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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufregte und zu weinen anfing.
    Davon sagte ich ihnen nichts. Meiner Meinung nach ging sie das nichts an. Ich sagte ihnen nur, dass er Versicherungsagent und ein guter Mensch gewesen war.
    »Ihr hattet also ein gutes Verhältnis zueinander?«, fragte Albert. Er war von ähnlicher Statur und etwa im gleichen Alter wie Papa, als er starb. Ich hätte ihn gern gefragt, ob er auf seine Ernährung achtete. Anscheinend rauchte er stark. Mithin das Erste, was er mich fragte, war, ob er in dem Verhörzimmer rauchen dürfte. Es gab da einen Aschenbecher, der in den Tisch eingelassen war. »Baldur hat nichts dagegen«, sagte er. Ich war dagegen, weil ich nicht seinen Zigarettenqualm einatmen wollte, und sagte ihm das. Er beachtete meinen Einwand aber nicht, und seitdem sind wir uns nicht sonderlich wohlgesonnen.
    Baldur rauchte nicht. Er war im gleichen Alter wie Albert, aber ein ganz anderer Typ. Er hatte eine Glatze, war hager und wirkte schwächlich. Er schien ständig erkältet zu sein. Benutzte ein Taschentuch, das ich eklig fand. Schnäuzte sich, steckte es in die Tasche und zog es wieder hervor, um sich zu schnäuzen. Er war schweigsam, und ich glaube, vor ihm habe ich mich mehr in Acht genommen als vor den anderen.
    »Wir haben uns sehr gut verstanden«, sagte ich. »Hat das irgendetwas mit der Sache zu tun?«
    »Nimm es doch etwas locker«, sagte Albert. »Wir unterhalten uns hier bloß ein wenig.«
    »Wie stellst du dir das eigentlich vor, dass ich locker und entspannt sein soll?«, stieß ich hervor. »Könntest du an meiner Stelle locker und entspannt sein? Nimm es doch selber locker!«
    Fragen nach meinem Vater gingen mir nah. Ich weiß,was er über diese Sache gedacht hätte, und ich versuchte, nicht zu viel an diese Schande zu denken. Sie blickten einander an.
    »Ich meine, wenn du über ihn reden willst...«, begann Albert.
    »Machen wir weiter«, sagte Baldur und schnäuzte sich wieder, stumm, kränklich und verschnupft.

8
    U nser erstes heimliches Treffen fand im Hotel Saga statt, nachdem ich aus Akureyri zurückgekehrt war, nach jenem Gespräch, das ich mit ihrem Mann, Tómas Ottósson Zöega, geführt hatte. Ich wählte meine Kleidung sehr sorgfältig aus, holte meine besten Schuhe hervor und betrachtete mein Erscheinungsbild in dem großen Spiegel im Korridor. In mir herrschte eine innere Spannung, wie ich sie nie zuvor gespürt hatte. Eine Vorfreude, von der ich, ehrlich gesagt, nicht weiß, woher sie kam. Gespannte Erwartung, Vorfreude - und Bettý. Ein überaus gefährliches und unwiderstehliches Dreigespann.
    An der Rezeption musterte mich die Frau mit dem großen Busen, als ich an ihr vorbeiging. Sie lächelte in meine Richtung, aber ich schaute nur kurz zu ihr hinüber und grüßte nicht, sondern begab mich schnurstracks zu den Aufzügen. Ich spürte die ganze Zeit ihren Blick in meinem Nacken und war mir sicher, dass sie ganz genau über all das Verbotene Bescheid wusste, was in diesem Hotel vor sich ging, mein Rendezvous mit Bettý inklusive.
    Ich sah sofort, dass Bettý sich ebenfalls sorgfältig zurechtgemachthatte. Sie trug ein tief ausgeschnittenes Sommerkleid, das die Konturen ihrer kleinen Brüste betonte, und flache, teure Schuhe. Sie war dezent geschminkt, aber an der Wange war ein kleiner Schönheitsfleck, den ich vorher nicht bemerkt hatte.
    »Möchtest du Champagner?«, fragte sie und schloss die Tür.
    »Ja, danke«, sagte ich. Wieder staunte ich über den Luxus in dieser Suite. Es war die gleiche, in der ich Tómas Ottósson zum ersten Mal begegnet war. Jetzt herrschte hier aber eine ganz andere Atmosphäre. Jetzt ging es auch um ganz andere Dinge. Das wusste sie, und ich ebenso. Spannung. Vorfreude. Bettý.
    »Und was hattest du für einen Eindruck in Akureyri?«, fragte sie, indem sie die Gläser mit Champagner füllte.
    »Nicht schlecht«, sagte ich. »Ein Mann hat mich durch das Unternehmen geführt ...«
    »Leo ist in Ordnung, findest du nicht?« Sie kam mit dem Champagner zu mir, setzte sich auf das große weiße Sofa und bedeutete mir, Platz zu nehmen. Ich wollte mich auf einen Sessel ihr gegenüber setzen, aber sie klopfte mit der flachen Hand auf das Sofa. Ich setzte mich an ihre Seite.
    Wir redeten ein wenig über Leo. Und auch über Tómas und das Unternehmen. Über die Suite. Wir suchten nach etwas, um die Distanz zu überbrücken. Meine Gedanken kreisten aber nur darum, wie sie mich in ihrem Þingholt-Palazzo geküsst hatte. Vielleicht dachte sie dasselbe.
    »Was ist mit

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