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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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bestätigen?«
    »Ich war Samstagabend allein.«
    »Haben Sie vielleicht ferngesehen?«
    »Nein.«
    »In der Glotze kommt ja auch nur Scheiße«, gab Franken vage zu. »Ich guck mir das auch nie an. Ich binde Fliegen.«
    Der andere starrte stumm über den Tisch.
    »Beim Fliegenbinden höre ich Radio«, sagte Frølich und kritzelte auf seinem Block herum. »Einige Sender bringen ziemlich gute Musik, viel besser als die öde Familienunterhaltung in der Glotze. Finden Sie nicht?«
    Bregård lächelte herablassend. »Ja, vielleicht.«
    »Haben Sie am Samstag vielleicht Radio gehört?«
    Das Lächeln verschwand. »Nein, habe ich nicht.«
    »Verheiratet?«
    Der andere schüttelte den Kopf.
    Frank Frølich streckte die Beine aus und streifte seine ausgetretenen Stiefel ab. Ein schwacher Geruch nach alten Socken erfüllte das Zimmer. Bregårds Gesicht war leicht steif. Franken folgte dem Blick des Mannes und entdeckte ein Loch in der linken Socke. Ein knochiger kleiner Zeh lugte hervor und schnappte frische Luft. Er spreizte die Zehen und überlegte sich, dass er seine Zehennägel schneiden müsste.
    »Freundin?«, schlug er vor.
    Der Mann verstand nicht.
    Franken seufzte. »Ich möchte wissen, ob Sie eine Freundin haben!«
    »Nein«, antwortete Bregård irritiert.
    »Was haben Sie denn eigentlich am Samstag gemacht, Bregård?«
    »Ich war zu Hause.« Er machte ein abweisendes Gesicht. »Ohne fernzusehen, ohne Radio zu hören. Ich bin einfach früh ins Bett gegangen.«
    Frølich nickte.
    »Ich wollte am Sonntag früh aufstehen.« Der Polizist runzelte fragend die Stirn.
    »Ich habe eine längere Wanderung im Wald gemacht.«
    »Ist es dazu jetzt nicht zu nass?«
    »Es ist nass, aber ich mache trotzdem solche Wanderungen.«
    »Allein?«
    »Allein«, bestätigte Bregård nickend.
    »Oft?«
    »Ja, oft.«
    Frølich sah ihn an. Er war braun gebrannt, muskulös. Nicht unwahrscheinlich, diesem Mann im Wald zu begegnen. Absolut nicht. Einfach nur in anderen Kleidern, einem Isländer statt des weißen Baumwoll-Sweatshirts, einer grünen Kunstfaserhose statt der modischen Hose. Bergstiefel und graue Wollsocken. Himmel, ja, dieser Typ war bestimmt viel im Freien. Aber es war eine andere Frage, ob er gerade Sonntagmorgen unterwegs gewesen war. Frølich beschloss, das Thema zu wechseln.
    »Haben Sie sie gut gekannt, Reidun, meine ich?«
    Bregård zögerte.
    »Sie haben ein halbes Jahr lang zusammen gearbeitet«, drängte Frølich. »Haben Sie sie gut kennen gelernt?«
    »Einigermaßen.«
    Der Kerl war irgendwie unsicher.
    »Tut mir Leid«, seufzte er resigniert. Bewegte sich unruhig und legte die Hände auf den Tisch. »Es ist einfach zu schrecklich! Am Freitag war sie doch noch hier!«
    Er sagte noch etwas, das in einer hektischen Bewegung unterging. Sein Mienenspiel hätte gut ins Fernsehtheater gepasst, dachte Frølich. Die Hände, die sich hypernervös zu Fäusten ballten und wieder öffneten. Gleichzeitig diese gefühlsbetonten Kopfbewegungen. Das hatte etwas Übertriebenes, etwas Künstliches. Es bot keinen angenehmen Anblick. »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
    »Freitagnachmittag. Ich wollte mit ihr ausgehen, aber sie konnte offenbar nicht.«
    Der Polizist wartete. Aber der Mann brachte den Rest nicht über die Lippen.
    »Sie waren also auch früher schon zusammen ausgegangen?«
    »Das ist vorgekommen.«
    »Waren Sie zusammen?«
    »Zusammen?«
    Der Mann wandte sich um, wie um zu wittern. Frank Frølich holte tief Atem, starrte kalt zurück. »Waren Sie mit ihr zusammen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Haben Sie zum Beispiel mit ihr geschlafen?«
    Bregård ging zurück zu seinem Sessel und setzte sich wieder. Er war wütend. »Ja, ich habe mit ihr geschlafen«, sagte er mit abweisendem Gesichtsausdruck.
    »Haben Sie oft miteinander geschlafen?«
    »Jetzt haben Sie verdammt noch mal, was Sie wollten! Wollen Sie auch noch wissen, wie lange wir es jedes Mal gemacht haben?«
    »Geografie und Liebe«, Frølich dachte an das Stück von Bjørnstjerne Bjørnson.
    »Hatten Sie eine Beziehung?«, fragte er freundlich.
    »Nein! Wir hatten keine Beziehung.«
    »Sie haben also schon länger nicht mehr miteinander geschlafen?«
    Bregård gab keine Antwort.
    »Oder konnten Sie einfach anrufen, wenn Sie gerade Zeit hatten, und eine Nummer bestellen?«
    Bregård nahm langsam die Brille ab. Seine Finger zitterten nicht. Aber sein Blick war tödlich. »Sie können wirklich dankbar sein, dass Sie dienstlich hier sind. Wenn nicht, dann würde ich

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