Tödliche Investitionen
gedacht«, sagte Sonja plötzlich.
Franken sah sie eindringlich an.
»Verstehen Sie das nicht falsch! Ich meine nur, dass das Wort Verhältnis nicht passt. Ich nehme an, sie fühlten sich zueinander hingezogen, aber …«
Er nickte. »Sie waren zwei junge … schöne Menschen, die zusammengefunden haben?«
Sie holte Luft. Ein Hauch von Eis in ihrer Stimme. »So könnte man es wohl ausdrücken.«
Da war es wieder. Sie hätten wohl erst heiraten sollen, dachte er spöttisch und wagte den Sprung: »Sie meinen, sie haben sich gepaart?«
Ruhige Hand, leerer, toter Blick. Die Hand stellte die Tasse ohne ein einziges Klirren weg.
Game over.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. Ihr schönes Gesicht war professionell verschlossen und schien uneinnehmbar hinter einer unsichtbaren Glaswand.
Frank Frølich übereilte nichts. Er ließ sich Zeit und blätterte in seinen Notizen. »Ich habe mit Lisa Stenersen und mit Bregård gesprochen.«
Sie nickte kühl.
»Wird sich der Verlust von Reidun Rosendal auf die Firma auswirken?«
»Marginal.«
Er beugte sich leicht vor. »Marginal?«
»Als wir davon gehört haben, hatten wir eine Besprechung. Terje hat schon eine Lösung gefunden.«
Terje, der Gatte und Direktor. »Terje habe ich wohl verpasst.«
Wieder ein kühler Blick. »Er ist heute leider nicht hier.«
»Dann habe ich ihn ja noch gut.«
Nicken.
»Wir müssen alles über Reidun Rosendals verschiedene Kontakte herausfinden. Ich könnte deshalb ein Kundenregister oder ihre Besuchsliste brauchen.«
Sie zog ihre Bluse stramm und erhob sich. Sie trat an einen der Computer, und schon bald knisterte ein Drucker. Sie reichte ihm ein Blatt Papier.
Frølich verabschiedete sich.
Unten am Empfang war niemand zu sehen. Lisa Stenersen hatte erzählt, dass Kristin Sommerstedt die Tote gekannt hatte. Frølich schaute auf die Uhr und beschloss, später mit Reidun Rosendals Freundin zu sprechen.
Er verließ das Gebäude und öffnete die Tür seines Autos. Er wandte sich noch einmal zu dem Haus um, aus dem er gekommen war. So viel Glas und doch nirgendwo durchsichtig. An manchen Stellen war es undurchdringlich wie Metall. Meine Herrn, dachte er und stieg ein. Was für eine Bande!
Dreizehn
Die Tür des Polizeigebäudes hatte sich gerade hinter ihm geschlossen, da blieb er plötzlich stehen und machte auf dem Absatz kehrt. Aber es war zu spät, er war bereits entdeckt worden. Die Frau von der Zeitarbeitsvermittlung strahlte ihm entgegen. Ihr dicker Körper kam auf ihn zugewogt.
»Ho! Ho! Hallo, Frank!«
Ein Wackelpudding auf der Flucht von einem Kinderfest, dachte er und machte sich auf das Weitere gefasst. Er war immer wieder aufs Neue überrascht von dieser Kombination von großem Körper und kleinem Kopf. Oben thronte eine lila Punkfrisur, und unten stöckelte sie auf dünnen Absätzen. Sie trug eine schwarze Stretchhose, die sich über dem Bauch spannte. Jetzt winkte sie. Ihre ganze Gestalt wallte und wogte.
»Jetzt laufe ich hier schon seit Stunden wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend!«
Er spürte, wie sich seine Ungeduld zwischen seinen Augen breit machte.
»Und jetzt kommst du! Wo ich gerade vergessen hatte, was ich fragen wollte!«
Sie brach in ein schallendes Gelächter aus, packte seinen Arm und zog ihn zur Treppe, während sie sich geheimnisvoll umschaute. Er versuchte, sich loszureißen, doch es gelang ihm nicht.
»Es geht um diesen Brief, den ich für dich schreiben soll.«
Sie hielt ihm ein paar Blätter unter die Nase, und er konnte die Treppe nicht mehr sehen. Irgendwer kam ihnen entgegen, und Frølich stellte sich seitlich und drückte sie eine Stufe tiefer.
»Oh!«, rief sie. »Body!«
Er lief weiter nach oben, um zu entkommen. Aber sie verfolgte ihn die Treppe hinauf und über den Flur. Völlig außer Atem war sie immer zwei Schritte hinter ihm. Sie wedelte mit den Unterlagen und redete ununterbrochen, während sie auf ein falsch geschriebenes Wort zeigte. Er legte die Hand auf die Klinke der Bürotür und drehte sich zu ihr um. »Alles klar«, er verbeugte sich. »Schreib das so, wie du willst, alles klar.«
Der Wackelpudding beruhigte sich. Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Weißt du, was der zu mir gesagt hat, dein Chef?«
Sie deutete mit dem Kinn auf die Bürotür hinter seinem Rücken.
Was auch immer, es kann nicht schlimm genug gewesen sein, dachte Frølich. Er ließ sie weiterreden, sich zu beiden Seiten umsehend und demonstrativ verstummend, als zwei uniformierte
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