Toedliche Intrige
manchmal darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn man mehr Geld hätte, als man in einem Menschenleben ausgeben kann. Ob das nicht ein traumhaftes Leben sein muss. Ich habe nie Geld besessen. Es hat mir immer gefehlt, und ich konnte nie anständig damit umgehen. Ich finde es nicht...«
Ich sah, dass sie mir gar nicht zuhörte. Sie nahm eine Zigarette aus einer Schachtel, die auf dem Tisch lag, und zündete sie an. Die Sorte hieß Hellas. Sie ließ sie sich in Blechbehältern schicken, vierzig Schachteln in jeder. So, wie sie rauchte, konnte es meiner Meinung nach höchstens für einen Monat reichen.
»Natürlich bin ich nicht nur wegen des Geldes mit ihm zusammen«, sagte sie lachend, aber ihre Stimme klang hohl. Sie dachte augenscheinlich an etwas ganz anderes. Die Stimme war distanziert und die Augen träumerisch. »Es gibt so viel anderes als Geld ...«
Sie verstummte.
»Weiß er, wie deine ...« Ich suchte nach dem richtigen Wort, bis ich es fand. »... Einstellung ist, wie du bist?«, fragte ich. »Ich meine ...«
»Einstellung?«, fragte sie zurück.
»Ja, deine Einstellung.«
»Nein«, sagte sie und lachte ein heiseres Lachen. »Er hat keine Ahnung davon, und er darf es auch nie erfahren.«
Ich trank einen Schluck Champagner und dachte darüber nach, dass mir noch nie eine Frau wie Bettý begegnet war. Sie war so ungehemmt und unmoralisch, aber zugleich auch seltsam unschuldig.
»Du darfst es nicht hinnehmen, dass er dich schlägt«, sagte ich.
»Es ist nichts Ernstes«, erwiderte sie. »Ich habe alles unter Kontrolle.«
»Und überschminkst einfach die Blessuren?« Sie schwieg.
»Er muss doch mindestens zwanzig Jahre älter sein als du«, sagte ich.
»Dreiundzwanzig«, war die Antwort.
Sie lehnte sich zu mir herüber und flüsterte: »Deswegen ist es so gut, mit dir zusammen zu sein.«
Ich saß unbeweglich da, und sie rückte näher und legte ihre Hand auf mein Knie.
»Was ist, wenn er es herausfindet?«, fragte ich.
»Das wird er schon nicht tun.«
»Wie kannst du so etwas sagen?«
»Wir kriegen das schon hin«, sagte sie. »Du machst dir zu viele Gedanken. Davon kriegt man nur Falten im Gesicht. Mach dir doch nicht so viele Gedanken.«
Sie kam noch näher, und bevor ich mich versah, berührten meine Lippen sanft die ihren. Ich küsste sie auf das Kinn und den Hals und entblößte die eine Brust und küsste die Warze. Ich schob die Träger von den schmalen Schultern und bedeckte beide Brüste mit Küssen. Das Kleid glitt herunter, und ich küsste den Bauch, den Nabel und die schmale, helle Bikinilinie. Sie stemmte sich ein wenig hoch, sodass ich das Kleid wegziehen konnte, das zu ihren Füßen niederfiel. Dann küsste ich die zarten Haare und spürte gleichzeitig ihre Hände.
9
A ußer den beiden kannte ich niemanden auf dieser Party, die Tómas Ottósson Zöega in Akureyri gab. Ich meine, ich kannte niemanden persönlich. Ich erkannte zwei Minister, einen populären Fernsehmoderator, der mir immer auf die Nerven gegangen war, einige Abgeordnete und zwei oder drei Direktoren von großen Firmen, die hin und wieder in den Nachrichten interviewt wurden. Es waren auch Mitarbeiter aus dem Betrieb dort, einige waren von Anfang an dabei gewesen, lange bevor sich sein Unternehmen zu einem Imperium entwickelte. Leo stand an der Tür, als ich eintraf, und begrüßte mich herzlich. Tómas Ottósson Zöega war in seinem Element, und Bettý schwebte lächelnd zwischen den Gästen umher und unterhielt sie. Sie schien alle sehr gut zu kennen, und alle fühlten sich wohl in ihrer Nähe.
Ich war in das große Reihenhaus in Akureyri eingezogen. Es war möbliert, sodass ich nur etwas zum Anziehen, ein paar Bücher und ein paar persönliche Gegenstände mitbringen musste, um es mir wohnlich zu machen. Das Haus war natürlich viel zu groß für mich,aber ich fühlte mich wohl darin. Der Unterschied zu dem kleinen Apartment, das ich in Reykjavik besaß, hätte nicht größer sein können. Es war so mit Krempel voll gestopft, dass man kaum durchkam; alle möglichen Dinge, die ich im Lauf der Zeit um mich herum angesammelt hatte, vor allem während des Studiums in Island und in den USA, lagen herum. In diesem Reihenhaus waren die Decken hoch und die Zimmer geräumig. Nirgends alter Krempel, der mich an mein früheres Leben erinnerte.
Das ist richtig, mein früheres Leben. Es kam mir so vor, als habe ein neues Leben begonnen. Ich hatte nie zuvor für einen Großkunden dieser Art gearbeitet, und mir war klar,
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