Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
Vom Netzwerk:
richtete er seinen Blick auf einen Punkt schräg über ihr, um nicht zu zerstören, was hier in der Luft hing. Er lächelte ein bisschen unbeholfen. »Heutzutage kann ein Verhältnis ja alles zwischen Verlobung und …«
    Weiter kam er nicht.
    Sie fiel ihm mit gebleckten Zähnen ins Wort: »Und einem Stich , w ie manche es doch so gerne nennen.«
    Intensive Augen. Ihre Kiefermuskeln waren zu zwei hässlichen Knoten angespannt. Als ob jemand hinter ihr stand und ihr die Mundwinkel hochzog.
    Seine Augen fanden ihre, doch das schien sie nicht zu bemerken. Ihre Stimme kam von weit her, als ob sie in einem Boot auf einem stillen See säße und zu jemandem Unsichtbaren redete.
    »Bekanntlich lassen manche Frauen sich ja gern als Mülleimer benutzen.«
    Eine Blase war geplatzt. Sie starrte einen Moment lang in ihre Tasse. Als sie abermals den Blick hob, war sie wie zuvor. Beherrscht und adrett.
    »Es ist schon einige Jahre her, dass wir auf der Straße Pornohefte verbrannt haben.« Sie lächelte selbstironisch.
    Franken spielte ihr Spiel mit und erwiderte das Lächeln. Er täuschte sie, indem er den Kopf abwandte und für wenige Sekunden aus dem Fenster schaute. Sie biss an. Er spürte, wie ihr Blick ihn abtastete. Er sah sie wieder an. »Es tut mir Leid, wenn ich ungeschickt war, aber ich konnte ja nicht wissen, dass Sie und Bregård …«
    »Aber das stimmt doch auch nicht!«
    Sie lachte mit offenem Mund. Sie war schön, wenn sie lachte. Schön und adrett.
    »Du meine Güte! Bin ich so leicht misszuverstehen?«
    Nein, er hatte überhaupt nichts missverstanden. Aber es gab hier etwas, was er nicht zu fassen bekam, was aber vermutlich fertig verpackt vor seinen Augen auf dem Tisch lag, ohne dass er es sehen konnte.
    »Ich leite diesen Betrieb zusammen mit meinem Mann. Er ist hier der Direktor.«
    Franken sah in seinen Notizen nach. »Ich hatte schon gedacht, ich wäre taktlos«, log er und lachte die üppige Frau, die nun aus ihrem Blick sprach, willig an.
    Wieder biss sie an. Wogende Welle unter der Bluse, leichte Röte auf den Wangen.
    »Terje Engelsviken ist also Ihr Mann?«
    Sie nickte zögernd. »Ich meinte nur, dass …«
    Sie unterbrach sich und zog die Nase kraus. »Das bringt mich nur so auf. Alles geht so leicht! Es ist nicht richtig, dass sich alles nur um Sex dreht!«
    »Es gibt ja auch so etwas wie Liebe«, schlug er vorsichtig vor.
    Sie hob wachsam den Kopf. »Vielleicht«, gab sie zu. »Aber was soll das denn sein, Liebe, meine ich?«
    Klebrige Frage. »Na ja, ich bin nicht gerade ein großer Philosoph.«
    »Aber ist das Philosophie?«
    Ganz offensichtlich beschäftigte sie dieses Thema. Ihre Miene wirkte ernst und nachdenklich. »Die Beziehung zwischen Menschen«, begann sie. »Wenn zwei Menschen sich finden und sich zusammen eine Existenz aufbauen. Worauf beruht das alles?«
    Klebrig, dachte Frølich, wie klitschiges Bonbonpapier an den Fingern.
    »Liebe«, schlug er vor, um zu entkommen.
    Sie lächelte zur Antwort nachsichtig zu ihm herab, von irgendwo sehr hoch oben. »Liebe ist ein flüchtiger Begriff.«
    Es war eine Belehrung. Ein Stein kann nicht fliegen, Mutter Nille kann nicht fliegen. Ihr Blick hatte Nachsicht mit ihm. War voller Fürsorge für den Idioten auf der anderen Seite des Tisches. Sie wägte ihre Worte jetzt ab, hatte Angst, sie könnten zu schwierig für ihn, diesen Schafskopf, sein:
    »Das Flüchtige kann überhaupt nichts tragen. Jedenfalls nichts so Beständiges wie das gemeinsame Leben zweier Menschen.«
    Ergo ist Mutter Nille ein Stein. Frølich seufzte bei dem Gedanken an seine Schullektüre, rührte in seinem Kaffee und räusperte sich vorsichtig:
    »Gemeinsames Leben?«
    »Ihnen ist wohl noch nie der Gedanke gekommen, dass manche Menschen ihre Versprechen ernst nehmen«, fragte sie aggressiv. Ihre Lippen zitterten angespannt. Frølich verschüttete seinen Kaffee. Er griff nach einer Serviette auf dem Tablett und wischte das Schlimmste weg, aber das bemerkte sie nicht.
    Sie saß vornübergebeugt, ihre Finger so weiß und leicht zitternd wie ihre Oberlippe. »In guten wie in schlechten Tagen. Was bedeutet das?«
    »Immer«, schlug er vor.
    Diese Antwort schien richtig zu sein. Sie beruhigte sich und schwieg. »Es ist Ihnen also neu, dass Bregård und Reidun auch außerhalb der Arbeitszeit Kontakt hatten?«
    Sie antwortete nicht, sondern starrte abwesend vor sich hin. Frank Frølich wusste nicht so recht, ob sie seine Frage gehört hatte. Er hustete.
    »Sie hat nur an sich selber

Weitere Kostenlose Bücher