Toedliche Intrige
dir?«, fragte sie. »Erzähl mir etwas über dich.«
Ich zögerte. Ich wusste nicht, was sie wissen wollte. »Lebst du mit jemandem zusammen?« Ich schüttelte den Kopf.
»Nein, das ... Ich habe nichts dagegen, allein zu sein. Die meisten brauchen ständig Gesellschaft um sich herum. Aber ich bin nicht so, und ich bin auch noch nie so gewesen.«
»Ich brauche Gesellschaft«, sagte sie. »Ich könnte nicht allein bei mir zu Hause herumhocken, ohne Leute um mich zu haben. Das ist das Beste an Tozzi. Um ihn herum ist immer etwas los. Dieses Riesenunternehmen, und all die Leute, die er unter sich hat. Die Männer, mit denen er Geschäfte macht. Bei ihm gibt es keine tote Zeit, und das mag ich. Ich mag es, wenn so verdammt viel wie nur möglich passiert.«
Sie trank einen Schluck Champagner und stellte das Glas auf dem Tisch ab. Dann stand sie auf, holte die Flasche und schenkte nach.
»Aber das ist auch das Einzige, was ich an ihm mag«, sagte sie und setzte sich. »Das Einzige, was ich an Tómas Ottósson Zöega mag. Er kann ein richtiges Schwein sein.«
Sie schwieg eine Weile.
»Alle Männer sind Schweine«, fügte sie hinzu, als würde sie laut denken. »Verdammte Machos.« Sie schaute mich an und lächelte.
Ich nippte am Glas. Dieser unterschwellige Zorn warbislang noch nicht an die Oberfläche gedrungen, und ich überlegte, wo er wohl herrührte.
»Warum schlägt er dich?«, fragte ich.
Ihre Antwort ließ etwas auf sich warten. Vielleicht überlegte sie, was sie am besten sagen sollte. Vielleicht hätte ich nicht fragen dürfen.
»Warum verlässt du ihn nicht einfach?«, fragte ich in das Schweigen hinein, das meinen Worten folgte.
»In was für einer Fantasiewelt lebst du eigentlich?«, fragte sie und schaute mich an, als bemitleide sie mich wegen meiner kindischen Denkweise. »Glaubst du wirklich, dass alles so simpel ist?«
»Hast du diesen Eindruck von mir?«, erwiderte ich.
»Nein«, sagte sie. »Natürlich nicht. So würdest du nie denken.«
»In letzter Zeit ist es schlimmer geworden«, sagte sie schließlich. »Zuerst war es nur ein Spiel, du verstehst, im Bett. Er hat's gern ein wenig brutal.«
»Brutal?«
»Ich habe es zugelassen. Ich habe ihm gestattet, weiter und weiter zu gehen. Aber von spielerisch kann jetzt keine Rede mehr sein. Falls so etwas denn überhaupt jemals spielerisch sein kann. Er geht zu weit. Verstehst du?«
»Nein«, sagte ich.
»Jetzt ist es nicht mehr nur im Bett«, erklärte sie und sah mich mit ihren tiefen, braunen Augen an.
Wir schwiegen. Ich versuchte, sie zu begreifen. Versuchte zu begreifen, warum eine Frau wie sie es bei einem solchen Mann aushielt. Sie schien meine Gedankenlesen zu können, denn sie blickte mich an, und ich muss wohl etwas dumm aus der Wäsche geguckt haben, denn sie fing an zu lachen.
»Nimm es dir nicht so zu Herzen«, sagte sie. »Er liebt mich. Das weiß ich. Und er würde mir nie ernsthaft etwas antun, das darfst du nicht glauben. Ich habe alles unter Kontrolle.«
»Woher weißt du das?«
»Dass ich alles unter Kontrolle habe?«
»Nein, dass er dich liebt.«
Sie füllte die Champagnergläser auf.
»Du weißt doch, wie er ist«, sagte sie. »Er denkt ausschließlich an Profit. Er hat nichts anderes im Kopf als Geld. Er kennt nur eine einzige wahre Leidenschaft, nämlich Geld. Ich weiß, dass er mich liebt, weil von seinen Milliarden, ich glaube, es sind mehr als drei, ein großer Teil an mich gehen wird, falls er vor mir stirbt. Er hat meine Zukunft gesichert, und bei einem Mann wie Tozzi kann das nur eines bedeuten. Ich weiß, dass er mich liebt.«
»Ihr seid nicht verheiratet?«
»Nein.«
»Hat er dann ein Testament gemacht?« »Ja.«
Vielleicht war es unverschämt zu fragen. Ich kannte sie eigentlich damals kaum, aber sie schien selber keine Hemmungen zu kennen und war so offen, dass ich das Gefühl hatte, ich könne alles sagen, was mir in den Sinn kam.
»Bist du deswegen mit ihm zusammen? Wegen des Geldes?«
Sie nippte am Champagner.
»Was würdest du für Geld tun?«, fragte sie, ohne mir eine Antwort zu geben. »Was wärst du bereit zu tun, wenn dir mehr Geld in Aussicht gestellt würde, als du jemals im Leben ausgeben könntest, selbst wenn du es wolltest. Du würdest nie mehr arbeiten müssen. Du müsstest dich nie wieder anstrengen. Stattdessen wäre es dir möglich, all das zu tun, wonach es dich gelüstet, egal was. Du wärst frei. So frei, wie man nur sein kann.«
»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher