es tutete in der Leitung, ich hatte das Gefühl, man könne das Echo der Signale in der ganzen Wohnung hören. Vier, fünf, sechs. Keine Mailbox. Niemand, der sagte Hallo, Sie haben Patrick Cornwall angerufen ... Dann hörte ich plötzlich eine Stimme in der Leitung. Eine Männerstimme. »Hallo.«
    »Patrick«, flüsterte ich. »Bist du’s, Patrick?«
    »Wer ist da?«, sagte die Stimme am anderen Ende; es war nicht Patrick.
    »Wo ist er?«, fragte ich. »Was habt ihr mit ihm gemacht?«
    Doch die Leitung war tot. Ich ließ das Telefon sinken und sah Arnaud an.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich. »Wo ist Patrick?«
    Er nahm meine Hand, die noch immer das Handy umklammerte, und ich spürte, wie ich am ganzen Körper zu zittern begann. Es stieg aus der Tiefe in mir auf.
    Arnaud sah mich verwundert an. »Du hast ihn ziemlich gern, was?«
    Ich drehte mich hastig weg. Bleib kalt, dachte ich und kniff mich fest in den Arm.
    Sei keine Heulsuse.
    »Ich will einfach nur wissen, was mit ihm passiert ist«, sagte ich und nestelte an dem Handy herum.
    Jemand anders hatte von Patricks Telefon aus angerufen. Sie mussten es ihm gestohlen haben.
    Im selben Moment begriff ich, wie es passiert sein musste. Möglicherweise hatten sie Patricks Handy verwendet, um Salif zu orten. Wenn sie Zugang zu Dienstausweisen besaßen, konnten sie sicher auch Gespräche lokalisieren. Das erklärte auch, warum Salif die Tür geöffnet hatte. Er glaubte, Patrick oder ein Freund von ihm würde kommen. Vielleicht hatten sie versprochen, ihn nach Amerika zu bringen.
    Ich schnäuzte mich in eine Serviette.
    Dann erläuterte ich Arnaud meine Gedanken. Er starrte mit leeren Augen zum Fenster hinaus, wo eine Betonsiedlung die nächste ablöste, soweit das Auge reichte.
    »Ich kriege es nicht ganz zusammen«, begann ich. »Diese letzten Tage, wenn ich nur wüsste, was er vorhatte ...«
    Arnaud Rachid wandte sich langsam um und sah mich an.
    »Josef K. war ein Aussteiger«, sagte er. »Er war bereit, alles preiszugeben. Wie die Geschäfte abgewickelt wurden, wer an der Spitze stand, er hatte Namen. Patrick wollte ihn interviewen.«
    Ich ließ seine Worte sacken.
    »Wo?«, fragte ich. »Wo wollten sie sich treffen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass er Paris am Dienstag vor zwei Wochen verlassen hat.« Er sah zu Boden. »Ich durfte nichts darüber sagen. Wenn rausgekommen wäre, dass er Josef K. treffen wollte ...«
    »Hat Patrick das gesagt? Dass du nichts sagen darfst?«
    Arnaud antwortete nicht. Er wandte mir den Rücken zu und spülte unbeholfen einige Teller, die auf der Ablage standen.
    »Salif ist tot«, brüllte ich, »was für eine bescheuerte, heilige Mission ist dir denn nun schon wieder wichtiger? Es ist niemand mehr da, den du schützen kannst.«
    »Ich habe ihn nicht versteckt.«
    »Wie das denn? Ich sehe hier aber niemanden außer dir.«
    »Ich spreche nicht von Salif, sondern von Josef K. Er war untergetaucht. Ich wusste nicht einmal, dass sie ihn versteckten. Mit dieser Sache habe ich nichts zu tun.«
    Ich sank auf einen wackeligen Holzstuhl. Wie in einem Spiegelkabinett, dachte ich, wo sich immer einer hinter dem anderen verbirgt und man nicht weiß, wo der Ausgang ist. Als ich klein war, verabscheute ich die Spiegelkabinette in den Vergnügungsparks. Nicht zu wissen, wo die Menschen wirklich standen, welche Ausgabe von ihnen die echte war. Und diese verzerrten Gesichter.
    »Also weißt du nicht, wohin Patrick gereist

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