Toedliche Hoffnung
ist?«
»Nein, tut mir leid«, antwortete Arnaud.
Es wurde still. Eine Fliege tanzte unter dem Ventilator. Die hereinfallende Sonne tünchte die Wände gelb.
»Wir müssen gehen«, sagte er schließlich.
»Ich glaube, ich weiß, wie sie aussieht«, sagte ich.
»Wer, sie?«
»Eine von denen, die dahintersteckt.«
Und ich erzählte ihm von der Frau, die mit mir im Auto davongerast war, und dass sie mir gedroht hatte, falls ich nicht nach New York zurückfahren würde. Dass dieselbe Frau Patrick mit großer Wahrscheinlichkeit am Tag vor seinem Verschwinden abgeholt hatte. Und dass es etwas mit Josef K. zu tun hatte.
»Sie hat mich heute Vormittag angerufen und gesagt, dass Salif tot ist. Sie muss ja etwas damit zu tun haben, woher sollte sie sonst wissen, dass er es war?«, fragte ich.
Ich suchte Arnauds Blick, doch er sah weg.
»Vielleicht hat sie recht«, antwortete er. »Vielleicht hättest du nach New York zurückfahren sollen. Dann wäre Salif jetzt möglicherweise noch am Leben.«
»Jetzt schieb nicht mir die Schuld in die Schuhe«, schrie ich. »Du hattest dich doch der Aufgabe angenommen, ihn zu beschützen.«
»Ich weiß«, schrie Arnaud zurück, »das brauchst du mir verdammt noch mal nicht auch noch unter die Nase zu reiben.«
Und dann verstummten wir beide. Vielleicht dachte er dasselbe wie ich.
Dass es keine Rolle mehr spielte.
Als ich ins Hotel zurückkehrte, war es schon später Nachmittag.
»Sie haben Besuch«, sagte René an der Rezeption und nickte in Richtung der Sessel.
Für eine Mikrosekunde blieb mir das Herz stehen. In der Zeit, die ich brauchte, um mich halb umzudrehen, glaubte ich, Patrick würde gleich lächelnd auf mich zukommen. Stattdessen erhob sich Sarah Rachid aus einem der Sessel.
»Wer sind Sie eigentlich?«, fragte sie in scharfem Tonfall. »Bei The Reporter in New York gibt es keine Alena Sarkanova. Und hier in diesem Hotel auch nicht. Wer also sind Sie?«
Ich ließ mich wie ein nasser Sack in den Sessel fallen. Es gab nichts zu sagen. Ich verzog mich hinter all der Müdigkeit und dem Nebel in einen Schlupfwinkel und hörte sie in der Ferne sprechen.
Arnaud hatte sie sofort angerufen, nachdem ich das erste Mal dort gewesen war. Er hatte getobt und genervt und gefragt, ob Sarah wüsste, was genau ich wollte.
»Also rufe ich in New York an, bei der Zeitung, bei der zu arbeiten Sie vorgeben. Dort hat man noch nie von Ihnen gehört.«
»Die Leute in der Telefonzentrale sind einfach hoffnungslos«, erwiderte ich matt.
Von Arnaud hatte sie erfahren, dass ich im gleichen Hotel wohnte wie Patrick.
»Also fahre ich hierher. Ich frage nach einer Madame Sarkanova, aber man hat noch nie etwas von ihr gehört. Aber als ich den Namen wiederhole und Alena sage, reagiert er, dieser Portier.« Sarah Rachid zeigte auf René, der so tat, als wäre er mit irgendwas anderem beschäftigt. »Alena Cornwall, sagte er, suchen Sie die vielleicht? Ich kann Ihnen sagen, dass ich ziemlich erstaunt war, aber ich stellte mich vor und sagte, ich sei Anwältin, und er sagte, ich könne hier in der Lobby warten.« Sie streckte ihr Kinn vor. »Warum lügen Sie uns an?«
»So hieß ich, bevor ich heiratete.«
»Also sind Sie mit Patrick Cornwall verheiratet.« Sarah Rachid setzte sich in den Sessel gegenüber und schüttelte den Kopf. »Und dann rennen Sie durch die Gegend und behaupten, Sie wären Journalistin. Das ist doch total daneben.«
»Ich musste Fragen stellen«, sagte ich. »Ihr Bruder hat garantiert erzählt, dass Patrick verschwunden ist.«
»Was?«, fragte Sarah Rachid. »Ist ihm etwas zugestoßen?«
Ich beobachtete sie. Ihre Verwunderung schien echt. Ihr Gesichtsausdruck wirkte nun unruhig, sie schlug die Augen nieder, als sie merkte, dass ich sie ansah.
»Ich dachte, Sie interessieren sich nicht für Journalisten«, sagte ich kalt.
Sie sah wieder zu mir auf. Entgegnete nichts. Ich zeigte auf ihre linke Hand.
»Haben Sie Patrick erzählt, dass Sie nur Theater spielen und sich den Ehering selbst gekauft haben?«
Sarah Rachid stand hastig auf, blieb dann aber unschlüssig stehen. »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie ... seine Frau sind, dann ...«
»Was dann?« Ich durchbohrte sie mit meinem Blick. »Wenn Sie gewusst hätten, dass ich mit ihm verheiratet bin, hätten Sie mir erzählt, dass Sie scharf auf ihn waren, oder was?« Ich kochte vor Wut. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich wieder wie ich selbst.
Sarah Rachid spielte an dem Schloss ihrer Aktentasche, ein
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